Gerade wollte ich schreiben,
dass meine Omma ein Fan die-
ser Kolumne ist. Das fand ich im
nächsten Moment aber schon
wieder ziemlich großkotzig von
mir.
Deswegen schreibe ich hier
jetzt lieber, dass ich ein Fan
meiner Omma bin und mich
sehr darüber freue, dass sie
meine Kolumne regelmäßig
liest und rezensiert.
Größter, meistgenannter und
zum Glück auch einziger Kritik-
punkt: „Immer schreibst Du,
dass ich ‚Omma‘ heiße!“
Ich habe es sehr ernstgenom-
men, als Omma erzählte, dass
nach ihrem Dafürhalten ihre
Heimat, der Dorstener Stadtteil
Holsterhausen, viel zu wenig in
den Medien stattfindet.
„Du hast doch die Möglich-
keiten. Schreib wenigstens du
mal was über Holsterhausen“,
hat sie gesagt und ich habe
geantwortet: „Ich notier’s mir!“
Was Omma bis heute nicht
weiß: Schon kurz nach un-
serem Gespräch habe ich nicht
nur notiert, sondern auch gep-
lant. Großes geplant.
Anruf bei Lokallust-Christian:
„Bekomme ich wohl ausnahms-
weise eine Doppelseite für mei-
ne Kolumne?“ Christian: „Geht
klar!“
Also wird das Holsterhau-
sen-Spezial in Überlänge zeleb-
riert. Ein Ende der von Omma
angeprangerten medialen Hol-
sterhausen-Ebbe ist in Sicht.
Wieso aber hat Omma den
Eindruck, dass ihr Stadtteil
stiefmütterlich von der Presse
behandelt wird? Hier passiert
doch so viel! Hier wohnen doch
so viele! Hier steppt der Bär!
Hier geht die Post ab! Hier boxt
der Papst im Kettenhemd!
Ich muss es wissen, schließ-
lich bin ich in Holsterhausen
zur Grundschule gegangen,
habe selbst lange dort gewohnt
und wurde nicht zuletzt auch
dort getauft. Allerdings nicht
vom im Kettenhemd boxenden
Papst. Es war Pfarrer Ludger
Ernsting von der Sankt-Antoni-
us- Gemeinde.
Fritz Schaefer (Jahrgang 1997)
ist leidenschaftlicher Beo-
bachter und Belauscher. Der
gebürtige Dorstener teilt sei-
ne Gedanken und Erlebnisse
monatlich in der Lokallust
mit. Lustig, charmant und be-
stimmt auch kritisch. Neben
seinen Hörspiel- und Filmpro-
jekten arbeitet er für verschie-
dene Verlagshäuser und Rund-
funkanstalten. Die Universität
Witten/Herdecke machte ihn
2015 zum „Pfad.finder“-Sti-
pendiaten. Seit 2016 ist er Mit-
glied der Grimme-Preis-Jury.
Die Fritz-Kolumne ist zu-
sätzlich immer online hörbar
– als Pommes-Soko-Erfinder
und
Ex-Mike-Litt-Praktikant
hat der Autor ein Faible für das
gesprochene Wort. QR-Code
scannen oder unter lokal-
lust.de anhören. Leserpost:
Holsterhausen-Spezial
(und Omma hat Geburtstag)
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Und da fällt mir gleich eine
Holsterhausener
Besonder-
heit ein: Bei über den Gottes-
dienst hinaus gehenden Fei-
erlichkeiten kündigte Pfarrer
Ernsting immer gerne an, dass
man sich im Anschluss noch
zum fröhlichen Beisammen-
sein bei „Adolf“ im „Deutschen
Eck“ träfe, was die fremden
Kirchgänger immer ziemlich ir-
ritierte.
Die echten Dorstener wissen
sofort, wovon ich hier schrei-
be – allen anderen kann ich nur
empfehlen, der charmanten
Gaststätte an der Hauptstraße
einen Besuch abzustatten und
diverse Schnitzel zu bestellen,
die sind nämlich verdammt gut.
Nicht weit entfernt von
„Adolf“, in der Ausgrabung-
stätte des Römerlagers, die
jetzt eine Neubausiedlung ist,
soll unter anderem ein Brief-
kastenschild mit der Aufschrift
„Schaefer – bitte keine Wer-
bung“ gefunden worden sein.
Will sagen: Meine Familie ist
schon echt lange hier.
Omma natürlich noch viel
länger als ich. Sie kennt ihn
auswendig, diesen Ort, der
sehr penibel zwischen den zwei