Lokallust Haltern am See - page 29

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Wacholderheide | 17. September 2016
in der Heide. Und die bekam endlich ­wieder
Luft. Gemeinsam haben alle mit ange-
packt, zig Anhänger voll mit ­Mutterboden
­wurden
abgeschoben,
Birken
gefällt,
kranke ­Wacholderbäume aussortiert und
Brombeer­ensträu­
cher ausgezogen.
„Dann haben wir
aus der Westruper
Heide rund 50 An-
hängerladungen
mit neuem Heide-
schnitt geholt, per
Hand ausgestreut
und so die ­Heide
neu ausgesät“, sagt Marlies ­Stevermür.
Mehrmals im Jahr treffen sie sich mittler-
weile zu den Pflegearbeiten. Mit ­Erfolg. So-
gar die Kaninchen haben jetzt kaum noch
eine Chance, die kleinen frischen Wachol-
derbäumchen anzuknabbern – denn die
werden, bis sie groß genug sind, von Draht-
körben geschützt. Einige Wochen im Som-
mer ist hier oben auch ein Schäfer mit seiner
Herde unterwegs, aber auch das tut ihr nur
gut.
Zweimal schon gab es einen „Wacholder
Tag in Holtwick“, der am Uhlenhof mit
Heide­hexen, Heideführungen, ­Heidehonig,
­Wacholderschnaps und jeweils vielen
­Besuchern gefeiert wurde. „Für mich ist
die Heide hier oben ein ganz besonderes
Stück Heimat, „sagt Marlies Stevermür. Eine
­Meinung, die viele, die hier leben, mit ihr
­teilen und sich deshalb gemeinsam für ihren
Erhalt einsetzen.
Es ist eine uralte Landschaft. Durch die
­Eiszeit war in den Gebieten entlang der
­Lippe eine dicke Sandschicht entstanden,
deren Böden einfach nicht so ergiebig wie
andere waren. Irgendwann entstand der
Wald, der im 18. Jahrhundert zu großen
Teilen wieder abgeholzt wurde, weil viel
Bau- und auch Brennholz gebraucht wurde.
Durch eine intensive Nutzung – ­regelmäßiger
Holzeinschlag, Nutzung als Weidegebiet,
Abplaggen der Humusschicht als Stallein-
streu – waren die
Flächen
waldarm
geworden. „Heide
und Wacholder ha-
ben das nur über-
lebt, weil sie bitter
schmecken“, erklärt
­Marlies ­Stevermür.
So entstandendann­
riesigeHeideflächen.
Heute ist die ­Holtwicker ­Heide eine von ins-
gesamt nur noch drei großen Wacholder-
gebieten im Münsterland. 1935 hat sie der
Kreis Recklinghausen erworben, ein Jahr
später ­wurde sie unter Naturschutz gestellt.
Heute ist sie ein Stück Natur, das immer
wieder vielen Besuchern der Erholung dient
und durch ihre Einzigartigkeit besticht. Und
ganz ­sicherlich ist sie auch den Mooswich-
ten ein Stück Heimat geworden: An vielen
Stellen der Hohen Mark sollen kleine Kobol-
de hausen, die niemanden ernstlich gefähr-
den, aber gerne ihren Schabernack mit den
Menschen treiben. Weil die Kerle es lieben,
den lieben langen Tag auf weichem Moos
herumzuliegen und nichts weiter zu tun, als
sich einen Unsinn auszudenken, heißen sie
Mooswichte. Kommt jemand an ihrem Ver-
steck vorbei, beginnen sie merkwürdige Ge-
räusche von sich zu geben, sie kichern und
gickern und manchmal belegen sie die Vor-
übergehenden mit Spitznamen, um diese zu
necken. Geht jemand auf ihr Rufen ein, wird
es meist schlimmer und es gibt keine Ruhe,
bevor man wieder daheim ist ... so heißt es in
der Sage.
Text+Fotos: Susanne Brzuska
Marlies Stevermür und viele Helfer
pflegen die Wacholderheide.
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