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G E SUNDHE I T
S PE Z I A L
A N Z E I G E
Pro A.C.T.I.V. hilft übergewichtigen
Menschen ohne Arbeit
Michael Giesbert ist 32 Jahre alt. Anfang
Dezember 2016 wog er 161 kg. Heute,
ein halbes Jahr später, hat der Dattelner
35 kg abgenommen. „Ich fühle mich be-
weglicher, fitter und wacher im Kopf“,
sagt er glücklich und zeigt seine Hose
Größe 64, die ihm früher passte. „Der
Groschen ist bei mir gefallen, als ich
wegen meines Gewichtes eine Stelle
nicht bekommen habe“, sagt er. Da-
bei hatte er beste Qualifikationen, war
gelernter
Elektro-Installateur,
hatte
sein Fachabitur in Elektrotechnik in der
Tasche. Dennoch wollte er umschulen
auf einen kaufmännischen Beruf, weil er
wegen seines Gewichtes körperlich ein-
geschränkt war und, wie er selber sagt,
„immer träger wurde“. Die Bewerbung in
einem Elektrofachgeschäft ging schief.
Michael Giesbert entschied, so geht es
nicht weiter.
Ein halbes Jahr später kann er
wieder lachen. Das Modellprojekt
Pro A.C.T.I.V. hat ihm geholfen, wie-
der positiv in die Zukunft zu bli-
cken. Das Projekt wird im Rahmen
der ESF-Integrationsrichtlinie „In-
tegration statt Ausgrenzung“ vom
Bundesministerium für Arbeit und
Soziales und dem Europäischen So-
zialfond gefördert. Es wird finanziell
unterstützt durch
das Jobcenter Kreis Reckling-
hausen. Das Bildungszentrum des
Handels e.V. führt das Projekt in
Kooperation mit RE/init e.V. durch.
Es wendet sich an Menschen aus
dem gesamten Kreis Recklinghau-
sen, die durch ihr starkes Überge-
wicht nicht nur Probleme mit ihrer
Gesundheit bekommen, sondern
bei der Suche nach einem neuen
Job große Schwierigkeiten haben.
„Unsere langjährige Erfahrung
mit der Vermittlungsunterstützung
von Menschen auf der Suche nach
Ausbildung und Arbeit hat uns ge-
zeigt, dass es stark Übergewichtige
grundsätzlicher schwerer haben,
beruflich Fuß zu fassen als die soge-
nannten Normalgewichtigen“, sagt
Rainer Hanses, Projektleiter beim
Bildungszentrum des Handels e.V.
„Diese Erfahrung war Auslöser für
die Idee, für diese Zielgruppe einen
völlig neuen konzeptionellen An-
satz zu entwickeln.“ Diplom-Sozial-
pädagogin Sabine Liedtke ergänzt:
„Ungesunde Ernährung, mangeln-
de Bewegung und Übergewicht
sind längst zur Volkskrankheit ge-
worden. Wir haben uns Gedanken
gemacht, wie wir Einstellungen ver-
ändern und die berufliche Integra-
tion dieser Menschen nachhaltig
unterstützen können.“
Ausgewiesenes Ziel von Pro
A.C.T.I.V. ist es, über gesundheitliche
Prävention, gesunde Ernährung
und viel Bewegung die Teilneh-
menden zu motivieren und per-
sönliche Einstellungen zu ändern,
so dass die Voraussetzung für eine
berufliche Neu-Orientierung ge-
schaffen ist. Dabei steht A für akti-
vieren, C für coachen, T für trainie-
ren, I für integrieren und V für ver-
mitteln.
Michael Giesbert beschreibt das
Projekt aus seiner Sicht. „Als ich
mit dem Training begonnen habe,
dachte ich, ich muss sterben“, er-
zählt er. Bewegung wird in der
Gruppe intensiv in einem Fitness-
studio trainiert. „Aber irgendwann
merkt man, das Bewegung Spaß
macht“. Die Ernährungsumstellung
wird zunächst theoretisch vermit-
telt. „Da gab es viele Aha-Momente,
zum Beispiel wieviel Zucker in Eis-
tee ist und den habe ich literweise
getrunken. Heute trinke ich nur
noch Wasser und Tee“. Im prak-
tischen Teil der Ernährungsumstel-
lung lernen die Teilnehmer, richtig
einzukaufen und gesundheitsbe-
wusst zu kochen. „Man lernt gesun-
de Gerichte kennen, die richtig le-
cker sind“, erzählt Michael Giesbert.
Etwa zur Projekthälfte verlagert
sich der Schwerpunkt der Arbeit
auf die Berufsförderung. Zentrale
Elemente sind hier die intensiven
Bewerbungs- und Präsentations-
trainings in Verbindung mit be-
rufspraktischen und betrieblichen
Qualifizierungen. „Hier arbeiten wir
mit vielen Partnern der heimischen
Unternehmen zusammen, um un-
sere Teilnehmer wieder in Arbeit
zu bringen“, sagt Thorsten Grefling,
In Deut schland e inz igar t ig: