Lokallust Dorsten - page 10

Warum muss es in einer so kal-
ten Jahreszeit auch noch so
schnell dunkel werden? Diese
Frage stellt sich mir momentan
jeden Tag.
Übers Jahr hinweg versuche
ich immer wieder herauszufin-
den, ob ich ein Sommer- oder
Winter-Typ bin. Im Sommer
sehne ich mich oft nach der fri-
schen und klaren Luft imWinter
und bin dem Gedanken anheim
gefallen, ich wäre deshalb ein
Wintertyp.
Das denke ich aber nur bis
zum Herbstanfang, der nun
schon ein paar Tage zurück-
liegt. Wenn die Tage kürzer wer-
den, die Sonne sich kaum noch
blicken lässt, wenn einem der
kalte Wind unter die Klamotten
kriecht, dann weiß ich sicher:
Ich bin ein Sommer-Typ.
Wenn Sie also nächstes Jahr
mit meinem Sommer-Ich spre-
chen und es Ihnen erzählt, dass
es sich nach der schönen Luft
im Winter sehnt, glauben Sie
ihm kein Wort!
Ich brauche Sonne, knack-
frische Blätter an den Bäumen
und Sonnenuntergänge nach
neun Uhr abends. Stattdessen
bekomme ich jeden Morgen
beim Lüften Schüttelfrost und
eine laufende Nase.
Die heiße Dusche und der
Zwiebellook, also viele warm-
haltende
Kleidungsschichten
am Körper, sind die Lösung.
Dann noch Schal, Mütze, Sie
kennen das Spiel.
Aber erinnern Sie sich an die
Ausgabe dieser Kolumne, in der
ich über die nackte Frau von
der Gahlener Straße schrieb?
Für alle, an denen das vor-
beiging: Wenn man aus der In-
nenstadt kommend in Richtung
Elisabeth-Krankenhaus fährt,
steht sie da, auf dem Balkon
eines Wohnhauses, und streckt
jedem Passanten ihr nacktes
Hinterteil entgegen. Seit vielen
Jahren, rund um die Uhr. Sie ist
aus Ton, das sollte ich für die
Wenigen, die sie nicht kennen,
vielleicht dazuschreiben. Le-
bensgroß, braungebrannt, von
innen hohl und eben komplett
nackt.
Warum ich Ihnen das noch
mal erzähle? Na, weil auch die-
se Tonfigur der Saison entspre-
chend angezogen ist. Der Be-
sitzer wickelt ihr zu Beginn der
kalten Jahreszeiten
immer einen Schal um.
Das trifft irgendwie mein Hu-
morzentrum. Nicht nur, dass
es einer Frau, die komplett aus
Ton besteht, eigentlich kom-
plett egal sein kann, dass es
draußen kalt ist und dass sie
trotzdem einen Schal anhat.
Nein, interessant auch, dass
sie, gesetzt den Fall, sie könnte
Kälte wahrnehmen, nur einen
Schal trägt und am Rest des
Körpers fürchterlich frieren
müsste.
Das ist dann wieder Anlass
für mich, weniger über meine
eigenen Usselwetter-Probleme
zu klagen. Mit der nackten Ton-
Frau von der Gahlener Straße
möchte ich nicht tauschen.
Brrrrrr!
Fritz
Fritz Schaefer (Jahrgang 1997)
ist leidenschaftlicher Beo-
bachter und Belauscher. Der
gebürtige Dorstener teilt sei-
ne Gedanken und Erlebnisse
monatlich in der Lokallust
mit. Lustig, charmant und be-
stimmt auch kritisch. Neben
seinen Hörspiel- und Filmpro-
jekten arbeitet er für verschie-
dene Verlagshäuser und Rund-
funkanstalten. Die Universität
Witten/Herdecke machte ihn
2015 zum „Pfad.finder“-Sti-
pendiaten. Seit 2016 ist er Mit-
glied der Grimme-Preis-Jury.
Die Fritz-Kolumne ist zu-
sätzlich immer online hörbar
– als Pommes-Soko-Erfinder
und
Ex-Mike-Litt-Praktikant
hat der Autor ein Faible für das
gesprochene Wort. QR-Code
scannen oder unter lokal-
lust.de anhören. Leserpost:
Usselwetter-Probleme
10
©Daniel Berkmann/
Fotolia.com
50 Jahre Hähnchen Finke
50 Jahre
Hähnchen Finke
1966 - 2016
Grillhähnchen Chilibird
1/2 Grillhähnchen
mit pikanter
Sweet-Chili-Sauce
5,
85
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„Kleines
Schnitzel
mit Pommes“
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auf dem Kultteller
(Sauce zur Auswahl)
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