Lokallust Haltern am See - page 6

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Evangelischer Männerkreis
auf dem Boden zu bremsen. Der
Männerkreis ist beeindruckt, die
wenigsten sind mit diesemKapitel
der Fliegerei vertraut. Mit Ausnah-
me des Vorsitzenden Hartwig Tö-
teberg, der vor vielen Jahren als
Flugzeugbauingenieur unter an-
derem in den USA gearbeitet hat;
wegen eines Sehfehlers kam der
Pilotenschein für ihn nicht in Fra-
ge. Als der Männerkreis bei der Be-
sprechung des Jahresprogramms
die Idee mit der Flugplatz-Besich-
tigung aufgriff, hat sich Töteberg
sehr gefreut, nun erlebt er, dass
der evangelische Männerkreis
echtes Interesse entwickelt. Zwei
Halternerinnen sind bei diesem
Ausflug mit von der Partie, als ihre
Ehemänner verstarben, hat der
Männerkreis wie selbstverständ-
lich den Kontakt nicht abreißen
lassen und sie in die Runde aufge-
nommen.
Die Gruppe bewegt sich langsam
in Richtung Tower, das runde Dut-
zend älterer Herren und Damen
hat es nicht eilig, sondern genießt
die Ruhe und das Panorama. Der
Verkehrslandeplatz ist an diesem
regnerischen Mittwochnachmit-
tag menschenleer und still, und
er ist eingebettet in dichten Wald.
Die Baumreihen beginnen jenseits
der weiten grünen Fläche, auf der
nebeneinander die Hauptbahn für
Motorflugzeuge, Graspiste, Lan-
debahn und Windenschleppstre-
cke für Segelflieger angeordnet
sind; die asphaltierte Hauptbahn
wurde vor wenigen Jahren auf
eine Länge von 800 m ausgebaut.
Wie viele Flugzeuge sind im Som-
mer 2015 auf dem Verkehrslande-
platz stationiert? Eberhard Pastor
muss bei dieser Frage passen:
„Bei den vielen Vereinen ...“ Die
Homepage des Betreibers gibt
einen Anhaltspunkt: Im Frühjahr
2014 waren 49 Motor- und 71 Se-
gelflugzeuge, 10 Luftsportgeräte
sowie 5 Reise-Motorsegler am
Rand der Borkenberge statio-
niert. Sie sind untergebracht in
einer langen Reihe von vereinsei-
genen Hangars. Wie es im Innern
dieser großen Flugzeug-Hallen
aussieht, verrät ein Blick in den
Hangar der Flugschule von Jochen
Petermann. Er nimmt sich Zeit
für die Gäste aus Haltern, hat die
Verkleidung vom 100-PS-Motor
eines zweisitzigen Trainingsflug-
zeugs abgenommen und erklärt
die Technik. Die Besucher recken
neugierig die Köpfe, schließlich
geht es um Motorsport. Dieses
Thema bringt man mit dem Män-
nerkreis der Evangelischen Kirche
nicht auf Anhieb in Verbindung,
weiß Hartwig Töteberg, ihm ist
bewusst, dass viele Außenstehen-
de der Gruppe allenfalls fromme
Bibelstunden zutrauen. Damit hat
der Männerkreis aber nicht viel im
Sinn. In früheren Jahren lautete
sein Name „Männerarbeit“, das
weist auf eine ursprünglich prak-
tische Orientierung hin. Denn die
Männer sollten einander, aber vor
allem den Alten und Schwachen
der evangelischen Gemeinde bei
jenen Aufgaben helfen, die ihre
Kräfte überstiegen: Bäume fällen,
Keller ausschachten ... „Das war
praktizierte Solidarität“, sagt Tö-
teberg. Im gesetzten Alter fühlen
sich die Mitglieder des Männer-
kreises nicht mehr zum Einsatz
mit Axt und Spaten berufen, diese
Geräte drängen sich obendrein
nicht zur Lösung von Problemen
im zwischenmenschlichen Be-
reich auf, weshalb sich die Soli-
darität des Männerkreises heute
eher auf andere Weise zeigt.
Fluglehrer Jochen Petermann ist
in seiner Schilderung inzwischen
bei der Ausbildung angekommen.
Nach 45 Flugstunden unter An-
leitung des Lehrers können die
Schüler in der Regel die Prüfung
ablegen. Dafür zahlen die ange-
henden Piloten pro Unterrichts-
stunde zwischen 200 und 250
Euro. Die einzige Motorflugschule
am Platz bietet auch Rundflüge
an - 15 Minuten in der Luft kosten
50 Euro, dafür darf der Auftragge-
ber bestimmen, wohin die Reise
geht. Der Männerkreis nimmt Kurs
Vor dem Flieger ist mehr Platz,
als hinter dem Cockpit.
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