Lokallust Dorsten - page 43

Fritz Schaefer (Jahrgang 1997) ist ein leidenschaftlicher Beobachter
und Belauscher. Er teilt seine Gedanken und Erlebnisse monatlich in der
Dorstener Lokallust mit. Lustig, charmant und bestimmt auch kritisch.
Die Fritz-Kolumne ist online zusätzlich immer hörbar – als Pommes-
Soko-Erfinder und Ex-Mike-Litt-Praktikant hat der Autor auch ein Faible
für das gesprochene Wort. QR-Code scannen oder unter lokallust.de
anhören.
- Schließlich heiße ich Fritz.
ZUM TODE VON MAX KOHLE
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Im Rahmen des Familienfestes
am 4. September feiern wir ab 13.00 Uhr
unser
50-jähriges Firmenjubiläum
und laden Sie herzlich dazu ein,
dieses gemeinsam mit uns zu feiern!
Ebenfalls am 4. September veranstalten
wir auf dem Gelände von Hähnchen Finke
ab 13.00 Uhr einen
Kinderdeckenflohmarkt!
50 Jahre Hähnchen Finke
Anmeldung zum
Kinderdeckenflohmarkt bis zum
3. September, 12.00 Uhr, möglich.
Tel.: 02362-62470.
50 Jahre
Hähnchen Finke
1966 - 2016
20. August 2016
Diese Kolumne ist eine Premiere
und eine Dernière zugleich. Noch
nie zuvor habe ich mich hier mit
dem Tod einer Person befasst.
Und gleichzeitig schließt sich der
Vorhang für einen der bekann-
testen Geschäftsmänner der
Stadt Dorsten. Max Kohle ist im
Alter von 81 Jahren verstorben.
Das Haus des Juweliers macht
für mich einen Großteil des Alt-
stadt-Charmes aus. Nicht nur
wegen der prägnanten Architek-
tur, sondern auch wegen der Er-
innerungen, die ich mit ihm ver-
knüpfe. Die Weihnachtskonzerte
in den Fenstern, die funkelnden
Auslagen, die man als kleines
Kind nur erahnen konnte, die fei-
nen Verkäuferinnen und meine
Besuche imHause Kohle.
Im September 2013 schrieb ich
schon einmal über Max Kohle:
„Das Haus am Marktplatz, in
dem auch sein Geschäft unterge-
bracht ist, besitzt der ältere Herr
natürlich komplett. Be- wohnen
soll er allerdings nur eine Etage.
An diesem Sonntag empfängt
er die zahlreichen Besucher in
seinem Garten. Es spielt eine Blas-
kapelle und mehrere Angestellte
bringen erlesenen Sekt und vor-
zügliche Canapés. Außerdem ist
alles sehr geschmackvoll mit Lei-
nentüchern dekoriert.
Die eigentliche Besonderheit
aber ist, dass Max Kohle sich vor
langer Zeit zurückgezogen hat.
Die Frage, warum er jetzt trotz-
dem von seinem Balkon aus eine
Rede hält (sogar mit Souffleuse!)
kommt nur kurz auf, denn er ist
derart lustig und sympathisch,
dass man sich eher fragt, warum
er sich überhaupt abgeschottet
hat. Wenn man die Kohle hat…“
Wie man besonders am letzten
Satz erkennen kann, bin ich da-
mals nicht davon ausgegangen,
dass Max Kohle meine Kolum-
ne lesen würde (was auch mit
seinen immer schlechter wer-
denden Augen zusammenhing).
Er belehrte mich eines Besseren.
Er hatte sie gelesen.
Kurze Zeit später durfte ich
ihn zu Hause besu-
chen. Das war ein
tolles Erlebnis. Herr
Kohle führte näm-
lich durch sein ge-
samtes Haus. Er be-
wohnte tatsächlich
nur eine Etage. Aber
auch die restlichen Etagen waren
mit einer solchen Geschmackssi-
cherheit und einem besonderen
Gespür für Qualität eingerichtet,
dass ich beinahe darum gebeten
hätte, dort einziehen zu dürfen.
Über das Haus am Markt und
seine Geschichte und über Max
Kohle überhaupt könnte man
wohl mehrere lange Kolumnen
schreiben.
„Da hast du einen schönen
Artikel über mich geschrieben“,
meinte der Hausherr belustigt
zu mir. „Ich würde ja so zurück-
gezogen leben, mich abschot-
ten, fast als sei ich menschen-
verachtend.“ Zum Glück lachte
er gleich darauf. Er nahm es mit
Humor und freute sich: „Das hat
aber noch nie jemand so nett
geschrieben“. Ich erklärte ihm,
dass ich mir immer gewünscht
hatte, ihn besser kennenzuler-
nen, schließlich seien sein Name
und sein Geschäft in der Stadt all-
gegenwärtig. Nur den Mann da-
hinter würde man lediglich vom
Hörensagen kennen.
„Ich bin kein solcher Mensch,
der sich dauernd auf der Straße
zeigt. Die letzten Jahre schon
gar nicht.“ Da fühl-
te ich mich schon
fast wieder in mei-
ner Eremitentheo-
rie bestätigt. Doch
er fuhr in seiner
entwaffnend char-
manten Art fort:
„Und das nicht, weil ich keine
Menschen mag – ich sehe sie nur
einfach nicht mehr.“ Max Kohle
deutete auf seine kranken Augen
und zog genüsslich an seiner Zi-
garette.
Danke für Ihren Witz und Ihre
Gelassenheit!
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