Lokallust Dorsten - page 35

Fritz Schaefer (Jahrgang 1997) ist ein leidenschaftlicher Beobachter
und Belauscher. Er teilt seine Gedanken und Erlebnisse monatlich in der
Dorstener Lokallust mit. Lustig, charmant und bestimmt auch kritisch.
Die Fritz-Kolumne ist online zusätzlich immer hörbar – als Pommes-
Soko-Erfinder und Ex-Mike-Litt-Praktikant hat der Autor auch ein Faible
für das gesprochene Wort. QR-Code scannen oder unter lokallust.de
anhören.
- Schließlich heiße ich Fritz.
SIE ODER NICHT SIE, DAS IST HIER DIE FRAGE
Wenn man ins Alter kommt, so wie
ich, dann stehen Veränderungen
ins Haus. „Welches Alter?“, wer-
den Sie sich jetzt fragen, der Jun-
ge hatte doch gerade noch einen
Schnuller im Mund. Woher wissen
Sie das, frage ich mich und lege
den Schnuller beiseite.
Aber auch mal beiseite mit dem
Spaß. Denn älter werde ja
selbst ich, das ist nicht zu
leugnen. Mir wird das
immer wieder bewusst,
wenn ich gesiezt wer-
de, teilweise sogar von
Verkäuferinnen, die ge-
nauso alt sind wie
ich und die sich
nicht mehr da-
ran erinnern,
dass wir zu-
sammen im Kindergarten waren.
Es fing an, als ich 15 war. Mein
Augenarzt, der mich zeitlebens
geduzt hatte, sprach mich plötz-
lich mit „Sie“ und „Herr Scha-
efer“ an. „Herr Schaefer, grüße
Sie! Ich lese ja immer Ihre neue
Kolumne, die finde ich wirklich
gut!“, erzählte er damals.
Ich war richtig erschrocken,
schließlich waren wir immer
ein eingeschworenes Team
im Kampf gegen die Horn-
hautverkrümmung
ge-
wesen, also eigentlich
per du. Ich bat ihn, mich
wieder zu duzen. Er woll-
te aber nicht.
Natürlich war das
ziemlich
pro-
fessionell und
richtig
von
ihm, an je-
nem Tag
fand ich es allerdings komisch.
So erwachsen habe ich mich gar
nicht gefühlt.
Ein paar Tage später sollte ich
in der Schule ein Referat hal-
ten. Zur Vorbereitung traf ich
mich mit einem Schulkollegen
bei ihm zu Hause. Sein Vater,
dem ich noch nie zuvor begeg-
net war, siezte mich dann auch.
Er verwendete sogar das Ham-
burger Sie, also mit
Vornamen: „Fritz,
möchten Sie etwas
trinken?“
Mittlerweile
pas-
siert es mir immer
öfter, dass ich ge-
siezt werde, insbe-
sondere natürlich
von Fremden. Und
dank der Sensibili-
sierung durch mei-
nen Augenarzt finde ich es gar
nicht mehr schlimm.
Ich frage mich allerdings: Wo
soll ich selbst die Grenze zie-
hen? Klar, einen Herren im Alter
meines Opas sieze ich. Er würde
mich vermutlich auch siezen.
Das Du wird immer von Älteren
angeboten, wurde mir beige-
bracht (und im Knigge steht es
auch). Ich glaube aber, dass das
nicht mehr ganz zeitgemäß ist.
Denn wie verfahre ich, wenn
mich ein Mann mittleren Alters
mit Du anspricht? Manche Men-
schen sind ja auch beleidigt,
wenn sie gesiezt werden, weil
sie sich dann unnötig alt fühlen.
Meine Vermutung: Es gibt keine
Grenze. Das hat mit Menschen-
kenntnis zu tun. Ein Mann mitt-
leren Alters, der sich anzieht
oder so redet wie mein Opa,
möchte höchstwahrscheinlich
gesiezt werden. Ein Mann mitt-
leren Alters, der sich anzieht wie
ich und mich fragt, wie ich bei
Facebook
heiße,
will bestimmt ge-
duzt werden.
Und wenn ich mir
mal nicht sicher
bin, rede ich mei-
nen
Gesprächs-
partner seit mei-
nem sechzehnten
Lebensjahr einfach
genauso an, wie er
mich anredet.
Zum Schluss beantworte ich
die alles entscheidende Frage
(„Wenn Fritz eine Hornhaut-ver-
krümmung hat, wieso sehe ich
dann keine Brille auf dem Foto
da?“).
Kontaktlinsen trägt
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„The Umami” –
Trüffel – Beef
Spicery Brötchen mit 200 gr.
Homestyle Burger
verfeinert mit Trüffel-
Steinpilz Creme, Salat,
Tomate, gebackene
Zwiebelringe
und geröstetem Bacon
6,
50
Burgercraft - MADE BY YOU
Die Cremes und Dips der Burger-
craft sind aus eigener Herstellung
und auch separat erhältlich.
The BBQ –
Klassiker
Unser 200 gr. Homestyle
Burger im Spicery Brötchen
verfeinert mit BBQ Creme,
Salat, Tomate
gebackene Zwiebelringe
und geröstetem Bacon
6,
50
50 Jahre
Hähnchen Finke
1966 - 2016
23. Juli 2016
© Clemens Schüßler/Fotolia.com
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