„Luis die lustige Libelle“

von Ulf Steinböhmer (Kommentare: 0)

„Luis die lustige Libelle“

Eine Vorlesegeschichte für Kinder von Martina Jansen

In dieser Ausgabe darf ich eine ganz besondere Geschichte schreiben. Es ist die Geschichte über meine Kollegin Martina Jansen. Bereits seit viereinhalb Jahren verfasst Martina mit Begeisterung Lesegeschichten für die Lokallust über Menschen aus Dorsten. Jedes Mal stellt sie dabei auf ihre eigene Art und Weise die jeweils betreffende Person in den Vordergrund. Nun steht sie selbst einmal im Mittelpunkt und glauben Sie mir, sie dazu zu bewegen, kostete mich ordentlich Überzeugungskunst, denn eigentlich steht Martina nicht gerne im Mittelpunkt.

Als Self-Publisherin hat sie bereits zwei Bücher geschrieben und ihr neues Faible sind Vorlesegeschichten für Kinder.
„So lang kam mir die Zeit gar nicht vor. Aber es wie mit allem, was man gerne macht: Die Zeit verfliegt dann“, bemerkt Martina, als wir feststellen, dass sie bereits seit viereinhalb Jahren für die Lokallust schreibt. Auf meine Frage, wie sie zum Schreiben kam, antwortet sie: „Ich habe schon immer gerne geschrieben, nur das Fach ‚Deutsch‘ in der Schule lag mir überhaupt nicht. Dennoch schrieb ich in der Grundschule die Seiten in den Poesiealben der Schulfreunde komplett voll und ich liebe es To-do-Listen zu erstellen. Außerdem schicke ich mir aus dem Urlaub Postkarten, um später noch zu wissen, was ich wann und wo gemacht“, lacht sie mich an. Das ist wieder Martinas typische Art, bei der ich überlegen muss, ob das wirklich so passiert ist oder ob sie mich auf den Arm nimmt? „Nein Quatsch“, revidiert sie ihre eigene Aussage sofort, „ich habe Briefe aus dem Urlaub geschrieben, keine Karten.“ Unsere Redakteurin verzieht nun jedoch keine Miene und ich bin jetzt genauso schlau wie vorher.

Foto oben rechts: Lokallust Redakteuerin Martina Jansen wagt sich in ein neues Genre

Dass sie interessant schreiben kann, das bemerken neben mir auch die zahlreichen Leser, die positiv auf ihre Lesegeschichten reagieren. Ob Auto oder Wirtschaft, Gesundheitsthemen oder das Berufs- und Alltagsleben unserer Mitbürger, Martina traut sich an alles heran. So auch an die Inhalte ihrer zwei Bücher, die sie vor einigen Jahren schrieb. „Beim ersten Buch bin ich nachts aufgewacht und sah das komplette Buch vor mir, bin aufgestanden und habe es getippt. War ja nicht so viel Arbeit, ist ja ein dünnes Buch“, erinnert sie sich, nicht um eine weitere Zote einzubauen.

Unsere Redakteurin wollte es ursprünglich als Andenken an ihre Familie und Freunde zu Weihnachten verschenken, aber dann hat sich die Idee plötzlich verselbstständigt. „Ich sah tatsächlich eine Zeit lang bildlich vor mir, wie meine noch nicht geborenen Urenkel das Buch vor ihre kleinen Herzchen drückten, nach oben blickten und stolz ‚meine Oma‘ flüsterten“. Wieder lacht sie.

Das Buch kam super bei ihrer Familie und Bekannten an, Martina stellte es als Self-Publisher ins Netz ein, ein Verlag wurde aufmerksam und legte es neu auf. „Die neue Version gefiel mir aber absolut nicht und ab da stand ich nicht mehr hinter meinem Werk. Zum Glück habe ich mein zweites Buch nicht auch bei diesem Verlag veröffentlichen lassen, sondern habe es wieder selbst verlegt.“ Beide Titel, sowohl „Luna, Abenteuer Internet 2.0. Mit 50+ ins Netz oder die Onlinesuche nach dem Traumpartner“ als auch „Meine Kalorien haben ein Zuhause“, sind halb biografisch, aber Martina verrät mir nicht, welche Hälften es sind. „Ob ich noch einmal ein Buch schreibe, das entscheide ich spontan, wenn mir eine Idee in den Kopf kommt. Ich schreibe ja aus Spaß, daher habe ich die beiden anderen Bücher nur kurz beworben und gehe damit auch auf keine Lesungen. Reich werde ich mit dem Schreiben nicht, aber über den Erlös aus den Verkäufen habe ich mich dennoch sehr gefreut“, gibt Martina zu.

Foto oben rechts: Martina Jansens zweites Buch erschien 2016

Obwohl die Alt-Wulfenerin die Gespräche und die anschließenden fertigen Lesegeschichten über die unterschiedlichsten Dorstener Bürgerinnen und Bürger für die Lokallust liebt, wagt sie sich hin und wieder auch in andere Genres und schreibt das, was ihr spontan in den Kopf kommt. „Ich schreibe meine Texte immer ‚blumig‘, wie ich es selbst nenne, aber ohne Gesprächsvorlage für eine bestimmte Geschichte lasse ich meiner Fantasie auch gerne schon Mal freien Lauf.“ So schrieb die 60-Jährige bereits im letzten Jahr hin und wieder eigene Kurzgeschichten für die Lokallust. Humorvoll in „Pimp my Body“ oder in „Stressfreie Weihnachten“ oder emotional in „Erinnerungen“. Auch die fleißigen Engel in der zeitgemäßen Vorlesegeschichte für die Kleinen in der letzten Weihnachtsausgabe kamen bei unseren Leserinnen und Lesern gut an. Und da liegt vielleicht schon der Grundgedanke, weitere Vorlesegeschichten für Kinder schreiben zu wollen. Da bei unserer Umfrage Anfang des Jahres ebenfalls der Wunsch nach Geschichten für die Jüngsten aufkam und auch noch ihre Freundin Elke Ricke, Leiterin der Kindertagesstätte „An der Windmühle“ in Hervest, meinte „Schreib doch mal was für Kinder“, war für Martina Jansen klar: „Da gehe ich jetzt dran!“

