Lokallust Dorsten - page 22

Weihnachten geht auch anders
Ein Platz
am Tisch
bleibt leer
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Ein Platz am Tisch
Schlagenwerth
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Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!
Da war es wieder. Dieses Gefühl, dass Weihnachten in die-
sem Jahr nicht Weihnachten ist. Weil es anders sein wird.
So ganz anders als sonst. Und das darf doch eigentlich nicht
sein. Weihnachten ist Weihnachten, Weihnachten ist im-
mer so, mit all seinen Liedern, Ritualen, Düften und Tradi-
tionen. Anders geht es gar nicht. Trotzdem verändern sich
diese Tage immer wieder. Weil es zum Leben gehört – und
das ändert sich eben. Immer schon war zu Heiligabend ein
Platz am Tisch unserer Familie leer geblieben – eingedeckt,
geschmückt, aber leer. Für die, die gestorben waren und für
die, die eventuell vorbeikommen würden. Weil sie an diesem
Tag ansonsten alleine waren. Ein Brauch, den meine pol-
nischen Großeltern an uns weitergegeben hatten. Und der
ganz selbstverständlich so übernommen wurde. Ein Platz
bleibt frei.
In diesem Jahr wird allerdings ein weiterer Platz frei blei-
ben. Einer, den ich gar nicht freilassen mag, einer, dessen In-
haber aber schon jetzt, Mitte November, verkündet hat, dass
er Weihnachten mit seinem Freund und Studienkollegen in
Holland verbringen wird. „Hab ich dir doch längst gesagt.“
Nein, hast du nicht, mein Sohn, das hätte ich keineswegs
vergessen. Weihnachten ohne dich? Hm. Wie geht das, wie
macht man das, wie kriegt man das hin? Ja, loslassen, ich
weiß es. Junge Erwachsene interessieren zu einem gewissen
Zeitpunkt weder das gemeinsame Plätzchen backen, Lieder
unterm Weihnachtsbaum noch Familiengeschichten zum
Fest. Sie wollen raus, weg, und ihr eigenes Weihnachten ent-
decken. Alles klar. Aber was machen Eltern dann? Bestenfalls
ein strahlendes Gesicht, alle guten Wünsche mit auf den Weg
geben, eventuelle heimlich ein kleines Geschenk in die Reise-
tasche schmuggeln und das war es dann wohl. Für die einen,
für die, die in die Welt ziehen und sie entde-
cken wollen. Die, die zurück bleiben, haben
eine neue Aufgabe. Weihnachten geht auch
anders, Kinder werden erwachsen, der Kreis
derjenigen, die sich zum Feiern versammeln,
dreht sich. Ein Platz am Tisch bleibt leer. Im-
mer. Für einen unerwarteten Gast, der kein
Zuhause hat oder für einen, der es Heiliga-
bend nicht mehr bis dorthin schafft. Oder die-
ses Mal eben zwei. Warum nur hoffte ich jetzt
schon heimlich, dass sich dieser zweite Platz
doch füllen würde.
Tatsächlich füllte er sich, aber ganz anders,
als ich es erwartet hatte. Die Tage vor Weih-
nachten waren wie immer gefüllt mit einigen
Feiern, Adventsgrillen mit den Nachbarn,
Glühweintrinken, Weihnachtsmarktbesuchen
und Geschenke besorgen. Nicht wirklich viel
Zeit für andere Dinge.
Es war ein ziemlich kalter Nachmittag An-
fang Dezember, wir hatten den Kamin ange-
macht, Kerzen angezündet, im Ofen brutzelte
ein Auflauf. Und dann stand mit einem Mal
dieses kleine Mädchen vor unserem Fenster.
Erst dachte ich, dass ich mir das nur eingebil-
det hätte. Doch ich ging ein Stück näher und
sah draußen eine winzige Gestalt, eingemum-
melt in Schal und dicke Weste, die Mütze ein
wenig verrutscht, ein winziges Wesen, dass
sich auf die Zehenspitzen stellen musste,
um einen Blick in unser Wohnzimmer zu er-
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