Young- und Oldtimer haben ein gewisses Etwas
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Young- und Oldtimer haben ein gewisses Etwas
Ein bisschen Kindheit, ein bisschen Erinnerung und viele Geschichten
1986 eröffnet in Frankfurt die berühmte Kunsthalle Schirn, das Musical Phantom der Oper hat seine Uraufführung und Reinhold Messner besteigt als erster Mensch den letzten aller vierzehn Achttausender. Im selben Jahr läuft ein roter Porsche 944 vom Band – damals nichts besonderes, ist er doch nur einer von insgesamt 163.302 Fahrzeugen dieser Baureihe. Heute, mehr als 30 Jahre später sieht das jedoch ein bisschen anders aus. Denn der Halterner Axel Schäfers hat dem roten Flitzer auf gewisse Weise eine neue Bedeutung gegeben.
„2014 war ich mit meinem Studium und der anschließenden Ausbildung zum Prüfingenieur fertig. Als TÜV-Prüfer war und bin ich relativ häufig mit Oldtimern in Kontakt und wollte mein praktisches Wissen einfach noch mehr vertiefen. Und so habe ich damals den Entschluss gefasst, mir einen Oldtimer zu kaufen“, erzählt der 32-Jährige. Im Internet ging er auf die Suche. Sein Wunsch war es, einen Ford Taunus zu finden, doch der Zufall führte ihn zum Porsche 944. Das wegen seiner großen Heckklappe auch „Hausfrauenporsche“ genannte Modell gefiel ihm so gut, dass er sich gegen einen Ford entschied.
Und so kam der rote 944 nach Haltern – mit einer kleinen zusätzlichen Besonderheit. „Mir gefiel nicht nur die Form des Autos und seine faszinierende Technik. Auch das Baujahr 1986 hat mich überzeugt. Da bin ich selber nämlich auch geboren“, erzählt Axel Schäfers. Damit beschreibt er einen Trend, der sich seit einigen Jahren mehr und mehr unter jungen Menschen ausbreitet: Die Liebe zu Young- und Oldtimern und damit zu jenen Autos, mit denen sie als Kinder aufgewachsen sind. Eine Entwicklung, die auch Jarek Pajor bestätigen kann. Er leitet die Klassik Abteilung des Autohauses Köpper in Dorsten und zählt viele Mittdreißiger zu seinen Kunden.
„Dass sich zunehmend junge Leute für Young- und Oldtimer interessieren, merken wir seit einiger Zeit. Mit Eröffnung unserer Klassikabteilung im Mai letzten Jahres hatten wir fast zwanzig Mercedes 190er im Verkauf, die alle von dieser Käuferschicht abgenommen wurden“, sagt der Autoexperte. „Sie sind mit diesen Autos groß geworden und finden sie einfach klasse. Außerdem haben die Fahrzeuge längst Kultstatus.“ Gerade die Autos aus den späten 1980ern sind dabei jetzt stark im Kommen: Golf 3, Audi Quattro, 3er BMW. Damit entsteht eine ganz eigene Art von Oldtimergruppe, die sich in vielen Dingen von den klassischen Oldtimern, wie beispielsweise dem Mercedes 540 K, dem Borgward Isabella oder dem T1 von VW, unterscheiden.
Foto oben rechts: Jarek Pajor restauriert Young- und Oldtimer bei Köpper Klassik in Dorsten
Axel Schäfers würde seinen Porsche 944 und ähnliche Autos als junge Oldtimer beschreiben: „Im Grunde sind es die Fahrzeuge, die wir als normale ältere Autos kennen. Unsere Eltern hatten sie, als wir Kinder waren, und jetzt bekommen sie alle nach und nach ein H-Kennzeichen.“ Auch er merkt es mittlerweile bei seiner Arbeit als TÜV-Prüfingenieur, dass junge Erwachsene mehr Oldtimer kaufen und diese im Alltag Nutzen. Ganz ähnlich ist es mit seinem Wagen. Der stünde auch nicht nur in der Garage und würde ständig poliert, sagt der Halterner und lacht. „Ich wollte zum Beispiel immer einmal mit dem Auto über die Nordschleife am Nürburgring fahren – also habe ich es gemacht. Und ich stelle ihn auch ab und zu bei Oldtimerveranstaltungen aus.“
Foto oben rechts: Der Halterner Axel Schäfer ist stolz auf seinen über 30 Jhare alten Porsche 944
Davor, dass etwas an dem Fahrzeug kaputt geht, hat Axel Schäfers keine Angst. Denn der große Vorteil dieser Oldtimer sei ja, dass man vieles selbst reparieren könne. Jarek Pajor kann das nur bestätigen. „Autos wie diese haben generell viel weniger Elektronik. Außerdem ist alles groß gebaut, sodass man überall gut rankommt. Und Ersatzteile sind ebenfalls einfach erhältlich“, so der Leiter der Klassikabteilung. Doch, und da sind sich der Halterner und der Dorstener einig, das sei nicht das einzige Schöne an den Fahrzeugen. Denn was wirklich daran begeistert, sind die einzigartigen Geschichten, die hinter jedem einzelnen dieser Young- und Oldtimer stecken.
Foto oben rechts: Die Restaurierung des fast 50 Jahre alten Mercedes 230/8 W 114 machte Jarek Pajor ganz besonderen Spaß. "Das ist schon ein besonderes Schätzchen."
Text: Dr. Felicitas Bonk
Fotos: Dr. Felicitas Bonk, Christian Sklenak und privat