Die original Reliefplatten des Tisa-Brunnens werden ausgestellt
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Immer mehr Originale finden den Weg ins Tisa-Archiv
„Wir bekommen immer mehr Anrufe aus Deutschland, aber auch aus dem nahen Ausland, die uns ihre Original-Skulpturen, Skizzen oder Grafiken von Tisa von der Schulenburg überlassen möchten“, freut sich Lambert Lütkenhorst, der Vorstandsvorsitzende der Tisa-von-Schulenburg-Stiftung.
Wir befinden uns auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Fürst Leopold der RAG AG am Förderturm von Schacht 2 in Hervest-Dorsten. Der riesige Kohlebrocken, der bis 2010 am Quader in der Innenstadt hing, liegt nun hier am Sicherungsstandort und weist auf die Zechenvergangenheit hin.
Foto oben rechts: Tisa von der Schulenburg, Dorstener Ordensfrau und Ehrenbürgerin
Im Inneren des Gebäudes ist das Tisa-Archiv nahezu fertig eingerichtet. Neben Unikaten „aus aller Welt“, die bisher zahlreich eingetroffen sind, befinden sich sehr persönliche Dokumente wie Führerscheine, Reisepässe oder Briefe, alle in Sütterlinschrift, mit einem unschätzbaren ideellen Wert. „Die Briefe belegen unter anderem die Echtheit unserer Originale, aber das Wertvollste für uns alle ist jedoch das Familienstammbuch derer von Schulenburg“, zeigt Lambert auf das fast 20 Zentimeter dicke Buch, dessen Seiten sichtbar gelitten haben.
Foto oben rechts: Persönliche Dokumente wie Führerschein und Reisepass werden demnächst im Tisa-Archiv ausgestellt
Eine kunstvoll geschnitzte Holzfigur als Dauerleihgabe für das Archiv überbrachte kürzlich eine Dorstener Familie 15 Jahre nach dem Tode ihres Besitzers. Sabine Fischer, Geschäftsführerin der Stiftung, erklärt die Herkunft dieser Skulptur. „Der Vater dieser Familie ersteigerte anlässlich einer Lepra-Tombola dieses Werk und Tisa von der Schulenburg ritzte nachträglich ihr ‚T‘ ein.“ Die Geschichte hinter der Holzkiste mit Farben und Werkzeugen kennt dagegen Lambert Lütkenhorst. „Tisa von der Schulenburg hat sie von dem bedeutenden englischen Künstler Henry Moore bekommen und sie wurde uns von dem Essener Kurator Franz-Josef Kuhn überlassen.“ Darüber hinaus wird zurzeit die Echtheit vier farbiger Aquarelle geprüft, die eine Familie vom Bodensee der Stiftung ebenfalls als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen möchte.
Foto oben rechts: Die Holzfigur ist eine Dauerleihgabe einer Dorstener Familie
Werke aus den Archiv-Beständen der ehemaligen RAG Hauptverwaltung in Herne und vom stillgelegten Bergwerk Prosper-Haniel vervollständigen die Sammlungen aus Privatbesitz. RAG-Mitarbeiter und ebenfalls Kuratoriumsmitglied Michael Sagenschneider brachte diverse Unikate im Laufe der Zeit mit nach Dorsten. Somit vervollständigen beispielsweise Gussformen von Skulpturen und die originalen Bronzeplatten des Kreuzweges auf der Bottroper Halde Prosper-Haniel die Sammlung Schwester Paulas.
„Wir planen am 8. Februar, dem Todestag Tisa von der Schulenburgs, das Archiv zu eröffnen und auch bis dahin die Tisa-Lounge eingerichtet zu haben, welche sowohl die Biografie als auch das Werk der Künstlerin und Ordensschwester veranschaulichen soll“, freut sich nicht nur Michael Sagenschneider darauf, endlich die Werke der Dorstener Ehrenbürgerin wieder der Öffentlichkeit zugängig zu machen.
Bis dahin sollen auch die Reliefplatten des Tisa-Brunnens, der vom Marktplatz in der Innenstadt demontiert wurde, im Gebäude präsentiert und anschließend fachgerecht am Standort eingelagert werden. . „Wir wollen den Brunnen vor weiteren Witterungsschäden schützen und ihn hier sichern“, erklärt die Geschäftsführerin. Dass dafür noch viel Arbeit vor allen liegt, zeigt ein Blick auf die Brunnenelemente. Sie wurden sorgfältig ohne Beschädigungen auseinandergenommen, verpackt und mit Nummern laut altem Aufbauplan versehen. „Es ist nichts dabei verloren gegangen“, freuen sich die drei Ehrenamtler unisono. Nun heißt es puzzeln und alle Teile wieder an die richtige Stelle zu setzen.
Foto oben rechts: Reliefplatte Nummer 7 des Tisa-Brunnens
Dank der Unterstützung durch die RAG-Stiftung und der RAG AG am Standort Fürst Leopold sowie dem Engagement der Sparkasse Vest und der Stadt Dorsten wird die Tisa-Stiftung neben den fortlaufenden Archivierungsarbeiten zukünftig die Werke Tisas in unterschiedlichen Ausstellungsformaten präsentieren können. Auf dem zurzeit noch etwas kargen Außengelände sollen im laufenden Jahr Bäume gepflanzt werden, um auch das Thema Klimaschutz nachhaltig zu unterstützen. Das Gelände muss jedoch weiterhin seinen Zweck als Sicherheitsstandort für das Grubenwasserkonzept der RAG erfüllen.
Das Thema Nachhaltigkeit wird sich auch in den Skulpturen der neuen Preisträgerin des Tisa von der Schulenburg-Preises, Claudia Piepenbrock, widerspiegeln. „Wir hoffen, dass wir nun endlich in Kürze den Preis übergeben können“, so Michael Sagenschneider.
„Wir haben für dieses Jahr einige Veranstaltungen oder Ausstellungen im Kopf, aber können leider coronabedingt nicht weit im Voraus planen. Im Februar oder März sieht es jedoch vielleicht schon ganz anders aus“, blickt Sabine Fischer optimistisch in die Zukunft.
Wichtig ist es Sabine Fischer, Lambert Lütkenhorst und Michael Sagenschneider, sich ausdrücklich bei Schwester Barbara Austermann und Heinz-Josef Leiwen zu bedanken. „In langer und mühseliger Kleinstarbeit archivierten beide unzählige Werke der Dorstener Künstlerin in ihrem ehemaligen Atelier im Klosterkeller der Ursulinen. Ohne ihre fachliche Vorarbeit hätten wir das Projekt ‚Tisa-Archiv‘ nicht stemmen können.“
www.tisa-stiftung.de
Foto oben rechts: Sabine Fischer, Geschäftsführerin der Stiftung
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak