Zurück in die Zukunft

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Zurück in die Zukunft

(Disco-)Spaß auf vier Rollen

Für die älteren Leserinnen und Leser unter uns holten diese fahrbaren Sportgeräte teilweise vergessene Erinnerungen an die 80er- und 90er-Jahre hoch. Für die Jüngeren war das Fahrgefühl völlig neu. „Aber es hat allen dennoch viel Spaß gemacht“, weiß Thomas Hein, Inhaber der Firma interevent und Betreiber vier mobiler Rollschuhbahnen in Deutschland.

Sie haben es sicher schon geahnt, dass die Rede von Rollschuhen ist. Ich selbst kann mich noch sehr gut an die mit der sich verändernden Schuhgröße angepassten „Eisengestelle“ erinnern, die mit roten Lederlaschen an den eigenen Schuhen befestigt wurden und mich über Jahre begleiteten. Und ich bin der festen Überzeugung, dass die Rollen aus extra hartem Eisen gefertigt waren. Von ihrem Geräusch, das sie auf der Straße hinterlassen haben, müssten mir eigentlich jetzt noch die Ohren wehtun.
Die 800 Rollschuhe, die Läufer im letzten Winter auf Thomas Heins Bahnen ausleihen konnten, sahen dagegen supermodern aus und das waren sie sicherlich auch. Von Größe 27 bis 47 wurde jeder Sportinteressierte in seiner Größe fündig. Aber leider nicht bei uns in Dorsten, denn die Rollschuhbahnen der Firma interevent standen in Kiel, Bad Neuenahr, in Karlsruhe und in Posthausen bei Bremen.

Foto oben rechts: Eröffnung Rollerfestival in Kiel
Foto: privat

So wie bei den Eisbahnen in Dorsten war Thomas Hein auch bei der Rollerbahn Pionier und betrieb als Erster in Deutschland diese Bahnen. „Als wir alle Energie sparen mussten, war natürlich der Betrieb einer Eisbahn undenkbar, also überlegte ich, wie sich Kinder dennoch bewegen können.“ Thomas stieß auf eine Rollschuhbahn in den USA und sein neues Projekt war geboren, das er auch in Zukunft fortführen wird. „Das Equipment habe ich ja von den Eisbahnen, nur anstatt der Kälteplatten kommt nun ein anderer Belag auf den Boden“, erklärt mir der Dorstener Eventplaner. „Zudem ist es eine umweltfreundliche, energiesparende Art der Freizeitbeschäftigung.“
Unermüdlich drehten Thomas‘ Bekannte und Freunde auf zahlreichen verschiedenen Untergründen auf seinem Firmengelände Runde um Runde, bis der optimale Belag gefunden war. „Ich musste mich da komplett auf das Urteil meiner ‚Tester‘ verlassen, denn ich selbst kann  weder Rollschuhe noch Inliner oder Schlittschuhe fahren und ich werde es wohl auch nicht mehr lernen“, verrät mir Thomas, der stattdessen Marathon läuft.

Foto oben rechts: Thomas Hein, Inhaber der Firma interevent und Betreiber vier mobiler Rollschuhbahnen in Deutschland

Foto: Christian Sklenak

Nach langer Zeit war denn endlich der passende Belag gefunden, bei der Musik ging es jedoch schneller. „Für uns stand fest, dass wir ausschließlich Hits der 80er- und 90er-Jahre passend zum Boom der Rollerskates spielen wollten“, erzählt Heike Hein. Und so lebte die Neue Deutsche Welle mit Stars wie Nena, Peter Schilling oder Trio ebenso auf wie „Billie Jean“, „Come On Eileen“, „Girls Just Want to Have Fun“ oder „The Final Countdown“. Auch bei Fanta4 mit „Die da!?“, Lou Bega mit „Mambo No. 5“ oder Loonas „Hijo de la luna“ kam schnell Discofeeling auf und führte dazu, dass manche Beine nur so über die Bahn flogen. Ganz Mutige versuchten akrobatische Drehungen oder Sprünge, die mal mehr oder auch mal weniger gelangen.
„Ein Profi auf den Rollschuhen hingegen ist die Influencerin Titatoni, die so manches Video auf unserer Bahn in Kiel gedreht und auch veröffentlicht hat“, erinnert sich Heike. „Ihr zuzusehen hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, denn sie beherrscht ihre Rollschuhe fast perfekt“, gibt sie neidlos zu. Und an eine weitere Begebenheit erinnert sie sich noch: „Eine Anruferin wollte von mir wissen, wie sie die Rollen an ihre Schuhe bekommt. Ich musste eine Zeit lang überlegen, was sie damit meinte, dann wusste ich es. Sie war der Meinung, wir verleihen nur die Rollen“, lacht Heike.

Foto: privat

„Natürlich waren alle Läufer, die sich auf das Schlittschuhfahren gefreut haben, zunächst enttäuscht, das legte sich aber nach den ersten Läufen. Vor allem Schulklassen waren immer wieder von der Kombination Rollschuh und Discomusik begeistert. Allerdings gehörten die ersten Läufer bei uns der Generation 40+ an, bis sich schließlich auch Jüngere auf die Bahn wagten“, ergänzt Thomas.
Auch seine Kunden waren und sind immer noch beeindruckt von den Rollschuhbahnen. „Die 350 Quadratmeter große Bahn am maritimen Standort des Ostseekais in Kiel wurde von einem Gast als die ‚bisher best-durchdachteste Popup-Rollschuh-Veranstaltung‘ gelobt“, teilt Heiko Niehaus, Projektleiter Stadtmarketing Kiel, Thomas erfreut mit. Auch die Bahn in Karlsruhe wurde sehr gut angenommen. „Viele Tausend Menschen zog es zum winterlichen Bewegungsangebot auf den Schlossplatz“, freut sich Carmen Heichel, Karlsruher Projektleiterin Events, über die gelungene Veranstaltung.
Mit so viel Lob im Rücken und dem Wissen, dass sich zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene schon wieder aufs Laufen freuen, verplant Thomas seine Rollschuhbahnen auch in diesem Jahr. „Denn bei frischer Luft und Discomusik kommt doch schnell Freude auf, selbst bei nasser Bahn. In diesem Fall ziehen wir schnell unsere ‚Regenreifen‘ auf“, lacht er.

Foto oben rechts: Eisstockschießen funktioniert auch ohne Eis
Foto: privat

Text: Martina Jansen

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