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„Trauern ist völlig okay“
Warum der Tod einen Platz in unserem Leben hat
Wenn Mechthild Schroeter-Ru-
pieper von ihrem Beruf erzählt,
reagieren die meisten Menschen
gleich. „Ach, so was trauriges“,
sagen sie dann. Oder fragen:
„Wird da nicht nur geweint?“
Mechthild Schroeter-Rupiepers
Antwort aber macht neugierig.
Denn ja, es werde vielleicht auch
mal geweint, aber nur traurig
müsse es überhaupt nicht sein.
Überraschend, arbeitet die Gel-
senkirchenerin doch als Trauer-
begleiterin für Kinder, Jugendli-
che und Familien.
„Vor einigen Jahren wurde ich
angesprochen, ob ich nicht eine
Fortbildung für Erzieherinnen
geben wolle, damit sie im Kin-
dergarten besser über Tod und
Trauer sprechen könnten. Zu
dem Zeitpunkt gab es so gut wie
keine Bücher zu dem Thema und
auch sonst nichts, wo man sich
informieren könnte,“ erzählt die
Trauerbegleiterin. Sie habe ihr
Wissen dann einfach von der
Trauerbegleitung für Erwachsene
abgleitet, auf Kinder angepasst
und damit nach und nach die
Trauerbegleitung für Familien
mit Kindern und Jugendlichen
in Deutschland etabliert. Das ist
mittlerweile über 25 Jahre her.
Heute bildet Mechthild Schroeter-
Rupieper Trauerbegleiter in ganz
Deutschland, Österreich, Schweiz
und Belgien aus und ihre Dienste
sind mehr als gefragt. Oft arbeitet
sie auch ehrenamtlich, weil den
Familien das Geld für eine profes-
sionelle Trauerberatung fehlt und
auch der Förderverein, der diese
Arbeit unterstützt, nicht alles
abdecken kann. Doch gerade in
Familien, wo die Mutter, der Vater
oder ein Kind schwer krank oder
verstorben sind, braucht es die
Hilfe einer professionellen Trauer-
begleitung, denn die Familie kann
den Verlust neben Arbeit und All-
tag kaum alleine auffangen.
Hinzu kommt – jeder Mensch re-
agiert anders auf einen Todesfall.
„Oft haben Kinder und Jugendli-
che niemanden, an dem sie sich
orientieren können und wissen
nicht, wie sie trauern dürfen,“ so
Mechthild
Schroeter-Rupieper.
„Dann arbeite ich zum Beispiel
mit sogenannten Gefühlsmons-
tern. Für jede mögliche Empfin-
dung gibt es da eine Karte, die
sich jeder individuell aussuchen
kann.“ So öffnet sie eine Familie
Ein Ballon zur Erinnerung. Foto: Lars Heidrich
Mechthild Schroeter-Rupieper
ist Trauerbegleiterin.
Foto: Mechthild Schroeter-Rupieper