„Spontan fiel mir der Titel ‚Luis die Libelle‘ ein“, erinnert sich Martina an die Entstehung der kleinen Geschichte. „Und mir war klar, dass es nicht irgendeine Abenteuergeschichte werden sollte, sondern etwas Erklärendes über das Tier.“ Als sie fertig war, was wie immer nicht lange dauerte, las ihre Freundin Elke den Kindern in der Kindertagesstätte die Geschichte vor. „Die Kinder fanden die Geschichte toll und auch noch Tage später war die Libelle Luis immer wieder Thema“, so die Leiterin der Kindertagesstätte. Somit war die erste Vorlesegeschichte für Kinder von Martina Jansen fertig. Diese möchten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht vorenthalten. Vielleicht kommen ja zukünftig weitere Vorlesegeschichten dazu. Lassen Sie sich überraschen.

Und nun viel Spaß mit ‚Luis die lustige Libelle‘!

Text: Christian Sklenak, Martina Jansen (Luis die lustige Libelle)
Fotos: privat und fotolia

Luis die lustige Libelle

Hallo, ich bin Luis, Luis die lustige Libelle.
Bin ich nicht schön? Und kann ich nicht ganz toll fliegen? Aber warum schaust du denn so ängstlich? Ich tue dir doch gar nichts. Ich kann dich nicht beißen und stechen kann ich dich auch nicht. Ich fange und fresse nur Mücken und andere kleine Insekten.

Ich freue mich sooo sehr, dass ich jetzt endlich fliegen darf. Zwei Jahre habe ich unten in einem großen Gartenteich gelebt, nachdem ich aus dem Ei geschlüpft bin. Das ist eine ganz schön lange Zeit. So lange, dass du in dieser Zeit schon zweimal Geburtstag hattest und sicher auch zweimal Geschenke bekommen hast.

Ich hatte immer ganz, ganz viel Hunger und musste deswegen viel essen. So wurde ich dann stärker und stärker und größer und größer. Dort unten sah ich noch ganz anders aus als jetzt. Ich lebte in einem Haus. Das habe ich mir aus Steinen ganz alleine gebaut und immer mit mir herumgetragen. So, wie es eine Schnecke auch macht. Die Steine habe ich unten am Boden gefunden. Ganz oft musste ich das Haus um mich herum aber wieder neu bauen, denn ich bin so schnell gewachsen.

Jeden Tag habe ich meine Libellenfreunde getroffen und wir haben viel zusammengespielt. Eines Morgens sind wir aber aufgewacht und waren ganz aufgeregt. Wir wussten nicht warum, aber wir spürten, dass etwas ganz Besonderes passieren wird. Aber niemand konnte uns sagen, was das sein könnte. Keiner meiner Freunde hat es schon erlebt, denn wir waren die ältesten Libellenlarven im Teich.

Wir waren sooo aufgeregt und neugierig. Das kennst du doch bestimmt auch von dir, wenn du noch auf etwas warten musst, auf das du dich ganz, ganz doll freust. Du rutschst dann sicher ständig auf deinem Stuhl hin und her. Da ich aber keinen Stuhl hatte, bin ich den ganzen Tag auf dem Teichboden immer hin und hergerannt. Alle meine Freunde waren auch unterwegs. Das war vielleicht eine Unruhe im Teich.

Und dann war es endlich so weit: Meine Freunde und ich kletterten jeder an einem Halm einer Wasserpflanze aus dem Wasser heraus nach oben zum Licht. Das Klettern hat mich richtig angestrengt und ich wurde müde. Also musste ich erst einmal ein bisschen schlafen. Ich wurde erst wieder richtig wach, als ich merkte, dass ich mich mit aller Kraft aus meiner alten Hülle kämpfte. Ich strengte mich noch einmal ganz doll an und dann war ich endlich frei.

Der Wind und die Sonne fühlten sich richtig schön an. Ich habe meine Augen geschlossen und den Wind und die Sonne gefühlt. Ich sehe jetzt ganz anders aus als vorher und wollte sofort losfliegen, aber meine Flügel waren noch nicht hart. Also musste ich erst einmal ein bisschen warten. Aber dann bin ich gleichzeitig mit meinen Freunden in die Luft geflogen. Erst war ich ganz vorsichtig, aber dann wurde ich mutiger und mutiger. Ich flog höher und höher, um Blumen herum und unter Ästen hindurch.

Und jetzt habe ich dich getroffen. Schau mal, wie ich mich freue, dass ich jetzt fliegen kann. Und sieh mal, wie schön meine Flügel glitzern. Ich möchte, dass du sie ganz genau sehen kannst, deshalb fliege ich näher zu dir hin. Vielleicht hast du ja Lust, mir zuzusehen, wie ich blitzschnell in eine andere Richtung fliege. Aber nein, du hast ja immer noch Angst vor mir. Brauchst du aber nicht, ich bin ganz, ganz harmlos. Ich bin es doch, Luis, Luis die lustige Libelle.

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