Lokallust Dorsten - page 10

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Nur ein Stern
Text: Susanne Brzuska
Fotos: fotolia.de
und auf ganz besondere Weise
für mich strahlt. Ob aber auch
Luca das erkennen kann? Ja, er
kann. Und vielleicht soll es auch
so sein. Denn plötzlich scheint
es, als wenn dieser Stern, der da
oben scheinbar für uns so ganz
besonders leuchtet, anängt zu
flimmern, stärker strahlt, heller
leuchtet als all die anderen. Luca
sieht es als Erster. „Ich glaube,
er spricht mit uns.“ Ein wenig
muss ich lachen. Ja, mit mir hat
er schon oft gesprochen. Aber
das will ich jetzt nicht sagen.
„Guck mal da, das sieht aus wie
ein langer Strich, der vom Him-
mel zur Erde zeigt.“ Ein wenig aus
meinen Gedanken gerissen
schaue ich nach oben. Hat Luca
Recht? Ich muss blinzeln, aber
tatsächlich kann auch ich es se-
hen. „Vielleicht weiß dein Stern
ja, wo Mia gerade ist.“ Quatsch.
Blödsinn. Das geht mir jetzt doch
ein bisschen zu weit. Luca lässt
nicht locker, löchert mich mit
Fragen und dieser Idee, dass der
Stern uns den Weg zu Mia zeigen
könnte. Niemals. Dabei kenne ich
das alles nur zu gut. Manchmal
habe ich mir selbst eingebildet,
dass „mein“ Stern mir die Rich-
tung weist. „Ich glaube, ich weiß,
wo Mia ist,“ sagt Luca plötzlich.
„Dort, wo der Strahl hinzeigt, ist
das Schloss.“ Schloss Lembeck.
Eigentlich ganz in der Nähe. Ich
schaue meinen kleinen Sohn an.
So, wie er da jetzt sitzt, aufge-
regt, und mich hoffnungsvoll an-
schaut. „Los, lass uns hingehen.“
Immer noch bin ich skeptisch.
Hin- und hergerissen zwischen
diesen Gedanken, dass es mögli-
cherweise so sein kann und dem
Wissen, dass kein Stern der Welt
tatsächliche Lösungen findet.
Aber dieses kleine Wesen neben
mir, dass doch eigentlich mit uns
jetzt gleich Weihnachten feiern
soll, mit allem, was dazu gehört,
fröhlich und glücklich sein soll,
ist ohne Mia so traurig. Und ge-
rade jetzt wieder so erwartungs-
voll. Was soll’s, denke ich. Dann
machen wir halt noch einen klei-
nen Spaziergang. Zumindest ei-
nen Versuch ist es wert. Mitten im
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Naturpark „Hohe Mark“ liegt das
Wasserschloss Lembeck.
Der Weg vom Parkplatz führt
über die Allee in in gerader Li-
nie zum Schloss. An der Hecke
am Parkplatz steht ein altes Tor
mit Sandsteinpfeilern und zahl-
reichen Ornamenten. Danach
geht es weiter über die einstige
Zugbrücke durch einen Torbo-
gen zur Vorburg, eine zweite
Brücke führt schließlich in den
Schlosshof. Selbst jetzt, im Dun-
keln, eine einzigartige Atmos-
phäre.
Unsere
Taschenlampen
sind
nicht allzu hell, das Licht reicht
gerade eben, um uns immer wie-
der den Weg zu zeigen. Und stän-
dig ist da noch dieser Lichtstrahl,
den auch ich jetzt ganz klar se-
hen kann und der uns die Rich-
tung anzeigte. Tatsächlich? Oder
ist es alles nur Einbildung? Nein.
Denn irgendwo dort oben hö-
ren wir plötzlich ein schwaches
Maunzen. „Das ist Mia“, ruft Luca
und rennt los. Ich kann ihn nicht
festhalten, er ist schon unter-
wegs, läuft und stolpert und
fängt dann an zu lachen. „Ich
habe sie!“ Unglaublich. Was ist
das jetzt? Zufall, Glück, eine Ein-
gebung oder tatsächlich dieses
himmlische Gestirn, das schon so
lange zu meinem Leben gehört
und jetzt wieder seinen Teil dazu
beigetragen hat, dass Mia wieder
da ist, mein Sohn glücklich und
wir gemeinsam Weihnachten fei-
ern können? Keine Ahnung. Ich
hinterfrage es einfach nicht. Es ist
so. Fertig. Und wenn ich nachts
den Himmel anschaue, bin ich
froh, dass es ihn gibt, den Him-
mel, die Sterne und die Hoffnung
und manchmal eben diese Din-
ge, die es möglicherweise nicht
wirklich gibt und die trotzdem da
sind. Und uns halten.
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