Lokallust Haltern am See - page 28

Den Rubicon überschreiten
MIT EINEM KAFFEE-ERLEBNIS DER BESONDEREN ART
Glück kann man nicht kaufen. Sagt zu-
mindest der Volksmund. Aber es gibt
bestimmte Gerüche, die machen einfach
glücklich. Frischer Kaffee zum Beispiel.
Der riecht nach Wärme, Geborgenheit
und Entspannung. Und das Beste daran
ist, man kann ihn kaufen. Doch Kaffee ist
nicht gleich Kaffee. Herkunft, Sorte und
Röstung tragen maßgeblich dazu bei, ob
er schmeckt oder nicht. Wer einen beson-
ders guten Kaffee trinken möchte, geht
am besten zu Ramona Cuhlmann in Hal-
tern am See.
Hier, in der Innenstadt, betreibt die
Halternerin seit Ende des letzten Jahres
die Kaffeerösterei RUBICON. Gemein-
sam mit ihrem Mann Christian hat sie
sich entschieden, ihr Hobby zum Beruf
zu machen: „Angefangen hat alles damit,
dass wir auf der Suche nach gutem Kaffee
waren. Aber wir haben nichts gefunden,
was uns so richtig schmeckte. Im Inter-
net habe ich dann den Hinweis gefunden,
dass man auch zu Hause rösten kann.
Mein Mann war es dann, der angefangen
hat, bei uns im Garten zu rösten,“ erzählt
sie. Schnell war auch der Freundeskreis
begeistert, vor allem Wieland Kind. Kaf-
fee selber rösten? Das wollte er auch
probieren. Und im übertragenen Sinne
war es fast wie bei Gaius Julius Caesar: Er
kam, sah, siegte – und ist nun die rechte
und linke Hand der Inhaberin.
Zu Caesar haben die drei im Übrigen
noch eine andere Verbindung. „Bevor wir
uns entschieden hatten, das Unterneh-
men zu gründen, wollten wir unserem
Projekt einen Namen geben. Rubicon er-
schien uns da ganz passend. So wie der
römische Feldherr damals den Fluss Ru-
bikon überschritten hat, haben wir auch
eine Grenze überschritten – vom Hobby
zum Beruf, vom Denken zum Handeln.
Und als das Projekt fertig geplant war,
hatten wir uns so an den Namen gewöhnt,
dass wir ihn einfach beibehalten haben“,
erklärt Ramona Cuhlmann. Ein außerge-
wöhnlicher Name für außergewöhnlich
guten Kaffee, denn bei RUBICON ist er vor
Ort geröstet und wird auf Wunsch auch
frisch gemahlen. Für die Qualität des Kaf-
fees ist das ein entscheidender Vorteil.
„Wenn wir die Bohnen geliefert bekom-
men, sind sie erst mal grün und riechen
eher nach Gras als nach Kaffee“, sagt die
Inhaberin. „In der Röstung entwickelt
sich dann über verschiedene Stadien
das Aroma. Je nach Dauer der Röstung
schmeckt der Kaffee am Ende milder
oder kräftiger.“ Der Vorgang des richti-
gen Röstens fordere viel Fachwissen, zu
erklären sei er im Grunde aber trotzdem
einfach: „Man füllt die grünen Bohnen in
den Trichter des Rösters, dann werden
sie in der Trommel geröstet – bei uns min-
destens 12 Minuten – und danach kühlen
sie ab.“ Erstaunlich dabei ist: Die frisch
gerösteten Bohnen riechen gar nicht
nach Kaffee, sondern eher nach Brot.
„Das ist ganz normal“, erklärt Ramona
Cuhlmann. „Der typische Kaffeegeruch
bildet sich erst nach drei Tagen. So lange
brauchen die Bohnen, um nach der Rös-
tung zu reifen.“
Bevor eine Kaffeesorte bei RUBICON
in den Verkauf geht, steht ein weiterer
Schritt an, das sogenannte Cuppen. Hier
testen die drei Experten ihre Röstungen
auf Herz und Nieren. Denn eine Röstung
ist erst dann perfekt, wenn der Kaffee
nicht nur schwarz, sondern auch mit
Milch, Zucker und Süßstoff schmeckt.
„Da kann es schon mal passieren, dass
man einen ganz tollen Espresso hat,
der mit Zucker aber gar nicht schmeckt.
Dann experimentieren wir weiter bis alles
passt“, sagt die Inhaberin. Hinzu kommt,
dass jede Bohne anders schmeckt, denn
Kaffee ist ein Naturprodukt und kein Kaf-
feebaum ist wie der andere.
Christian Cuhlmann, der immer gerne
in der Rösterei hilft, wenn es die Zeit zu-
lässt, betont, dass auch die Lieferanten
eine entscheidende Rolle spielen: „Für
uns ist es wichtig, dass wir direkt impor-
tieren. Da wird die Auswahl an Lieferan-
ten zwar kleiner, aber dafür kooperieren
wir persönlich mit ihnen und die Kaffee-
bauern bekommen einen fairen Preis.
Dabei geht es auch nicht in erster Linie
darum, aus Mitleid was Gutes zu tun, son-
dern darum, nachhaltig und zukunftsori-
entiert zu denken.“ Wer nämlich heute
guten Kaffee trinken wolle, möchte das
sicher auch noch in 15 Jahren. Das sei
aber nur möglich, wenn man durch fai-
ren Handel die Bauern unterstütze und
so eine bessere Pflege der Pflanzen und
damit ein Fortbestehen der Kaffeeplan-
tagen fördere. Außerdem bekäme man so
eine bessere Qualität, was wiederum den
Kunden erfreue.
Bei RUBICON kauft, röstet und verkauft
man den Kaffee dabei mit viel Liebe zum
Detail. Alles ist von Hand geröstet, ver-
packt und etikettiert. Die verschiedenen
Sorten mit den unterschiedlichsten Aro-
men warten nur darauf, einen Kaffee-
trinker glücklich zu machen. Das Motto
hierbei lautet: Erlaubt ist was schmeckt.
Nur: „Frisch gemahlen sollte der Kaffee
schon sein. Das ist das einzig wichtige
zum perfekten Genuss“, verrät Christian
Cuhlmann. Und so kann man hier wirk-
lich eine Tüte (Kaffee-) Glück kaufen.
Text+Fotos: Dr. Felicitas Bonk
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