Zirkus international in Dorsten
von Martina Jansen
Zirkus international in Dorsten
Viele Hände, rasches Ende
Dank der tatkräftigen Hilfe von etwa 20 Eltern der teilnehmenden Kinder des Projektes, stand Sonntag nach knapp vier Stunden das Zirkuszelt an der Marler Straße. Hier übten ab Montag 100 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren recht fleißig, ihre Galavorstellung am Freitag sollte ja schließlich reibungslos klappen.
Die Rede ist von einem integrativen Zirkusprojekt, organisiert vom DIF. „Der Mitmachzirkus Jonny Casselly war eigentlich bis ins Jahr 2017 ausgebucht“, so Margarethe Matschinsky, die zweite Vorsitzende des Dorstener Integrationsforums. „Aber die Zirkusfamilie fand unser Projekt so ansprechend, dass sie diese integrative Veranstaltung doch noch, wenn auch mit einem kleineren Zelt, möglich machte.“
Foto oben rechts: Hand in Hand geht es schneller und so stand das Zelt dank fleißger Hilfe in nicht einmal vier Stunden.
Die Stadt unterstützte dieses Projekt unter anderem bei der Suche nach einem geeigneten Platz, wobei sich die alte Johannesschule aufgrund ihrer Infrastruktur mit den vorhandenen Räumen und Sanitäranlagen optimal eignete. Thomas Rentmeister, Leiter des Dorstener Sozialamtes, stellte deutlich klar, „dass es sich hierbei um kein Angebot speziell für Flüchtlingskinder, sondern für alle Kinder in Dorsten handelt.“
So entschieden sich also Montagmorgen die 100 Jugendlichen aus insgesamt 14 Nationen, ob sie die Zuschauer am Freitag mit ihren Künsten als Fakir, Zauberer oder Clown überraschen wollten. Selbst Dompteure traten Freitag auf, denn der Mitmachzirkus besitzt auch Ziegen, Lamas und Ponys.
Gemeinsam mit den Artisten der Zirkusfamilie Casselly wurden sie zweimal täglich auf ihren großen Auftritt am Galaabend vorbereitet, wobei die Projektsprache hauptsächlich Deutsch war. Damit hatten aber die Kinder weniger Probleme als ihre Eltern. Diese taten sich beim Zeltaufbau zunächst etwas schwer, aber dieses Verständigungsproblem ließ sich mit einfachen Gesten dann doch recht schnell lösen. Der 34-Jährige Syrer Jamal Ibrahim half tatkräftig mit und zeigte sich schon ganz gespannt auf den Auftritt seiner kleinen Tochter Etidal.
Foto oben rechts: Auch Jamal Ibrahim (links) packte gemeinsam mit anderen Flüchtlings-Eltern gerne beim Aufbau mit an.
„Wir vom DIF freuen uns sehr, dass wir so viele Kinder mit unterschiedlichen Charakteren für ein gemeinsames Projekt begeistern konnten. Hier in einem völlig anderen Lernumfeld, bei dem es darauf ankommt, sich aufeinander zu verlassen, ist Teamarbeit gefragt. Und da Kinder in diesem Alter noch keine oder nur wenig Vorurteile kennen, wird dieses Miteinander auch funktionieren“, war sich Margarethe Matschinsky sicher.
Auch Thomas Rentmeister war von Anfang an zuversichtlich, dass das Projekt gelingen wird und darüber hinaus Freundschaften, auch bei den Eltern, entstehen können. „Die Gespräche mit dem Zirkus waren gut und im Vorfeld hat bisher alles bestens funktioniert.“
Foto oben rechts: Die Bodenakrobaten bei der Probe.
Dank der eingegangenen Spenden beim DIF konnten die Kinder nicht nur kostenlos an dem Projekt teilnehmen, sie wurden zusätzlich in den Pausen mit Getränken, frischem Obst und Gemüse versorgt. Auch hier wurden die Eltern wieder mit eingebunden und bereiteten zusammen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Integrationsforums die Snacks vor.
100 Kinder zu beaufsichtigen und „in Schach“ zu halten, ist sicherlich nicht einfach, aber hier klappte es ausgezeichnet. Die Kinder freuten sich auf die Zeit, die sie hier verbrachten, wussten aber auch, dass Disziplin dazu gehört, damit alles funktionieren kann.
Um die Kinder auf die täglichen Proben einzustimmen, trafen sich alle im Zelt, sangen dann gemeinsam das Zirkuslied und gingen so lange in ein rhythmisches Klatschen über, bis die Zirkuschefin Maria Casselly in die Hände klatschte. Schlagartig kehrte Ruhe ein im Zelt. Schon bewundernswert, wie sie es schaffte, dass 100 Kinder auf ihr Wort hörten.
Bei den Clowns treffe ich Etidal, die siebenjährige Tochter von Jamal Ibrahim, der Sonntag kräftig beim Zeltaufbau mit anpackte. Sie lacht ständig, nur merkwürdigerweise auf keinem der Fotos. Die kleine Syrerin fühlt sich hier sichtlich wohl. Ebenso wie die ein Jahr ältere Hannah, die die Trampolinspringer von Anfang an toll fand. Auch sie macht gerne beim Projekt mit. Mutig nimmt sie Anlauf, um dann auf dem Sprunggerät zu landen und mit Schwung eine Grätsche zu zeigen.
Die Belohnung für das fleißige Üben erhielt dann der Zirkusnachwuchs am Freitagnachmittag. Ob Fakire, Bauchtänzerinnen, Bodenturner, Dompteure, Clowns, Trampolinspringer oder Seiltänzer – alle kleinen Artisten waren mit Eifer bei der Galavorstellung dabei und bekamen dafür vom Publikum tosendem Beifall – und das nicht nur von den jeweiligen Eltern. Als Bürgermeister Tobias Stockhoff die jungen Künstler für einen Tag ins Freizeitbad Atlantis einlud, war die Freude bei den Künstler riesig groß.
Foto oben rechts: Die Bodenakrobaten bei ihrem spektakulären Auftritt in der Manege
Auch Margarethe Matschinsky hatte Grund zur Freude. Bürgermeister Tobias Stockhoff überreichte der zweiten Vorsitzenden des Dorstener Integrationsforums im Beisein von 350 Zuschauern die Ehrenamtsnadel der Stadt Dorsten in Gold. „Wir danken Frau Matschinsky für ihr herausragendes jahrelanges Engagement“, würdigte Tobias Stockhoff die Arbeit der zweiten Vorsitzenden des DIF. „Margarethe Matschinsky steht beispielhaft für alle Ehrenamtlichen in der Stadt Dorsten", dankte unser Bürgermeister somit auch allen freiwilligen Helfern, die ehrenamtlich Großartiges leisten.
Foto oben rechts: Der verdiente Lohn für jahrelanges Ehrenamt: Die goldene Ehrenamtsnadel für Margarethe Matschinsky, überreicht durch Bürgermeister Tobias Stockhoff.
Das Konzept ist aufgegangen: Nicht nur die Kinder haben neue Freunde gefunden, auch die Erwachsenen haben ein wenig mehr Anschluss an Nachbarn und andere Eltern gefunden.
Eine gelungene Integration für alle.
Foto oben rechts: Sichtlich erleichtert, dass ihre Auftritte reibungslos gelangen, verabschieden sich alle Artisten von ihrem Publikum.
Text: Martina Jansen
Fotos: Martina Jansen