Lokallust Haltern am See - page 37

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Erwin Goße |
23. September 2017
Vorbildlich für Kranke und Ältere
Erwin Goße ist seit seiner Geburt spastisch gelähmt
Beeindruckend und Mut machend: Trotz
spastischer Lähmung seit seiner Geburt und
schwersten einschränkenden Handicaps ist
er ein Vorbild für seine Mitmenschen.
„Wo Erwin ist, da freut man sich“, erzählt Horst
Brodisch, der ihn und eine weitere behinderte
Person ehrenamtlich betreut und als Dienst-
leister in der Wohnanlage Marienhof tätig ist.
Erwin Goße – das ist der 75-jährige Schwerst-
behinderte, der sich nicht unterkriegen lässt,
auch wenn es ihm sehr schlecht geht: Der
gebürtige Recklinghäuser lebt heute in ei-
nem Elektrostuhl mit angebautem Tisch, der
umklappbar und zum Essen dient. Normales
Sprechen kann er wegen Spasmus nicht: Un-
verständliche Laute kommen über seine Lip-
pen, seine Arme kann er kaum bewegen, doch
geschickt bedient er den Joystick zum Fahren
seines E-Stuhls. Kleine Brotstückchen spießt er
mühselig mit der Gabel auf, oft muss ihm beim
Essen geholfen werden. Doch trotz alledem: Er
bereichert sein Umfeld. Aufmerksam und in-
teressiert registriert er seinen Gesprächspart-
ner, und mit Unterstützung seines Betreuers
Horst Brodisch, der ihn häufig besucht, erzählt
er aus seinem Leben. Viele Bilder an der Wand
erklären seinen Lebensweg: Als Junge erhielt
er ein von seinem Vater selbst gebasteltes
Gokart, das von einem Schäferhund gezogen
wurde, und als junger Mann zog ihn ein Pony
mit einer Minikutsche über die Straßen. Lange
wohnte Erwin Goße mit seinen Angehörigen in
Stever-Nähe amHeimingshof in Haltern.
Die letzten Jahre bis 2009 lebte er behinder-
tengerecht im Haus seines Bruders. Seit 2009
ist nun, seinem Wunsch entsprechend, das
Seniorenzentrum Kahrstege sein Zuhause, wo
er liebevoll umsorgt wird und wo er sich recht
wohl fühlt. Hier ist er sehr zufrieden. „Erwin ist
ausgesprochen tierlieb, und mit ihm kommen
alle gut zurecht“, weiß Brodisch zu berichten.
„Bei schönem Wetter ist er viel unterwegs.
Gerne hält er sich auch im nahe gelegenen
Sundern und in der Innenstadt auf. Erwin
macht alles mit.“ So war er beispielsweise bei
der Fußball-Europameisterschaft beim Public
Viewing 2012 im Kardinal-von-Galen-Park und
präsentierte an seinem E-Stuhl eine Deutsch-
land-Fahne, die ihm zugesteckt worden war,
und sein eingebauter Tisch diente bereitwillig
als Ablagestelle für Getränkebecher von Be-
suchern. Sonntags fährt er gerne zum Gottes-
dienst in die Freie Gemeinde „Wendepunkt“
in der Weseler Straße. „Seit 2007 ist er Christ
und am 12. September 2010 ließ er sich im
Silbersee taufen. Ich habe mit ihm das Markus-
Evangelium durchgearbeitet, und aus großer
Not war er zum Glauben gekommen. Erwin hat
Jesus Christus in sein Herz geschlossen. Durch
seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist
er sehr beliebt und aufbauend für andere. Er
muntert seine Mitmenschen auf und ist ein
Zugpferd auch für andere Rollstuhlfahrer. Die-
se hatten sich auch schon bei ihm an seinem
E-Stuhl eingehängt und sind durchs Haus ge-
zogen“, so schmunzelnd Brodisch. „Die Pflege-
kräfte und die Reinigungsfrau mögen ihn alle“.
Mit Hilfe seines medizinischen Motorfahrrades
hält er sich fit. Dabei werden seine Beine an-
geschnallt. „Ich wünsche mir, dass Erwin auch
noch für viele andere zumMutmacher wird.“
Erinnerungsbilder an der Wand.
Erwin Goße
Horst Brodisch kümmert sich intensiv um Erwin Goße.
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