Lokallust Dorsten - page 13

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Über die Lippe zu gehen, ist
heute in Dorsten kein Pro-
blem: Tausende pendeln je-
den Tag frei und mühelos über
die Brücken der Stadt. Anfang
der 1920er Jahre war die heu-
tige Selbstverständlichkeit je-
doch streng reglementiert. Der
Grund war bitter: Dorsten war
eine besetzte Stadt, in der das
belgische Militär das Sagen hat-
te.
Vor rund einem Jahrhundert
endete der erste Weltkrieg
mit einer Niederlage Deutsch-
lands. Die Siegermächte waren
fest entschlossen, das ehema-
lige Kaiserreich für die Verwü-
stungen bezahlen zu lassen
und diese Forderungen notfalls
auch mit militärischer Gewalt
durchzusetzen.
Dass es damit vor allem
Frankreich ernst war, wurde
1923 auch in Dorsten deutlich.
Nachdem Deutschland mit den
geforderten
Schadensersatz-
leistungen (die unter anderem
in Steinkohle bezahlt wurden)
im Rückstand war, besetzten
französische und belgische
Truppen Mitte Januar das Ruhr-
gebiet und drangen dabei auch
bis an die Lippe vor. Am 15. Ja-
nuar erklärten 128 belgische
Soldaten unter ihrem Komman-
danten Fichefet Dorsten bis zur
Besetzung Dorstens im Jahr 1923
Gymnasium Petrinum Hauptquartier der Belgier
Lippe für besetzt. Sie machten
das Gymnasium Petrinum zu ih-
rem Hauptquartier und stellten
einen Grenzposten an der ein-
zigen Lippebrücke auf.
Die Stimmung war von Be-
ginn an alles andere als freund-
lich. Das kleine Belgien war
trotz seiner Neutralität von
Deutschland überfallen wor-
den und hatte unter dem Krieg
schwer gelitten. Die Dorstener
hingegen weigerten sich, die
Autorität der Belgier anzuer-
kennen und reagierten mit pas-
sivem Widerstand.
Arbeiter erschienen nicht
zu ihrer Schicht, Beamte ver-
weigerten den Dienst, und die
Anweisungen
der
Besatzer
wurden bei jeder Gelegenheit
unterlaufen. Das konnte sich
Kommandant Fichefet nicht
gefallen lassen, und so weite-
te er die Besatzung schon zwei
Wochen später auf Hervest und
Holsterhausen aus. Nun waren
auch die dortigen Zechen unter
belgischer Kontrolle.
Wer nun über die Brücke
zwischen Hervest und Dorsten
musste, brauchte einen Pas-
sierschein und musste Brü-
ckengeld bezahlen. Als beson-
dere Strafe für die aufmüpfigen
Dorstener hatten die Belgier
am Gemeindedreieck einen
Soldatenhelm aufgestellt, der
von allen Passanten zu grüßen
war. Ungehorsam wurde be-
straft. Wer sich offen gegen die
Besatzer stellte, riskierte Haus-
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24. Februar 2018
Damals in Dorsten
Razzien in Gaststätten kam es
zudem zu Verletzten und Mas-
senverhaftungen. Bei der so
angespannten Situation war es
nur eine Frage der Zeit, bis es
den ersten Toten geben würde.
Im Oktober 1923 geschah es
dann: Bei einer Auseinander-
setzung mit belgischen Solda-
ten wurde der Bergmann Leo
Sadecki erschossen.
Im ganzen Ruhrgebiet ging
es ähnlich zu. Da der Streik die
Wirtschaft Deutschlands immer
mehr blockierte, setzten sich
England und die USA für ein
Ende der Besetzung ein. Frank-
reich und Belgien stimmten zu.
Nach zwei Jahren Besetzung
verließen die Truppen Anfang
1925 Dorsten wieder.
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