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Erzähl- und Lesekreis inPlatt | 24. Februar 2018
„Erzähl- und Lesekreis in Platt“
Kursfortführung am 27. Februar – Neue Teilnehmer sind erwünscht
Jeweils am letzten Dienstag im Monat trifft sich der Kreis in der Muttergottestiege.
Der Kreis singt auch Platt. Schon 52 Lieder hat Willi Husmann, Leiter des Kurses,
bereits zusammengetragen.
„Alle küert guedd Platt“, sagt Willi Husmann, Leiter des Kurses „Er-
zähl- und Lesekreis in Platt“ der Volkshochschule Dülmen/Haltern
am See/Havixbeck. „Bei meinem ersten Kurs im September 2010
hatte man mich gefragt, ob wir nicht auch auf Platt singen könnten.
Meine Antwort lautete: ‚Nicks leiwer äs dat.‘ Vor einem Jahr habe
ich ein Liederheft zusammengestellt. Es sind mittlerweile 52 Lieder
aus unterschiedlichen Quellen“, so der Lippramsdorfer, der Interes-
santes zu berichten weiß: „Alle germanischen Sprachen haben das
System der Verschlusslaute p, t, k gemeinsam.
Die deutsche Standardsprache
hat dieses System verändert und
die Luft rausgenommen. Aus dem
plattdeutschen ‚water‘ hat man
‚Wasser‘ gemacht, aus ‚katt‘ re-
sultiert die ‚Katze‘ und aus Platt
‚maken‘ beispielsweise ‚machen‘.
Das Englische gehört mit zu den
westgermanischen Sprachen.“
In unserer Gegend, also im west-
fälischen Teil des Landes NRW,
werde das westfälische Platt
als einer von insgesamt zwölf
unterschiedlichen Dialekten in
der niederdeutschen Sprache,
also des Platts, gesprochen. Der
Plattdeutsch-Fachmann
beruft
sich insbesondere auf die „Karte
der deutschen Mundarten" von
einem Dr. Maurmann aus dem
Jahr 1900, der seine Karte als
Ergebnis aus der Befragung von
Dr. Wenker aus dem Jahr 1875
erstellte. „Innerhalb des Westfä-
lischen Platts zwischen Dülmen
und Haltern verläuft die Grenze
zwischen
den
Untermundar-
ten Kleiplatt (von Dülmen an in
Richtung Münster, also auf dem
Kleiboden) und dem nördlichs-
ten Ausläufer des südwestfäli-
schen Platts, kenntlich an den
Personalpronomen der zweiten
Person Plural (förmliches Anre-
depronomen), die im Deutschen
Ihr und Euch, im Halterner und im
gesamten südwestfälischen Platt
It und Ink, im Dülmener Ih und Uh
sowie weiter im Nottulner Platt Ji
und Ju heißen. Weiter heißt der
deutsche Satz ‚Da tun sie's auch.‘
im Dülmener Platt ‚Dao dot se't
auk.‘, im Halterner Platt ‚Dao dot
se't ook.‘ und im Lippramsdorfer
Platt ‚Dor daut se't ook.‘
Husmann hatte herausgefunden,
dass es im Platt nur drei Fälle
gibt: „Der Dativ und Akkusativ
sind ein Fall.“
Jeweils am letzten Dienstag im
Monat trifft sich der Kreis von 16
bis 17.30 Uhr in der Muttergottes-
stiege in Haltern am See, der bei
den zuletzt zwölf Teilnehmern
gut ankommt.
Zwei Teilnehmerinnen sind seit
der ersten Stunde mit dabei:
Christel Hettwer aus Haltern:
„Unser Kreis läuft seit fast 40
Jahren und ich gehe wie die an-
deren Teilnehmer immer noch
gerne dort hin. Der Kern ist fast
jedes Mal vollzählig anwesend.
Wir haben viel Spaß.“ Und Rena-
te Schröer, ebenfalls aus Haltern,
erklärt: „Wir haben immer eine
gute Stimmung und es macht
viel Spaß. Es hat auch mit den
bisherigen Kursleitern immer gut
geklappt. Jeder Teilnehmer kann
etwas erzählen und es wird über
alles gesprochen. Wenn wir uns
auf der Straße Plattdeutsch un-
terhalten, dann meinen die Leute
schon mal, wir kämen aus dem
Ausland.
Ich war schon in der Spinnstube,
dem Vorläufer dieses Kurses.“
Drei Teilnehmer, darunter ein
Ehepaar, kommen aus Dülmen.
Kursleiter Willi Husmann, frühe-
rer Organisationsprogrammierer
bei der Kreisverwaltung Reck-
linghausen, setzt(e) als Standard-
werk das Buch „Usse leiwe Platt“
mit ein. „Ich habe feststellen kön-
nen, dass es noch viel, auch neu-
ere Literatur gibt. Mir steht inzwi-
schen so viel Schriftgut in Platt
zur Verfügung, dass ich damit in
den Kursen nicht durchkommen
werde“, erklärt er. „Schwerpunk-
te bei unserem monatlichen
Treffen sind das plattdeutsche
Sprechen und Lesen. Auch ein
Döhnken wird mal erzählt – und
bei jedem Treffen freuen sich die
Platt-Küerer auch über ein platt-
deutsches Lied, das gemeinsam
gesungen wird.“
Für den neuen Halbjahreskurs,
der am Dienstag, 27. Februar,
um 16 Uhr startet, sind bei einer
Kursgebühr von 21 Euro Anmel-
dungen bei der VHS unter Tel.
02594 – 12400 möglich.
Text + Fotos: Reinhold Kübber