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Kutschfahrten mit Hubert Schröder | 28. April 2018
SOMMERREIFEN
V
Primacy 4
So macht ein gemeinsamer Ausflug besonders Spaß.
„Mein Opa war Bäcker hier in
Haltern. Mit seiner Kutsche hat er
damals schon Brot und Brötchen
herumgefahren,“
erinnert
er
sich. Vor ungefähr 30 Jahren hat
Hubert Schröer dann auch die
Begeisterung für die Kutschen
gepackt. So nimmt er seit mehr
als zwei Jahrzehnten aktiv an ei-
nem Kutscher-Stammtisch teil,
zu dem Kutscher aus dem ganzen
Kreis kommen. Dort tauscht er
sich mit Gleichgesinnten aus und
plant gemeinsame Ausfahrten,
manchmal sogar über mehrere
Tage. Doch trotz aller Begeiste-
rung ist es immer beim Hobby
geblieben.
„Um gewerblich zu fahren, fehlt
mir einfach die Zeit. Wenn man
zum Beispiel nur ein paar Stun-
den für eine Hochzeit unterwegs
ist, ist am Ende ein ganzer Tag
weg. Alles vorbereiten, putzen,
anspannen. Der Aufwand ist ein-
fach zu hoch,“ so Hubert Schröer.
Fährt man nur privat, sieht das
schon anders aus – zumindest,
wenn man nur ein- oder zwei-
spännig fährt. Sind vier Pferde
im Einsatz, gestaltet sich der Auf-
wand wieder höher, sind doch
viel mehr Leute nötig, um beim
Einspannen und Fertigmachen
zu helfen. Dabei ist es keineswegs
egal, welches Pferd an welcher
Stelle zum Einsatz kommt. „The-
oretisch kann jedes Pferd an je-
der Position laufen. Es ist halt al-
les Übungssache. Die, die hinten
gehen, müssen ziehen. Die die
vorne sind, müssen nach vorne
gehen und dürfen nicht schreck-
haft sein. Aber das kann man ih-
nen alles beibringen.“
Als Träger des Bronzenen Fahr-
abzeichens kennt Hubert Schrö-
er sich gut aus. Er hat schon ei-
nige Pferde eingefahren und zu
Kutschpferden ausgebildet. Das
ist es auch, was ihn so am Fahr-
sport begeistert. „Wenn man
sieht, wie die Pferde sich entwi-
ckeln, wie sie mutiger werden,
das ist einfach toll. Am Anfang
laufen sie alle in ihrem eigenen
Takt und alles ist unruhig. Aber
mit der Routine wird es ent-
spannter und wenn die Pferde
dann den Gleichklang finden, ist
das wirklich schön.“ Und die Kut-
sche dem Auto vorziehen? „Je-
derzeit“, meint Hubert Schröer.
„Denn wenn man genug Zeit hat,
ist das die schönste Art, zu rei-
sen.“ Und obendrein ist sie auch
noch zeitlos und bis ins hohe Al-
ter praktizierbar.
Das größte Gespann, mit dem
Hubert Schröer bisher mitgefah-
ren ist, war übrigens ein Acht-
spänner. Auch dabei hat man als
Kutschfahrer eine Menge Einfluss
auf die Pferde. Mit Stimme, Leine
und Peitsche dirigiert, bringen
sie ihre Passagiere von A nach B.
Und für alle anderen Teilnehmer
des Straßenverkehrs mit ihren
Autos, Mofas und Geländewagen
ist so eine Kutsche doch immer
ein schönes Stückchen Nostalgie.
Text: Dr. Felicitas Bonk
Fotos: Privat