Trennen für die Umwelt
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Trennen für die Umwelt
Die Männer vom Wertstoffhof
„Dorsten ist ein Dorf, man kennt uns und wir kennen viele unserer Kunden“, beginnt Stephan Koppisch und lobt die Bürger, die unter den wachsamen Augen seiner freundlichen und hilfsbereiten Kollegen das entsorgen, was Keller, Garagen und Gärten so hergeben. „Die meisten Kunden kennen sich hier schon aus und sortieren daher perfekt“, fährt er fort.
Stephan gehört mit Holger Schüller zum Viererteam der „Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“ am städtischen Wertstoffhof an der Wienbecke. Das Team wird noch durch zwei weitere Kollegen ergänzt.
Sie alle achten darauf, dass ordnungsgemäß nach einzelnen Materialien getrennt wird, denn Abfall ist ein wertvoller Rohstofflieferant.
Sowohl die Hersteller diverser Kunststoffverpackungen wie auch die Hersteller von Elektrogeräten sind laut Gesetz dazu verpflichtet, ihre Waren zurückzunehmen. Auch dürfen organische Materialien nicht mehr auf Deponien gelagert werden. Die Folge davon: Immer mehr Waren werden recycelt. Aus Elektroschrott lassen sich wieder die Edelmetalle Gold, Kupfer und Platin heraustrennen, aus Joghurtbechern werden Wäschekörbe und aus den Aluminiumdeckeln neue Dosen, Bauschutt wird recycelt und wieder für den Straßenbau verwendet und sortierter und getrockneter Hausmüll wird direkt thermisch in Strom und Wärme umgewandelt.
Foto oben rechts: Die Mitarbeiter des Wertstoffhofs achten darauf, dass ordnungsgemäß nach einzelnen Materialien getrennt wird
Das Recyceln funktioniert aber nur, wenn wirklich gut vorsortiert wird. „Schon ein kleiner Klumpen Asbest oder Teer im Bauschutt machen die Ware für unseren Abnehmer unbrauchbar“, weiß Ursula Eickmeier und wirft einen Blick in den Bauschutt-Container. „Hier hinein gehören lediglich Fliesen, Steine, Porzellan und Blumentöpfe aus Ton“, betont die Abfallberaterin. Damit die Unternehmen, die die verschiedenen Wertstoffe weiterverarbeiten, auch gute Qualität bekommen, holen die in Orange gekleideten Männer regelmäßig mit langen Stangen und Haken die ab und an vorhandenen Fehlsortierungen aus den zahlreichen Containern.
Foto oben rechts: Die Container auf dem Wertstoffhof sind übersichtlich angeordnet und für die Kunden leicht zu befüllen
Wer nun meint, damit ist die Arbeit der vier Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft schon getan, der irrt gewaltig. Stephan und Holger gehen mit mir in einen verschlossenen Raum, der an ein Labor erinnert. Die beiden müssen Kenntnisse im Bereich der Chemie haben, denn hier wartet eine besondere Aufgabe auf sie. Aus all den schadstoffhaltigen Flüssigkeiten müssen sie herausfinden, was drinsteckt.
„Oft können wir uns dabei auf unsere Erfahrung verlassen“, so Holger Schüller, der diesen Job bereits über 25 Jahre macht. Er hat eine Laborantenausbildung hinter sich und kennt das Metier. „Wenn die Flüssigkeiten in den Originalbehältern abgegeben werden, dann ist es relativ einfach für uns“, ergänzt Stephan Koppisch, der seit 13 Jahren zum Team gehört. „Dann kommen die Behälter sofort in eines der vielen kleinen Fässer, die verschlossen werden und anschließend zur Sondermüllbehandlung gehen.“
Foto oben rechts: In diesen Fässern wird der Sondermüll zum Abtransport gelagert
Bei dieser Arbeit müssen die speziell ausgebildeten Dorstener große Vorsicht walten lassen und unbedingt auf die Handhabung der verschiedenen Schadstoffe achten. Alkalimetalle dürfen dabei auf keinen Fall mit Wasser in Berührung kommen, WC- oder Essigreiniger nie mit chlorhaltigen Stoffen. Lässt sich anhand der Verpackung nicht erkennen, was sich innen befindet, so helfen Messstäbchen, die in die Flüssigkeit getunkt werden, natürlich unter einem Luftabzug und nicht, ohne vorher die persönliche Schutzausrichtung angelegt zu haben. Sie zeigen an, ob es sich um eine Säure oder eine Lauge handelt.
„Bis jetzt ist bei uns noch nichts passiert“, so Ursula Eickmeier. „Zum Glück nicht, außer einem Mini-Brand, der aber schnell gelöscht werden konnte“, klopfen Stephan und Holger schnell auf Holz. Dass es aber auch durchaus anders ausgehen kann, erklärt mir Stephan. „Ein simples Feuerzeug kann beispielsweise hier bei uns oder auch im Müllfahrzeug den Inhalt entzünden. Damit die Feuerwehr löschen kann, würde der Haushaltsmüll dann an Ort und Stelle auf die Straße gekippt.“ Die beiden Dorstener haben daher noch eine Bitte: „Bringen Sie bitte auch Feuerzeuge oder scheinbar leere Spraydosen zu uns und entfernen Sie die Lithiumbatterien aus Handys und Spielzeugen, zur Sicherheit aller Kollegen.“
Foto oben rechts: Holger Schüller (links) und Stephan Koppisch sind seit Jahren eingespieltes Team
Bis auf Sprengstoff, radioaktive Materialien und behandeltes Holz aus dem Außenbereich, nehmen die Männer vom Wertstoffhof fast alles an: Herde und Kühlschränke, Toaster und Bügeleisen, ausgediente Rechner, Leuchtstoffröhren, Sperrmüll, Papier, Metall und Grünschnitt. Die Abgabe am Wertstoffhof ist für Privatpersonen kostenlos, lediglich Haushaltsmüll, Altreifen, Altöl und Bauschutt kosten eine geringe Gebühr.
Durch die langen Öffnungszeiten braucht man nicht lange zu warten, lediglich samstags gibt es schon mal einen Stau. Es gibt daher keinen einzigen Grund seinen Grünschnitt, die ausgediente Waschmaschine oder die Reste der letzten Terrassenerneuerung in den Wald zu kippen. Abgesehen von der optischen Verschandelung der Natur, spielt auch der Naturschutz eine Rolle, die heimische Vegetation wird verdrängt, Gefäße können tödlich für die einheimischen Tiere sein und achtlos weggeworfene Feuerzeuge oder Glasflaschen können schnell einen Waldbrand verursachen.
Der Umwelt zuliebe sollten wir ein wenig bewusster mit den Rohstoffen unserer Erde umgehen und sie ordnungsgemäß recyceln lassen, denn der Vorrat aller Wertstoffe ist begrenzt.
Foto oben rechts: Stephan Koppisch arbeitet bereits seit 13 Jahren am städtischen Wertstoffhof
Sie haben Interesse an der Ausbildung in einem Beruf mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Naturwissenschaft? Bewerben Sie sich bei der Stadt oder kommen Sie bei Interesse zum Wertstoffhof und sprechen Sie einen der Männer an. Wenn sie Zeit haben, werden sie sicherlich Ihre Fragen beantworten, denn wie bereits oben erwähnt, sind sie stets freundlich und hilfsbereit.
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und EBD