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Fritz
In Ermangelung einer sinnvolleren Tätigkeit
habe ich vorhin eine Tapete angestarrt – und
direkt einen Grund gefunden, mich zu echauf-
fieren.
Die Tapetenhersteller glauben nämlich, dass
es keiner merkt, wenn sie zigmal ein und das-
selbe Motiv nebeneinander dru-
cken oder stanzen, was dann
nachher ein großes, unübersicht-
liches Muster ergibt.
Früher wurde viel mehr Aufwand
um die Tapete betrieben. Ur-
sprünglich kommt sie aus dem
Orient und wurde als Ersatz für
die prachtvollen Wandteppiche der Monar-
chen benutzt, ehe auch die einfachen Bürger
Papiertapeten benutzten.
Bei der Herstellung wurde zuerst eine dünne
Schicht mit Deckfarbe bestrichen, dann wurde
sie getrocknet, geglättet und je nach Bedarf
ausgebessert und von Hand mit Mustern ver-
ziert.
Das waren noch Zeiten. Heute braucht man
nur ein bisschen genauer hinzusehen, um zu
erkennen, dass die Tapetenindustrie uns für
doof verkaufen will. Nicht mit mir. Ich starre in
eine andere Richtung.
Ein Künstler, dessen Name mir nicht mehr ein-
fällt, hat einmal behauptet, dass
man einen Gegenstand nur lan-
ge genug anstarren muss, damit
genau das daraus wird, was man
sich wünscht.
Pfff! Als würde das funktionie-
ren… Dann könnte man ja aus
Wasser Wein machen, aus Blei
Gold und aus Langeweile eine amüsante Ko-
lumne.
Tja, die schulfreie Zeit zwischen Abiturprüfun-
gen und Zeugnisverleihung birgt nun mal die
Gefahr der langen Weile. Nach zwölf Jahren
Schule, zwei Drittel meines Lebens, musste ich
mich erst mal an die neugewonnene Freizeit
gewöhnen.
Das ging überraschenderweise ziemlich
schnell. Es gibt schließlich immer etwas, das
noch erledigt werden muss, das vorher aufge-
schoben oder vernachlässigt wurde. Die Tape-
te im Flur einer Freundin zum Beispiel.
Aber natürlich auch weniger banale Dinge.
Letzte Woche zum Beispiel habe ich meine fa-
vorisierte WochenZEITung von vorne bis hinten
durchgelesen. Donnerstag habe ich angefan-
gen und schon drei Tage später war ich fertig!
Richtig langweilig kann mir also gar nicht wer-
den. Es sei denn, ich starre auf eine Raufaser-
tapete – die wiederholt sich nämlich nicht.
Diese Kolumne erscheint am Tag meines
Schulabschlusses. Ich wünsche uns allen eine
schöne Feier und akzeptable Tapeten in der
Studentenbude.
Rausgeputzt
Fritz Schaefer (Jahrgang 1997) ist ein leiden-
schaftlicher Beobachter und Belauscher. Er teilt
seine Gedanken und Erlebnisse monatlich in der
Dorstener Lokallust. Lustig, charmant und be-
stimmt auch kritisch.
Die Fritz-Kolumne ist online zusätzlich immer
hörbar – als Pommes-Soko-Erfinder und Ex-
Mike-Litt-Praktikant hat der Autor auch ein Fai-
ble für das gesprochene Wort. QR-Code scannen
oder unter lokallust.de anhören.
- Schließlich heiße ich Fritz.
© Christian Schwitt, Flying Brüderchen Photography
Dem Fritz wird nicht langweilig.
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Nelson Müller
Mai 2013