Lokallust Spezial Wirtschaft&Beruf - page 24

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WIRTSCHAFT
&BERUF
Draußen klatscht der Regen an
die Scheiben, drinnen diktiert
nun der Herbst den Speiseplan.
Wenn die Erwachsenen bei der
Konferenz in der von Ketteler-
Schule zur Mittagszeit eine Pau-
se einlegen, soll eine herzhafte
Suppe auf den Tisch kommen,
gefolgt von Fanta-Mandarinen-
Schmand-Kuchen und knuspri-
gen Schweineöhrchen. Den le-
ckeren Imbiss liefert nicht etwa
ein professionelles Catering-Un-
ternehmen, sondern die Schü-
lerfirma „Echt lecker“. Angeleitet
von drei Lehrern, bereiten Schü-
ler Suppen, Snacks, Fingerfood
und Kuchen zu. Ihr Einsatz be-
schränkt sich nicht auf die unmit-
telbare Zubereitung in der Küche;
sie sind auch beteiligt an Einkauf,
Preiskalkulation - und an der ab-
schließenden Putzaktion in der
Küche. Auch dieser letzte Schritt
gehört dazu, wenn sie ihren Auf-
trag unter realistischen Bedin-
gungen erfüllen wollen, denn
die Schülerfirma ist ein Projekt
im Rahmen der Berufsvorberei-
tung. Der kleine Betrieb trägt sich
selbst, die Schüler sind motiviert,
viele Kunden zufrieden. „Wir sind
sehr stolz darauf“, stellt Schul-
leiterin Margarete Kannengießer
fest.
Die Idee zur Schülerfirma hat
sich Lehrerin Kim Resch einfallen
lassen. Als 2. Staatsarbeit liefer-
te sie das Konzept des Schüler-
Unternehmens ab, das an der
Förderschule vor fünf Jahren
umgesetzt wurde und seither
an Praxistauglichkeit gewonnen
hat. Die Firmengründerin ist in
Mutterschutzurlaub
gegangen,
die Projektleitung liegt nun in
den Händen von Kollegen, die
gern kochen. Während Thomas
Groetelaer den Schülern beim
Hantieren mit demMesser auf die
Finger schaut, behält Anna-Lena
Meinert die beiden 8-Liter-Töpfe
im Auge, in denen die Kürbis-
suppe simmert. Dem Rezept hat
Anna Grob mühelos eine Struktur
eingezogen, mit der die
Jugendlichen
umgehen
Info
RÜCKHALTIMKOLLEGIUM
„Wir wollen unsere Schüler auf die Berufswirklichkeit vorbereiten“, sagt Margarete Kannengießer. Dort wer-
den auch Qualifikationen geschätzt, die nicht auf dem Lehrplan stehen, wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit
und Disziplin. Diese Eigenscha en fordert und fördert die Schülerfirma; die Mitarbeit wird im Abschluss-
zeugnis bestätigt. „Echt lecker“ findet Rückhalt im ganzen Kollegium. „Wenn Not am Mann ist, finden wir
immer einen Kollegen, der einspringt und mithil , damit die Arbeit nicht nur an den drei Hauptverantwortli-
chen hängt“, fasst die Schulleiterin zusammen.
Es liegt etwas in der Luft in der Küche der Dorstener von-Ketteler-Schule,, nämlich der
Geruch von geschmorten Zwiebeln und Gemüsebrühe. Ermin (16), Ricky (14) und weite-
re Jugendliche schneiden Kartoffeln und Möhren und rücken mit dem Messer auch den
Hokkaido-Kürbissen an den dickbauchigen Leib.
können: „Es muss verständlich
und gut nachvollziehbar sein.
Ein kompliziertes Rezept ist kei-
ne Aufgabe, nach der sich unsere
Schüler sehnen.“ Die küchener-
fahrene Lehrerin hat seit langem
den Verdacht, dass besonders
aufwändige Rezepte in erster
Linie dem Ruhm der Köche die-
nen sollen und weniger der ge-
schmacklichen Verfeinerung des
Gerichts; die Reduktion auf weni-
ge nachvollziehbare Schritte fällt
ihr nicht schwer. Zumal die Pro-
dukte der Schülerfirma kein Drei-
Sterne-Niveau erreichen müssen,
sagt Anna Grob, „bodenständige
Kost“, lautet ihre bescheidene
Zielvorgabe. Es darf aber auch
ruhig mal anspruchsvoller sein,
die Jugendlichen servieren auf
Wunsch auch eine Kräuterfrisch-
käse-Lachs-Rolle, die Geduld und
Geschick erfordert. Viele Kunden
versichern, dass die Schüler ihr
Licht nicht unter den Scheffel
stellen sollten. Sie ernteten im
Frühjahr viel Lob für das Buffet,
das „Echt lecker“ für einen Emp-
fang der Dorstener Wirtschafts-
förderungsgesellschaft
Windor
zusammenstellte. „Die positive
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