Lokallust Haltern am See - page 27

Unterwegs in der Holtwicker Wacholderheide
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Wacholderheide | 17. September 2016
Geschichten von Heidemann
und Mooswichten
Wenn man ihn lässt, kann er bis 15 ­Meter
hoch und bis zu 2000 Jahre alt werden.
Er liebt die Sonne, und braucht viel Luft und
Licht um zu wachsen: Der Wacholderbaum.
Um ihn herum ranken sich nicht nur jetzt,
Ende August, blühende Heidesträucher,
sondern auch die Sage vom Heidemann.
Der verlässt nur nachts sein Versteck, trägt
einen schwarzen Umhang, schwarze Schuhe
mit silbernen Schnallen, lockt die Männer in
die Sümpfe und küsst die Frauen.
„Die bekommen anschließend Fieber und
sterben. So heißt es“, sagt Marlies Stevermür
schmunzelnd. Sie kennt viele ­Geschichten
zur Wacholderheide, alte und neue, ist
schon als Kind Anfang der 50er Jahre hier
oben in Holtwick durch die Heide getobt und
nimmt uns jetzt mit auf einen Spaziergang.
Der Weg vom Parkplatz am Uhlenhof führt
über einen langen Feldweg in den Wald,
dann ein Stückchen links, eine kleine
­Anhöhe hinauf und schließlich fällt der Blick
auf ein ganz besonderes Stück Natur: Eine
Lichtung, auf der zwischen der leuchtend
­rosafarbenen Heide überall die dunkel­
grünen Wacholdersträucher stehen. Der
Wacholder blüht zwischen April und Juni.
Die Blüten sind unscheinbar: die ­weiblichen
grün und die männlichen gelblich. Aus ­ihnen
entwickeln sich kugelige Beerenzapfen,
die erst im dritten Jahr voll gereift sind.
Sie ­haben ihre Farbe dann vom Grün in ein
dunkles, bläuliches Violett geändert. Der
Wacholder gehört zur Familie der Zypres-
sengewächse und hat mit seinen verschie-
denen Arten von allen Nadelbäumen die
größte Ausbreitung. Hier in Holtwick stehen
dazwischen immer wieder Büsche, Sträu-
cher, Gras, all das, was die Heide ausmacht
und sie so einzigartig erscheinen lässt.
Allerdings will sie auch gepflegt werden.
Heideflächen sind Naturlandschaften aus
Menschenhand. Ihr Fortbestand ist abhängig
von regelmäßigen Pflegemaßnahmen. Und
wären da nicht die vielen Helfer des Nach-
barschaftsvereins Ho-Ta-Lü, die sich regel-
mäßig um die Pflege der Wacholderheide
kümmern würden, würde es hier ver­mutlich
bald nicht mehr viel von diesem ­besonderen
Stück Natur geben. Mitte der 70er Jahre war
Hermann Bergjürgen der Erste, der damit
begann, die Holtwicker Wacholderheide
wieder aufzupäppeln. In Abstimmung mit
dem Kreis Recklinghausen und ­gemeinsam
mit dem Naturschutzbund und einigen
Schulklassen begann er, den Baumwuchs
auszuziehen, an einigen Stellen die Humus-
schicht abzutragen und dadurch die Ver-
jüngung zu fördern. „Doch das war leider
zu wenig, im Jahr 2000 sah es hier ziemlich
trostlos aus, einige Sträucher waren ausei-
nandergebrochen, dazwischen wucherten
überall große Farne und Birken“, erinnert
sich Marlies Stevermür. 2002 machten die
Frauen und Männer der Nachbarschaftsge-
meinschaft Ho-Ta-Lü Nägel mit Köpfen und
starteten mit regelmäßigen Arbeitseinsätzen
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