„Willi“ reist für den guten Zweck

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

"Willi" reist für den guten Zweck

Ich liebe diese Begegnungen mit meinen Gesprächspartnern, bei denen ich schon vorher in einem kurzen Telefonat weiß, dass das Thema und das Interview mir gefallen werden.

So war ich heute bei der „Botschafterin der Freude“, wie sich Jutta Hessing aus der Altstadt selbst bezeichnet. In einem Schrebergarten in der Feldmark entstehen ihre Genuss-Willis.
In der kleinen Wurm-Werkstatt lachen mich zahlreiche Willis an, die nebeneinander aufgereiht an der Wand oder an Weinflaschen hängen. Jutta, ihre Schöpferin, stellt sie hier „aus Spaß an der Freude“ her, wie sie betont, und verkauft sie zugunsten der SOS-Kinderdörfer.„Ich bin seit drei Jahren im Vorruhestand und habe jetzt endlich Zeit, meine Kreativität auszuleben. So bastelte ich zunächst Osterhühner, die ich ebenfalls für einen guten Zweck verkaufte. Aber ich wollte mehr, ich wollte etwas herstellen, das aus Materialien besteht, die sonst weggeworfen werden. Darüber hinaus sollte es günstig sein, damit es mitgenommen und weiterverschenkt wird, natürlich umweltfreundlich und nach meinen Hühnern auch Jahreszeiten unabhängig verwendet werden können. Auch Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig, daher verwende ich Solarstrom mit einem Panel, da der Garten stromlos ist.“

Foto oben rechts: Jutta Hessing bastelt gerne ihre Willis für den guten Zweck

Ursprünglich wollte sie aus den Sektkorken Spielfiguren für ein überdimensionales Brettspiel erstellen, aber Juttas Idee nahm weiter Formen an. „Es sollte etwas sein, das auch beim Weitergeben Freude bereitet, denn es gibt genug Negatives um uns herum. Willi ist ausschließlich dafür da, um Freude zu verschenken, denn „so einen Anhänger hängt sich ja niemand als Dekoration auf“, scherzt sie.
Die erste Freude hat Willi dem Genießer jedenfalls beim Leeren der Sekt- und Weinflaschen gebracht, denn die Korken sind die Grundlage der Würmer. „500 Willis konnte ich herstellen, mehr konnte ich beim besten Willen nicht trinken, das würde meine Leber nicht mitmachen“, lacht Jutta herzhaft und zwinkert. Falls ihr Hausarzt diese Zeilen lesen sollte: Keine Sorge, die Korken bekam sie größtenteils geschenkt, ebenso wie die Kronkorken der Bierflaschen.

Foto oben rechts: Jutta in ihrer "Werkstatt"

Juttas Genusswürmer, wie sie sie bezeichnet, sind reine Handarbeit. So schneidet sie die Korken mit der Brotschneidemaschine in Scheiben, glättet, entgratet, bemalt und sortiert sie nach Größe. Im Anschluss darauf setzt sie die Korken nach Lust und Laune oder auch schon mal nach Wunsch zusammen. Auf diese Weise sieht jeder Wurm anders aus. Alleine auch schon deshalb, weil sie Materialien wie beispielsweise alte Perlenketten verwendet und nie weiß, was sie geschenkt bekommt.
„Ob Weihnachts- oder Schalke-Edition, für fast alle Anlässe gibt es einen Willi. Er wertet Wein- oder Ölflaschen, Oliven- oder Marmeladengläser oder ein Buch als Geschenk deutlich auf, eine weitere Verpackung ist dann nicht mehr nötig. Und darüber hinaus gibt es zu jedem Anhänger ein Kärtchen, auf dem vermerkt werden kann, wohin der Wurm jeweils gereist ist.“
„Mein Ziel ist es, alle 500 Anhänger, die ich bisher gebastelt habe, zu verkaufen und die komplette Summe an die SOS-Kinderdörfer zu spenden. Bis jetzt habe ich bereits 200 Willis verkauft, und das, ohne dass ich dafür geworben habe, und wenn die restlichen 300 auch einen neuen Besitzer auf Zeit gefunden haben, dann stelle ich wieder neue Würmer her.“

Foto oben rechts: Willi als Geschenkanhänger

Eine Website, auf der später Willis Reisefotos veröffentlicht werden können, ist bereits in Planung. Juttas Wunsch wäre es, wenn sich dort auch die Karikatur ihres Willis als Dorstener Bengel etablieren würde.

Zu kaufen sind die Verschenk-Willis für je zwei Euro in Östrich in der Weinhandlung Schneeweißchen und Rosenrot sowie in der Mühle Mense in Hervest. Den Erlös spendet Jutta, wie bereits erwähnt, für die SOS-Kinderdörfer.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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