Lokallust Dorsten - page 23

Werbung war schon immer ein
zweischneidiges Schwert: Ge-
schäftsleute wollen ihre Pro-
dukte bekannt machen, aber das
stößt beim Bürger nicht immer
auf Gegenliebe.
Im Fall der Rose
Brauerei sorgte eine aus heutiger
Sicht eher harmlose Werbeform
jedenfalls für einen handfesten
Skandal auf dem Dorstener Markt-
platz.
„Es wird bei uns Deutschen mit
wenig so viel Zeit totgeschlagen,
wie mit Bier trinken“, soll schon
Bismarck gesagt haben. So ist es
kein Wunder, dass die Braukunst
auch in unserer Region schon auf
mehrere Jahrhunderte Tradition
zurückblicken kann. Außer bei den
Franziskanern in Dorsten und den
Bauern selbst wurde der Gersten-
saft in verschiedenen Kleinbetrie-
ben in der Herrlichkeit gebraut.
Die Mengen blieben bescheiden,
und höchstens zu Schützen- und
Gildefesten wurden ein paar mehr
Fässer angesetzt. Richtig ins Rol-
len kam die Produktion dann
aber ab 1879, und zwar mitten in
Skandal um Dorstens
erste Leuchtreklame
Wulfen. Der aus dem Dorf stam-
mende Brauer Arnold Lohkamp
hatte zusammen mit dem Bren-
nereibesitzer Heinrich Tüshaus
genug Kapital für eine Brauerei in
großem Stil aufbringen können.
So richtig in Schwung kam die
Produktion aber erst nach 1903,
als der Brotfabrikant Wilhelm
Damals in Dorsten
Rose aus Essen das Zepter über-
nahm. Er stellte den Betrieb von
der altmodischen Holzfeuerung
auf Dampfkraft um, richtete sich
einen großen Fuhrpark - erst mit
Pferdewagen und später LKW - ein
und vervielfachte den Ausstoß des
nun als „Rose Bräu“ beworbenen
Bieres. Die Arbeiter im florie-
renden Ruhrgebiet hatten Durst,
und Rose konnte ihn löschen.
1929 verfügten Wilhelm und
sein inzwischen eingestiegener
Sohn Emil Rose über einen florie-
renden Wirtschaftsbetrieb mit 25
Arbeitern, einem modernen Dop-
pelsudwerk mit Dampfkochung
und sechs Lastkraftwagen sowie
etlicher Gespanne. Seit zwei Jah-
ren wurde das Bier auch in Fla-
schen verkauft und war so noch
leichter zu transportieren. Um das
begehrte Getränk auch im Herzen
Dorstens optimal unter die Leute
zu bringen, pachtete Rose kur-
zerhand das renommierte „Hotel
zur Post“ direkt am Marktplatz
(heute: la piazza). Kaum war der
Pachtvertrag unterschrieben, ließ
der geschäftstüchtige Junior eine
aufregende und moderne Art der
Werbung an die Außenfassade
hängen: Leuchtreklame. Dum-
merweise hatte er vergessen, sich
die amtliche Erlaubnis dafür zu
beschaffen. Die erst seit wenigen
Jahren in Deutschland zulässige
Lichtreklame hatte nämlich nicht
nur Freunde: Sie mache die Pferde
scheu, sagten die einen, und sei
tagsüber hässlich, monierten die
anderen. Imkleinen Dorsten reich-
ten ein paar illuminierte Buchsta-
ben schon für einen handfesten
Skandal – und so musste die um-
strittene Leuchtschrift schon bald
wieder weichen. Profitiert hatte
nur die Stadt Dorsten: Sie kassier-
te die 50 Reichsmark Strafgebühr
für das leuchtende Beispiel eines
provinziellen Marketing-Fehlers.
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19. November 2016
Damals in Dorsten
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