Lokallust Haltern am See - page 13

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Kinder-Hospizdienst | 18. März 2017
INNERE SICHERHEIT UND
RECHTSSTAAT
Interviewmit Josef Hovenjürgen
Die Einbruchzahlen in NRW sind die
höchsten in Deutschland. Es gibt zu-
nehmendProblemviertelindenGroß-
städten. Seit 2012 sind mehr als eine
halbe Million Notrufe bei der Polizei
NRW verloren gegangen, haben somit
die Polizei nie erreicht. Die Gewalt ge-
gen Polizisten steigt.
Muss NRW sicherer werden?
Hovenjürgen: Auf jeden Fall. Die Sor-
gen, die wir als CDU zur Schließung der
Wachen 2010 in den Städten des Kreises
Recklinghausen geäußert haben, sind
eingetroffen. Gerade nach den Ereignis-
sen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt
und in der Silvesternacht in Köln fragen
sich die Menschen mehr denn je, ob die
Polizei noch in der Lage ist, sie zu schüt-
zen. Die Dringlichkeit ergibt sich aus den
Polizeiberichten der jeweiligen Städte.
Die Einbruchserien, Straßenkriminalität
und Brutalität der Täter nehmen zu.
Bürgerinnen und Bürger imLand und im
Kreis Recklinghausen sind im höchsten
Maße verunsichert. Das belegen Unter-
schriftenaktion, die 2016 von der CDU
Waltrop und der CDU Haltern initiiert
wurden, aber auch die Gründung von
Bürgerwehren-so inDattelngeschehen.
Der Staat darf aber den öffentlichen
Raum nicht aufgeben und privaten
Bürgerwehren oder gekaufter Security
überlassen, die sich nur die Reichen leis-
ten können.
Wie lautet Ihre Forderung?
Hovenjürgen: Wir brauchen mehr
Polizei. 1.400 Absolventen wechseln
ab 2017 jährlich in den Polizeidienst.
Es müssen aber pro Jahr 300 Polizisten
mehr eingestellt werden, um die Alters-
abgänge auszugleichen. Wir müssen
den Beruf auch für junge Leute mit
Fachoberschulreife zugänglich machen
undmehr Beamte vom Innendienst ent-
lasten, indem Verwaltungsmitarbeiter
die Büroarbeit übernehmen.
WirbrauchendieSchleierfahndung,also
die verdachtsunabhängige Kontrolle
von Personen. Diese Kontrollen gibt es
in fast allen Bundesländern - außer in
NRW, Bremen und Berlin.
Aus meiner Wahrnehmung gehört zu
einem Gesamtsicherheitspaket nicht
nur mehr Polizei auf die Straße, sondern
auch eine Anlaufmöglichkeit für die
Menschen in jeder Stadt. Die Wachen
in den Städten des Kreises müssen für
die öffentliche Sicherheit und Ordnung
und im Interesse des Sicherheitsbedürf-
nisses der Menschen wieder 24 Stunden
besetzt sein.
Reicht es, mehr Polizeibeamte einzu-
stellen?
Hovenjürgen: Nein, wir brauchen
auch ein Signal für den Rechtsstaat.
Was nützen die Gesetze und immer
neue Gesetze, wenn sie nicht vollzogen
werden? Es fehlen nicht nur 800 Richter
und Staatsanwälte, es fehlen auch Haft-
plätze und eine konsequentere Recht-
sprechung. Die Inflation von Bewäh-
rungsstrafen führt nicht dazu, dass ein
Rechtsstaat als solcher wahrgenommen
wird. Auch Opfer haben den Anspruch
auf Gerechtigkeit.
für alle Beteiligten“, sagt Sabi-
ne Dartenne. Sie ist Mutter einer
20-jährigen Tochter, die von dem
Halterner Hospizdienst begleitet
wird. Bisher wurde das von Reck-
linghausen aus organisiert. „Dass
wir jetzt eine Anlaufstelle direkt
vor Ort haben, macht vieles ein-
facher und auch familiärer“, ist
die Sythenerin sicher.
Dass die Wege sowohl für die
Betroffenen als auch für die eh-
renamtlichen Begleiter kürzer
werden, sei auch mit ein Grund
dafür gewesen, die Zweigstelle
Südliches Münsterland in Haltern
zu eröffnen, bestätigte Martin
Gierse. Er ist als Geschäftsführer
des Deutschen Kinderhospizver-
eins, der Dachorganisation des
Ambulanten Dienstes, bei der
Eröffnung vor Ort. Fünf Familien
aus Haltern und Umgebung wer-
den derzeit betreut. In den neuen
Räumen werden zudem psycho-
logische Beratungen und Su-
pervisionen stattfinden, erklärt
Yvonne Steinbuß. Aber auch sie
betont, dass es an erster Stelle
eine Begegnungsstätte sein wird,
an der die Betroffenen Spaß und
Freude haben.
Seit 27 Jahren engagiert sich der
Deutsche
Kinderhospizverein
für Kinder und Jugendliche mit
lebensverkürzenden Erkrankun-
gen und deren Familien. Vor zwölf
Jahren wurde eine Zweigstelle in
Recklinghausen eingerichtet, von
der aus bisher auch die Familien
in Haltern begleitet wurden. Da
das Einzugsgebiet immer größer
wurde, war das so kaum noch zu
bewältigen, daher der Entschluss,
die Räume in Haltern zu eröffnen.
Einer, den man bei der Eröff-
nung gerne dabei gehabt hätte,
konnte leider nicht ­kommen:
Benedikt Höwedes. Der Schalker
Profifussballer engagiert sich seit
Anfang des Jahres als Schirmherr
für den Ambulanten Kinder- und
Jugendhospizdienst in Haltern.
Seine Mannschaft war schon
auf dem Weg zum Bundesliga-
spiel gegen Mönchengladbach.
­Möglicherweise hätte er auf der
Eröffnungsfeier in Haltern mehr
Spaß gehabt ...
(Für Fußballmuffel: Schalke ver-
lor das Spiel in Gladbach)
Text + Fotos:
Hans-Jürgen Abenath
Bürgermeister Bodo Klimpel hob
in seiner Rede die besondere Leistung
der ehrenamtlichen Arbeit hervor.
Viele Gäste kamen zur offiziellen Eröffnung.
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