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Heimatforscher
Heimatforscher und Naturfotograf
Burkhard Lüning präsentiert
„Karnickelhausen“
seit 20 Jahren im Internet
Umgestürzte Bäume, Wildwuchs. Burkhard Lüning bahnt sich einen
Weg durch das Gestrüpp. Eine Menge brauner, glitschiger Pilze auf
einem Baumstamm, an einemWanderweg des Silbersees III gelegen,
hatten zuvor sein Interesse geweckt. Er holt seine Kamera aus dem
Rucksack, nimmt das Zielobjekt unter die Linse, drückt mehrmals ab.
Zuhause recherchiert er und setzt diese neuen Fundstücke, es sind
Austernpilze, ins Internet ...
Der Hobbyheimatforscher und
-fotograf beschäftigt sich seit
rund 20 Jahren intensiv mit
seinem früheren Wohnort zwi-
schen Sythen und Hausdülmen.
Es ist die Schmaloer Heide und
umfasst ein Gebiet von rund
sieben Quadratkilometern mit
den heutigen Silberseen I bis
III. „Im Volksmund hieß sie nur
‚Karnickelhausen’,
weil
hier
Unmengen an Kaninchen leb-
ten“, so der 61-Jährige, der auf
eine glückliche Kindheit zu-
rückblickt. „Wir waren zuhau-
se fünf Kinder. Meine Familie
lebte auf dem jetzigen Gebiet
des Silbersees III, dem Kernge-
biet von Karnickelhausen. Es
bestand aus Moor- und Heide-
flächen und dicht bepflanzten
Kieferschonungen.
Insgesamt
lebten hier bis 1960 etwa 100
Menschen. Meine Hobbys wa-
ren das Bauen von Hütten und
unterirdischen Höhlen.“ Erinne-
rungen werden wach an engli-
sche Soldaten, die bis zu seinem
zehnten Lebensjahr hier übten.
„Sie schossen mit Flak auf den
Steinberg in den Borkenber-
gen. Das konnte man von uns
aus noch sehen. Als Kinder ha-
ben wir viele Süßigkeiten von
ihnen bekommen.“ Früher sei
die Heide riesengroß gewesen,
von Lavesum bis zu den Borken-
bergen. „Es gab dort viele Moo-
re. Einige hatten wir gepflegt,
indem wir Büsche herausgezo-
gen haben, damit das Wasser
im Winter zufrieren konnte. Uns
ging es um die Eisfläche im Win-
ter. Da haben wir teilweise bei
Vollmond bis Mitternacht Eisho-
ckey gespielt.“
Bis zu seinem 16. Lebensjahr
wohnte Lüning in Karnickelhau-
sen, dann mussten die meisten
der 18 Häuser nach und nach
der Quarzsandgewinnung wei-
chen. „Unser Haus wurde als
letztes im April 1977 abgeris-
sen.“ Nur noch eins ist in der
Münsterstraße an der Rohrlei-
tungsbrücke stehen geblieben.
Burkhard Lüning hatte die
Volksschule in Hausdülmen be-
sucht, etwa zwei Kilometer Fuß-
weg. Anschließend war er auf ei-
nem Internat, machte dann eine
Ausbildung zum Autoschlosser,
diente zwei Jahre bei der Bun-
deswehr und arbeitet seitdem
in einer Ziegelei im Münster-
land.
Mit 40 Jahren verstärkt sich sein
Interesse an die frühere Heimat.