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Frauen im Männerberuf
PIA
HARTNÄCKIG
UND
ZUVERLÄSSIG
Die 23-jährige lernte bei Lack Style
in Dorsten Fahrzeuglackiererin
Frauen in Männerberufen - solche Geschichten klingen für so man-
chen abgedroschen. Es herrscht noch bei vielen die Auffassung,
Frauen wären in Berufen wie Maler, Lackierer oder KFZ-Mechat-
roniker die Ausnahme und in ganz harten Fällen „werden Frauen
Friseurinnen oder Zahnmedizinische Fachangestellte und Männer
werden Mechaniker oder Handwerker“. Zunehmend strömen jun-
ge Frauen in Männerberufe. Prozentual eher mehr, als Männer in
die klassischen Frauenberufe. Wir haben die 23-jährige Pia ken-
nengelernt. Sie hat gerade ihre Ausbildung beendet und darf sich
ab sofort Fahrzeuglackiererin nennen.
Und: Sie hat schon als Kind lieber
mit Autos gespielt anstatt mit
Barbie-Puppen.
Als ich in der Dorstener Lackie-
rerei Lack Style zum Termin ein-
treffe, steht Pia, unverkennbar
das einzige Wesen weiblichen
Geschlechts, vor einer Motorhau-
be und schleift am weißen Lack.
Kein zartes Lächeln fliegt mir
entgegen, als sie mich entdeckt,
eher ein kritischer Blick. Selbst-
verständlich weiß Pia, dass ich
heute mit ihr über ihren erlernten
Beruf reden und einige Fotos von
ihr machen möchte - aber deswe-
gen muss sie nicht über das gan-
ze Gesicht strahlen. Während der
ersten Fotoaufnahmen verrät mir
Pia. “Die rosarote Mädchenwelt
war schon im Kindergarten nicht
mein Ding“. Die gebürtige Reck-
linghäuserin wirkt sehr selbstbe-
wusst. Slawomir Bendkowski, In-
haber der Lackiererei Lack Style,
verrät uns, dass Pia eher etwas
zurückhaltender ist. Versteckt
sich da hinter einer harten Maske
vielleicht ein weicher Kern? „Auf
keinen Fall“, sagt der Firmeninha-
ber, „Pia stellt sich aber niemals
in den Vordergrund.“
Nach
der
abgeschlossenen
Schulzeit bewarb sich Pia in ver-
schiedenen Betrieben für einen
Ausbildungsplatz zur KFZ-Mecha-
tronikerin. Aber leider wurde ihr
kein Lehrvertrag angeboten. Dar-
aufhin begab sie sich zur Agentur
für Arbeit. „Dort habe ich meh-
rere Ausbildungsangebote zur
Hand bekommen. Eins stach mir
sofort ins Auge, ein Ausbildungs-
platz zur Fahrzeuglackiererin bei
der Firma Lack Style in Dorsten.
Auto, endlich etwas rund ums
Auto! Somit reichte ich meine Un-
terlagen bei Herrn Bendkowski
ein“, berichtet Pia. Der Inhaber
des Betriebes erinnert sich noch
gut an das Vorstellungsgespräch:
„Ich hatte mehrere Aspiran-
ten. Und dann kam Pia! Ich war
überrascht, was sie schon alles
aus dem Bereich Kraftfahrzeu-
ge wusste und letztendlich war
sie so hartnäckig an dem Ausbil-
dungsplatz interessiert, dass ich
mir dachte, dass sie dann wohl
die Ausbildung mit der selben
Hartnäckigkeit absolvieren wird.
Daraufhin erhielt Pia meine Zusa-
ge. Und: Heute weiß ich, dass die-
se Entscheidung goldrichtig war!“
Im August 2012 startete Pia ihre
Ausbildung in Dorsten. Ab nun
hieß es nicht nur
schleifen und polie-
ren. Unter der Anlei-
tung des Lackierer-
Meisters
Slawomir
Bendkowski und sei-
nen Gesellen lernte
sie von der Kundenan-
nahme, vom De- und
Montieren, von der La-
ckiervorbereitungen,
dem Lackieren und
anschließendem Polie-
ren hin bis zur Fertig-
stellung und zur Auslie-
ferung alles, was für den