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Stadt-Gutschein | 12. November 2016
Dies und das auf Halterner Platt
„Man hätt sien Krassen“. Dat is eene Insicht, we för Gaordenarbeit,
owwer ook dat menschklicke Lirben allgemeen päss, besünners nu
in Winterdach. Bi furstige Tempraturen, äs se för düsse Jaohrestied
eegentlick normal sind, mott männigeene van us muorns, wann he
nao de Arbeit föehrn will, irst äs sien Autor frie krassen.
Wahrlick keene schöene Arbeit. Ick beduer daorüm miene Naobers,
we keene eegene Garage hä t un daorüm met Laternenparkplätze
up de Straote vörleiw nirmen mürt’t. Bi Nachtfurst o Schnai kürnt
se män fröhmuorns ’ne halwe Stunne ähr ut de Bedden kruupen. So
vull Tied bruukt se, üm ähr Tö -Tö frie te krassen un inne Gänge
te kriegen. Wann miene Naobers daomet tegänge sind, lich ick
gemötlick in mien Berre un drai mi in alle Roh no eenmaol üm.
Owwer ook usseene hätt manks sienKrassen.Nich an’t Auto,ick häbb
jao ’ne Garage.Daoför an eene Stiär, wo ick garnich met rirkt härr. Et
wass vörrige Dage, muorns fröh. Ick harr mi jüst waschket, raseert un
antrocken un satt gemötlick an’n Kürkendischk, de Tiedung un eene
Tasse Ko e vör mi. Äs ick dao so satt, dao mirken ick upmaol een
Jucken inne Rüggengirgend. Irstan häbb ick nich widder Acht drup
girben. Dat et äs juckt o t krasst, dat kann jao wull äs passeern.
Läter up’n Dach holl dat spassige Geföehl an, maol mähr, maol
wenniger. Ick konn et nich nöeger lokaliseern. Et satt midden up’n
Rüggen, so tüschken de Schullerbläer. Dao, wo’m besünners schlecht
dran kümp. Nich met de linke Hand und ook nich met de rechte,
nich van burben un nich van unnen. So vull äs ick krasst un schuert
häbb, dat Jucken holl an, wuor met de Tied sogar leiger.
Ick fong an, mi Gedanken te maaken. An düssen winterlicken Dach
harr ick mienen wullenen Pullover an, de mi so gurd staiht (düch mi
wennigstens). Wulle krasst jaol manks een birtken. Owwer worüm
hätt de Pullover dann büs nu nich krasst? Ick häbb em doch wull all
drei büs veer Jaohr. Un ick drirch de Wulle jao ook nich direkt up de
Huut. Dao sitt doch no een Hirmd un een Unnerhirmd tüschken.
Worüm krasst de Pullover bloß an eene bestimmte Stiär midden up’n
Puckel?
Fraogen ürwer Fraogen gongen mi dör den Kopp. An leiwsten härr
ick mi, so äs Schwiene dat doot, met’n Rüggen an den Döerposten
schuert. Män dat gehäört sick nich. Wann mi äs eene daobie süht?
So häbb ick mi met een Lineal ut miene Schriefdischktrecke holpen
un mi daomet de bestimmte Stiär up’n Rüggen krasst. Nützt hätt et
nich vull.
Nommdachs wass ick all bolle sowiet,dat ick nao’nHuutdokter gaohn
wull. Et könn jao een gefäöhrlicken Utschlach sien o een Exzem,
wat dao so juckt. Ook van Allergien häört’m vandage jao so vull. De
kürnt den Menschken van eenen up’n annern Dach an aigen. Met
sowat dra ’m ich spassen. Leiwer forts nao’n Spezialisten gaohn. Ick
häbb den Arztbesöek dann owwer doch no verschurwen.
Dat Jucken un Krassen holl an, büs aobends. Ick harr bolle keene
rühige Minute mähr. Büs dann Berregaohnstied wass. Äs ick mi
in mienen Schlaopsturben uttrock un antlest dat boomwullene
Unnerhirmd ürwern Kopp trock, dao saog ick upmaol, wat mi den
leiwen langen Dach lang so irgert harr:
MiddenupdenRüggensattindatUnnerhirmdeenDannennäödelken.
Met de Spitze nao binnen. De harr mi siet muorns fröeh sturken!
Nu fraog ick mi, wu kümp drei Wirken nao Wiehnachten eene
Dannennaodel in mien Unnerhirmd, wat frischk waschket un bügelt
in mien Kleederschapp lach? Wo ick doch düttjaohr gar keenen
Wiehnachtsboom un keene wiehnachtlicke Deko harr? Owwer
eegentlick wass mi dat ook eendohn, Hauptsaake, dat Krassen wass
vörbie. Ick häbb nachts gurd schlaopen. Ganz aohne Jucken un
Krassen.
Heinz Kallho
Glossar:
männigeene = mancher
Rüggengirgend = Rückenpartie
Schullerbläer = Schulterblätter
Döerposten = Türpfosten
Schriefdischktrecke = Schreibtischschublade
Huutdokter = Hautarzt, Dermatologe
Berregaohnstied = Zeit ins Bett zu gehen
Schlaopsturben = Schlafzimmer
boomwullen Unnerhirmd = Unterhemd aus Baumwolle
Dannennäödelken = kleine Tannennadel
Kleederschapp = Kleiderschrank