„Warum darf ich nicht jetzt schon alle vier Kerzen anzünden?“
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
„Warum darf ich nicht jetzt schon alle vier Kerzen anzünden?“
Die Bedeutung des Adventskranzes
Heute ist Sonntag, der erste Advent, die Vorweihnachtszeit hat damit begonnen. Die Wohnung ist bereits weihnachtlich geschmückt, überall riecht es nach Tanne, Zimt und Orangen. Bei Oma findet Jonas es immer so gemütlich und gleich darf der kleine Mann sogar noch die erste Kerze am Adventskranz anzünden.
Ganz vorsichtig nimmt er das lange Streichholz, das seine Großmutter bereits angezündet hat, in seine kleine Hand und hält die Flamme an die erste Kerze. „Die anderen Kerzen kannst du heute noch nicht anzünden, mein Schatz“, hält ihn seine Oma gerade noch davon ab, auch das zweite Licht zu entzünden. „Aber warum denn nicht?“, Jonas ist den Tränen nahe. „Das sieht doch so schön aus, wenn die Kerzen brennen.“ „Da hast du völlig recht, aber die Kerzen haben eine Bedeutung, komm ich erkläre sie dir.“
Die Großmutter macht es sich mit ihrem kleinen Enkel, in eine Decke gekuschelt, auf dem Sofa gemütlich. Vor ihnen stehen leckere, selbst gebackene Kekse und für jeden eine Tasse heißer Kakao mit einem großen Klacks Sahne. Im Hintergrund läuft leise ein Weihnachtslied. Jonas liebt diese Zeit mit seiner Oma. „Weißt du“, beginnt sie, „die vier Kerzen haben eine besondere Bedeutung. Mit ihnen freuen wir uns auf die Geburt Jesus und mit jeder Kerze, die wir anzünden und mit jedem Türchen im Adventskalender kommen wir diesem Tag näher.“
Jonas nimmt einen Schluck vom heißen Kakao, sieht seine Oma an und erzählt ihr stolz, dass er und seine Freunde im Kindergarten ein Lied gelernt haben. „Möchtest du es mir vorsingen?“, fragt sie ihn und Jonas nickt. „Advent, Advent, ein Licht brennt. Eins und zwei und drei und vier“, beginnt Jonas, überlegt dann kurz und singt weiter. „Dann klopft das Christkind an die Tür.“ Die alte Frau kennt den Text zwar etwas anders, ist aber dennoch stolz auf ihren kleinen Jungen, dass er den Text schon fast auswendig kennt. Gemeinsam singen sie das Adventslied, zwar reichlich krumm und schief, aber das stört die beiden nicht.
„Das Lied geht noch weiter, Oma“, strahlt er sie an. „Wenn die fünfte Kerze brennt, hast du Weihnachten verpennt.“ Jonas kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein. „Sieh einer an, der alte Text wird also auch jetzt noch im Kindergarten weitergegeben“, denkt sich seine Oma, tut so, als würde sie den Text nicht kennen und lacht herzhaft mit.
Jonas‘ Opa, der die Fortsetzung des Weihnachtsliedes mitbekam, lacht natürlich auch mit und erklärt Jonas, dass es auf der Insel Irland wirklich fünf Kerzen am Adventskranz gibt. „Dort werden drei lila Kerzen und eine Kerze in Rosa wie bei uns an den Adventssonntagen angezündet. Die fünfte Kerze ist weiß und brennt erst am Heiligen Abend.“ Wirklich?“ „Ja wirklich.“
Jonas ist mit der Antwort zufrieden und die Großmutter wechselt das Thema: „Hast du Lust, nächsten Sonntag bei uns die zweite Kerze anzuzünden?“ „Jaa“, ruft Jonas begeistert und drückt seine Oma an sich. „Und dann warten wir gemeinsam aufs Christkind und backen Plätzchen und basteln und du liest mir Geschichten vor“, freut er sich.
Text: Martina Jansen
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