Viele Jahrhunderte lang waren die
Dörfer und Bauernschaften der
Herrlichkeit Lembeck nur durch
sandige, unbefestigte Wege ver-
bunden, die vor allem von den Dorf-
bewohnern selbst benutzt wurden.
Als das Meldewesen mit Reitern
und Postwagen nach dem Ende
des 30jährigen Krieges seinen Auf-
schwung erlebte, kamen nun aber
auch öfter Fremde durch Wulfen.
Die berittene Post von Osnabrück
nach Wesel ritt über einen heute
von der Muna versperrten Waldweg
zwischen Wulfen und Altscherm-
beck, während die Kutschen der
Wagenpost Münster-Bonn durch
die Orthöve über Hervest nach
Dorsten rollten. Eine richtige Stra-
ße im heutigen Sinne kann man das
aber aus heutiger Sicht kaum nen-
nen, eher einen besseren Feldweg.
Wer hätte gedacht, dass die erste
richtige Straße durch Wulfen aus-
gerechnet in Paris entworfen wer-
den würde? Napoleon brauchte gut
ausgebaute Marschwege für sein
Heer, und daher ließ er sogenannte
Kaiserstraßen von Paris in alle Rich-
tungen seines Imperiums bauen.
Auch durch das besetzte Westfalen
verlief ab 1811 eine solche Route
Impériale, die einst bis nach Ham-
burg führen sollte, aber dort nie an-
kam – genau so wenig, wie der Kai-
ser selbst je nach Wulfen kam. Im-
merhin hatte das Dorf jetzt eine gut
befestigte Straße von Schermbeck
bis hinter Wulfen, und mehr un-
erwünschten Besuch, als ihm lieb
war. Besonders 1813 zogen nach
den geschlagenen Franzosen auch
noch die Preußen über jene Stre-
cke, die heute in etwa der B58 ent-
spricht. Die Preußen blieben, und
mit ihnen kam die sprichwörtliche
Pünktlichkeit und straffe Organisa-
tion. Ganz nach Plan fuhr jetzt die
Postkutsche zweimal in der Woche
durch Wulfen, und die Strecke nach
Haltern wurde weiter ausgebaut.
Dennoch dauerte es noch eine gan-
ze Weile, bis man bequem nach
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Heute ist sie eine der Hauptachsen in Wulfen:
Über die Hervester Straße rollen jeden Tag Tau-
sende Autos. An ihren Seiten liegen bedeutende
Autohäuser, geschäftige Tankstellen, traditions-
reiche Geschäfte und mächtige Banken. Dabei
ist es noch gar nicht so lange her, dass Wulfen
eher den verkehrstechnischen Dornröschen-
schlaf schlummerte. Vor genau einhundert
Jahren wurde die Hervester Straße zur
wichtigen Achse ausgebaut.
Eine Achse wird Hundert
Hervest rollen konnte. Erst als Felix
Graf von Merveldt gegen Ende des
19. Jahrhunderts Landrat wurde,
wurden immer neue Straßen durch
die Herrlichkeit Lembeck gebaut.
Nach Hervest fuhren die Kutschen
aber immer noch einen großen
Umweg über den Freudenberg. Die
direkte Verbindung wurde erst 1912
in Angriff genommen, im gleichen
Jahr, als zum ersten Mal elektrische
Straßenbeleuchtung in Wulfen auf-
gestellt wurde. So kam es dann,
dass vor genau 100 Jahren die
Hervester Straße feierlich eröffnet
wurde. Natürlich war sie auf mo-
dernstem Stand, mit Abwasserlei-
tungen und elektrischem Licht. Den
Verkehrsandrang von heute konnte
man sich aber damals, als noch
nicht jeder von den Vorzügen des
Automobils gegenüber dem Pferd
überzeugt war, nur schwerlich vor-
stellen.
Foto: privat