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Titelgeschichte Erstausgabe Lokallust Dorsten - 5 Jahre später
„Wir unterstützen sie, damit sie
von ihrer Kunst leben können.“
Für öffentliche Aktionen finden
die Künstler eine großzügige Büh-
ne in der Ausstellungshalle, die
auch für private Feste und Veran-
staltungen gebucht werden kann.
Ein kurzer Weg über den Platz
verbindet das Trafo-Gebäude mit
dem zweiten Kunst-Schauplatz
auf Fürst Leopold. Die ehemalige
Lohnhalle gibt Künstlern aus den
Bereichen Malerei, Grafik, Design
und Objektkunst unter dem Titel
„Ruhrstadt-Galerien“ eine Hei-
mat. Darüber hinaus haben sich
Medienagenturen,
Fotografen,
Webdesigner und Restaurato-
ren in dem historischen Gebäu-
de niedergelassen. Auch dieser
Standort fasziniert Besucher mit
bergbautypisch eindrucksvollen
Dimensionen - die Lohnhalle gab
schon mehrmals den stilvollen
Rahmen ab für Konzerte und Aus-
stellungen.
Aber Fürst Leopold will nicht nur
Kunstfreunden, sondern einem
breit gefächerten Publikumetwas
bieten. Berührungsängste kennt
Ehlert nicht. Das historische Ge-
bäudeensemble war Schauplatz
einer „Extraschicht“ in der Nacht
der Industriekultur, diente als
Bühne für so unterschiedliche
Aktionen wie Weihnachtssingen,
Poetry-Slam, Schallplattenbörse
oder Oldtimer-Treffen. Apropos:
Am 26. April steht das dritte US-
Car-Treffen auf dem Programm.
Das mag auch ein wenig der Tat-
sache geschuldet sein, dass Ralf
Ehlert in der Leidenschaft vieler
Autoliebhaber das eigene Hob-
by wiedererkennt und sehr gern
den Autos auf Fürst Leopold eine
Bühne einräumt. Wenn es sein
muss, kommt für diesen Zweck
ausnahmsweise der Pressluft-
hammer zum Einsatz.
2013 wurde ein Durchbruch in
eine Seitenwand der Waschkaue
geschlagen, damit zahlreiche
Traumobjekte der Autofreunde
unbeschadet hinein rollen konn-
ten. 400 Gäste waren begeistert.
Die Präsentation des eleganten
neuen Jaguar F-Type im Malo-
cher-Ambiente des ehemaligen
Bergwerks sorgte für Gesprächs-
stoff, Ralf Ehlert kann sich immer
noch über diese spektakuläre PR-
Aktion in der Waschkaue freuen.
Sie ist das Größte, was Fürst Leo-
pold räumlich zu bieten hat. Der
Dorstener kennt ihre Eckdaten
auswendig: 2.630 Quadratme-
ter Grundfläche, 15 Meter Höhe
und 3.500 Bergmannskörbe an
der Decke. Dieser Raum hat trotz
gelegentlicher Nutzung seine Be-
stimmung noch nicht gefunden:
„Wir brauchen hier etwas Lang-
fristiges“, stellt der 53-Jährige
fest, der die gute Akustik der Kaue
mit ein paar gesungenen Takten
von „I did it my way“ unter Be-
weis stellt. Ein ausgefallener Ver-
anstaltungsort, vielfältig nutzbar,
den Ehlert nicht unter Wert ver-
markten will. Aus wirtschaftlicher
Sicht käme ein Fitness-Center als
Pächter in Betracht - aber Ehlert
denkt nicht nur ökonomisch.
Auch das Kesselhaus, in dem frü-
her der Dampf erzeugt wurde für
die Maschinen, mit denen die För-
derräder angetrieben wurden,
ist noch ein unbelebter Ort. Der
53-Jährige bleibt gelassen:
„Die entspannte Haltung des
Dorsteners hat ihren Grund. Denn
das gesamte Projekt der Neunut-
zung von Fürst Leopold orientiert
sich nach seinen Worten nicht
am maximalen Gewinn: „Eine
schwarze Null reicht aus.“ Das
Creativquartier ist zentraler Be-
standteil der Ruhrstadt-Stiftung,
die Investor Jürgen Tempelmann
2010 ins Leben rief. Ihr Zweck: Der
Erhalt der denkmalgeschützten
Gebäude, sowie die Förderung
von Kunst und Kultur, Erziehung
und Bildung. Damals sind die his-
torischen Gebäude in den Besitz
der Stiftung übergegangen. Sie
wird finanziert mit großen Teilen
der Einnahmen, die erzielt werden
mit den Neubauten für Discoun-
ter und Lebensmittelmarkt und
anschließender Nutzung. Denn
die wirtschaftliche Tragfähigkeit
des neuen Nutzungskonzepts
für Fürst Leopold sichern im We-
sentlichen zwei Größen der Le-
bensmittelbranche: 2013 hat der
Discounter Aldi eröffnet, Edeka
Honsel will 2015 mit dem Neubau
einer Niederlassung an der Halter-
ner Straße beginnen und 2016 er-
öffnen. Ein Fachmarkt soll folgen.
Ralf Ehlert hat in der Planungs-
phase ungezählte Kilometer auf
dem 53 ha großen Gelände zu-
rückgelegt, hat überlegt, verwor-