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Uli Backmann | 12. November 2016
Ihr Spezialist für gutes Schlafen
Recklinghäuser Straße 152
Haltern am See I Tel.: 0 23 64- 60 48 688
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deutsche
Münsterlandbegriff
‚Baum‘, genau wie im Hochdeut-
schen, ist in Haltern der ‚Boom‘.
Die offizielle Bezeichnung für
das Plattdeutsche ist ‚Nieder-
deutsch‘, so wie es auch in der
‚EU-Charta der Regional- oder
Minderheitssprachen‘ genannt
ist. Luthers Bibelübersetzung
1522 ins Hochdeutsche trug
zumUntergang der früher eigen-
ständigen des Sprache ‚Nieder-
deutsch‘ bei“, weiß der frühere
Verwaltungsbeamte zu berich-
ten, der noch in verschiedenen
Funktionen für sein geliebtes
Plattdeutsch im ehrenamtli-
chen Einsatz ist. So war er bei-
spielsweise jahrelang Heraus-
geber und Redaktionsleiter des
‚Terminkalender für plattdeut-
sche Theateraufführungen in
Westfalen‘. „Dabei habe ich 250
Bühnen angeschrieben, von Ib-
benbüren bis ins Sauerland, von
Bocholt bis Bielefeld.“ Er ist seit
2004 Vorsitzender der Fachstelle
niederdeutsche
Sprachpflege
im Westfälischen Heimatbund
Münster und seit 2014 in seiner
dritten Amtszeit auch Delegier-
ter für Westfalen im ‚Bundesrat
für Niederdeutsch‘ in Bremen im
Einsatz. Außerdem präsentiert
der heute 66-Jährige zwischen
Dortmund und Münster auch
plattdeutsche Vorträge mit Lie-
dern, die er auf der Gitarre sel-
ber begleitet.
Als Kiepenkerl unterwegs – ohne
„Schnäpschen“ Jahrzehntelang
war er auch Kiepenkerl. „Ich
will nicht der Kiepenkerl von
Haltern sein“, erklärt er lapidar.
„Schnäpschen“-Einschenken,
wie oftmals von Kiepenkerlen
praktiziert, ist nicht seine Sa-
che. Für anspruchsvolle Auftritte
mit plattdeutschen Beiträgen
jedoch ist Uli Backmann jeder-
zeit zu haben. Davon zeugen
auch viele Kiepenkerl-Auftritte
im Münsterland. 1982 sprach
ihn die Plattdeutsche Spielschar
Vest Recklinghausen an. Dort
begann er mit dem Theaterspie-
len und machte dafür auch in
Haltern Werbung in einer gelie-
henen Kiepenkerl-Kluft. „Später
habe ich mir einen eigenen Blau-
kittel und eine Kiepe beschafft“,
erzählt er.
Weitere Auftritte als Kiepen-
kerl folgten. 1982 erfuhr er vom
jährlichen
Kiepenkerl-Treffen
in Stadtlohn. „Hier treffen sich
am dritten Sonntag im Oktober
immer 30 bis 40 Kiepenkerle
des gesamten Münsterlandes.
Ab 1982 war ich als Halterner
Kiepenkerl meist dabei.“ – Nicht
alle Kiepenkerle nehmen an
dieser Veranstaltung der Stadt-
lohner Werbegemeinschaft teil,
auf der von den Blaukitteln Äp-
fel, Eier und Schnaps kostenlos
verteilt werden. „Einige fühlten
sich durch die Werbeaktionen
vereinnahmt. Doch mir ist es
wichtig, mit anderen auf Platt-
deutsch zu kommunizieren.
Rund 80 Personen, auch Frau-
en in Trachten und Tödden sind
durchschnittlich dabei“, berich-
tet Uli Backmann von einer sei-
ner
Lieblingsveranstaltungen.
„Tödden sind Leinenhändler aus
dem Tecklenburger Land, die
Vorläufer der Textilhändler, wie
zum Beispiel C & A.“
KIEPENKERL-BUCH UND
ERSTE ERWÄHNUNG
Auf der Stadtlohner Veranstal-
tung traf er 1982 Jupp Witte aus
Lünen, der Interesse an einem
Kiepenkerl-Buch hatte.
Mit diesem brachte er eine Chro-
nik heraus. 1992 entstand über
das Kulturamt der Stadt Haltern
das Arbeitsbuch „Wi staoht fast
– Kiepenkerle in Westfalen“. „Da
haben wir die Geschichte der
Kiepenkerle beleuchtet“, erzählt
der Halterner Paohlbürger. Als
die Erstauflage mit 500 Exem-
plaren vergriffen war, habe er
allein weitergemacht. „Ich habe
das Buch 1998 auf eigene Kos-
ten überarbeitet, fortgeschrie-
ben und als Grundwerk in einer
Auflage von 500 Stück herausge-
bracht.“ Das 210-Seiten-Werk ist
ebenfalls schon vergriffen.
1474 hat der Kartäusermönch
Werner Rolevinck aus Horstmar
ein Buch in Latein herausge-
bracht. „Darin wurde der erste
Kiepenkerl beschrieben. Kie-
penkerle tauschten städtische
Produkte und Kurzwaren gegen
landwirtschaftliche wie But-
ter, Eier, Schinken, Wurst und
Speck und verkauften diese auf
den Märkten in den Städten. Sie
waren im Münsterland weit ver-
breitet.“
25 Jahre war er federführender
Herausgeber und auch Autor
des ‚Halterner Jahrbuchs‘. Zur-
zeit schreibt er für die ‚Halter-
ner Zeitung‘ die Serie „Damals