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Himalayan 100 Mile Race | 18. Februar 2017
gerissen oder gar die Knochen
gebrochen.“ Es ging immer längs
der Grenze zwischen Nepal und
Indien. „Ein Schritt zu viel nach
rechts undman wäre 200 Meter hi-
nabgestürzt, ein Schritt nach links
und man war illegal in den Nepal
eingereist“, erklärt Kauczor.
Nach sieben Stunden und 33 ge-
laufenen Kilometern kam endlich
eine Versorgungsstation in Sicht.
Schon da war Kauczor ziemlich am
Ende, doch der Streckenposten
zeigte ihm, wo der Weg die näch-
sten fünf Kilometer hinführen wür-
de. „Er zeigte fast senkrecht nach
oben! 1000 Höhenmeter waren
auf den fünf Kilometern zu über-
winden!“ Die letzten zwei Stunden
wurden zur Qual. Nach fast zehn
Stunden kam Rainer Kauczor im
Ziel an, auf 3700 Meter Höhe und
bei 0 Grad Außentemperatur.
Übernachtet wurde in einer
Sherpahütte, als Bett diente ein
Brett mit einer Decke darüber.
Duschen? Gerne! Allerdings nur
mit aufgefangenem Regenwasser
vom Dach der Hütte. Heizung?
Fehlanzeige! Toilette? Ein Klo ohne
Wasserspülung! Schlafen konn-
te Kauczor nur eine Stunde. „Mir
tat alles weh und auf 3700 Meter
Höhe fehlte mir einfach die Luft
zum Atmen.“ Am nächsten Tag
ging es auf einen 32 Kilometer lan-
gen Rundweg. „Damit war klar, es
würde für uns eine zweite Nacht in
der Sherpahütte geben. Das war
echt hart“, so Kauczor.
Am nächsten Tag sollte es zu-
nächst 16 Kilometer entlang der
gleichen Strecke wie am Vortag
gehen. Doch die beiden Läufer
entschieden sich für die 13 Mei-
len kürzere Variante durch den
Dschungel. Hier knickte Kauczor
um, der Knöchel wurde sofort
dick, doch aufgeben wollte der
60-Jährige nicht. Er schaffte auch
den vierten Tag mit der 22-Kilo-
meter-Etappe. Nun galt es noch,
den fünften und letzten Tag hinter
sich zu bringen. Zehn Kilometer
bergauf, anschließend 18 Kilome-
ter bergab mit anschließendem
Zieleinlauf in Mirik. „Ich konnte
das Ziel zunächst hören, kurze
Zeit darauf auch sehen. Volksfest-
stimmung! Je ein indische und
nepalesische Kapelle spielten auf.
Menschen und Kultur waren
für Reiner Kauczor auf der
Reise im Grenzgebiet von
Indien nach Nepal sehr
beeindruckend.
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