Weltmeisterin Janna Wohlfarth
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Weltmeisterin Janna Wohlfahrt
Mit dem Einrad hoch hinauf
In den Sommermonaten ist das Beständige in Janna Wohlfarths Leben wohl das Reisen. Heute Dorsten, nächste Woche Irland und dann vielleicht wieder Hongkong oder Australien. „Es ist immer noch aufregend in verschiedene Länder zu reisen, um dort aufzutreten“, erzählt mir die 31-Jährige. Mit dabei ist natürlich immer ihr Einrad.
Im zarten Alter von sieben Jahren bekam sie von ihrem Vater ein Einrad geschenkt. Dass er damit die Weichen für ihren zukünftigen Beruf legte, ahnte er sicherlich nicht. Gemeinsam mit ihrem Vater und ihren drei Geschwistern übte sie das Einradfahren. „Es wurde schnell zu meinem Hobby“, erinnert sich die freundliche Holsterhausenerin.
Foto oben rechts: hoch hinauf
Foto: privat
„Ich trat in den Ein-Rad-Club Dorsten ein, trainierte bis zu fünfmal pro Woche und nahm zunächst einmal an Renn-Wettkämpfen teil. Später nahm ich auch an Freestyle Wettkämpfen teil und wurde 2012 mit 19 Jahren in Italien Weltmeisterin mit meiner Marge-Simpson-Kür. Hilfreich zur Seite stand mir dabei meine (Simpson-)Familie. „Ich wusste, ich war gut, aber meine Mitbewerberinnen waren auch durchweg alle gut, sodass ich nicht abschätzen konnte, auf welchem Platz ich landen würde. Natürlich freue ich mich über die Goldmedaille, aber der Titel an sich ist mir nicht so wichtig. Allerdings werde ich aufgrund des Titels mehr gebucht, aber die Erwartungshaltung der Zuschauer ist dadurch auch um einiges höher.“
Foto oben rechts: Die sympathische Holsterhausenerin ist Weltmeisterin
Foto: Christian Sklenak
2016 lernte Janna einen Straßenkünstler kennen, „und von da an wollte ich auch die Menschen etwas fühlen lassen und sie begeistern“, erinnert sie sich.
Spätestens da stand für sie fest, dass sie ihr Geld mit Auftritten auf Festivals, Stadtfesten und großen Galas verdienen möchte. Sie unterbrach ihr Mathematik- und Sportstudium auf Lehramt in Bochum und wechselte auf die Zirkusschule in Madrid. „Für die deutsche Zirkusschule war ich mit 24 Jahren damals schon zu alt“, lacht Janna. Nachdem sie im ersten Schuljahr das nötige Rüstzeug wie Handstand, Theater und Akrobatik erlernt hatte, wurde das zweite Jahr schon spezieller. „Ich konzentrierte mich ganz auf die Hut-Jonglage, mit und ohne dabei auf dem Einrad zu fahren. Während der gesamten Schulzeit wohnte ich in meinem Bully. Duschen und die Toilette benutzen konnte ich in der Schule. Das war zwar nicht so komfortabel wie eine Wohnung, aber ich war frei. Und so und fuhr ich an unterrichtsfreien Tagen zur Küste, habe die Zeit genossen und währenddessen weltweite Kontakte knüpfen können“, erinnert sich die Sportlerin.
Foto oben rechts: Janna Wohlfarth begeistert mit ihrer Kür
Foto: privat
Zirkusluft schnupperte sie bisher lediglich im Zirkuszelt der Artistenschule, auftreten möchte sie im Zirkus nicht. „Mich treibt es eher hinaus auf die Straße und ich möchte mich nicht einengen lassen. Ich trete lieber auf Open-Air- und anderen Veranstaltungen auf.“ Daher verbrachte die junge Artistin nach der zweijährigen Ausbildung sieben Monate in Australien und baute dort ihre Straßenshow auf. „Doch dann kam Pandemie und ich musste im April 2020 zurück nach Deutschland.“
Janna nahm das unterbrochene Studium wieder auf, bestand ihren Bachelor, brach den Master jedoch ab, um sich nun voll auf ihre Karriere als Künstlerin zu konzentrieren. „Dabei musste ich mir eine dicke Haut zulegen“, erinnert sie sich an ihre Anfänge als freiberufliche Zirkusartistin. „Im Profisegment fahren hauptsächlich Männer das hohe Einrad, ich war damals eine Ausnahme und das spürte ich auch an zahlreichen nicht so positiven Kommentaren.“ Aber die schönen Momente gaben ihr die Zuversicht, weiterzumachen.
Foto oben rechts: Die Einrad-Artistin beherrscht auch die Hut-Jonglage
Foto: privat
„Momentan läuft es super und ich werde weltweit gebucht“, freut sich die Künstlerin, „aber ich würde auch gerne mehr in der Nähe meiner Heimatstadt Dorsten auftreten. Bis auf die Nacht der Industriekultur, bei der ich in Hervest aufgetreten bin, gibt es hier aber leider nicht allzu viele Straßenkunstfestivals.“ Wer Janna in der Nähe live sehen möchte, hat dazu am 2., 9. und 10. November bei „Recklinghausen leuchtet“ die Gelegenheit.
Wie lange Janna noch als Zirkusartistin auftreten wird, das kann sie jetzt natürlich noch nicht sagen. „Ich fahre so lange es mir Spaß macht, als Alternative könnte ich gegebenenfalls Workshops oder Kurse als ausgebildete Yogalehrerin geben. Bis dahin sehe ich zu, dass ich mir auch immer wieder Pausen gönne und die Zeit zwischen den Auftritten und Proben genieße.“
Trotz ihres vollen Terminkalenders nahm sich die junge Artistin dennoch die Zeit, sich mit mir im Bürgerpark zu treffen und mir sowie den anwesenden Besuchern einige Kunststückchen zu zeigen. Danke dafür, liebe Janna.
www.jannawohlfarth.com
Foto oben rechts: Janna Wohlfarth unterwegs in China
Foto: privat
Text: Martina Jansen