Unterwegs mit dem Rubbish-Bike

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Unterwegs mit dem Rubbish-Bike

Von der Idee zum erfolgreichen Projekt

Als aktiver Radfahrer des Radsportclubs RSC Dorsten kennt Christian Arndt zahlreiche Fahrstrecken in und rund um Dorsten. Je öfter er sie fährt, umso mehr fällt ihm die Vermüllung der Natur auf. „Warum können die Menschen ihren Müll nicht wieder mit nach Hause nehmen, sondern lassen ihn einfach an Ort und Stelle fallen?“, fragt sich der gebür

Bereits vor 15 Jahren sammelte Christian Arndtwährend seiner Kanufahrten auf der Lippe den herumschwimmenden Müll ein. „Ich muss jetzt auch wieder etwas tun“, ließ er diese Idee erneut aufleben und setzte seinen Vorsatz kurz darauf im August letzten Jahres gleich in die Tat um. Während einer kleinen Verschnaufpause nach der Radtour sammelte er in einer mitgebrachten Tüte alles auf, was dort rund um die Bank nicht hingehörte. Schnell war die Tüte voller Unrat und Christian beschloss, dass es keine einmalige Aktion gewesen sein sollte.

Foto oben rechts: Christian Arndt engagiert sich im Umweltschutz

Bei der nächsten Müllsammelfahrt fuhr der engagierte Umweltschützer mit seinem Rad, nun inklusive Anhänger und großer Abfalltonne, los und sammelte erneut all das ein, was Umweltsünder achtlos wegwarfen. „Unfassbar, was ich so alles in den Gräben und auf den Wegen finde“, so der Gahlener. „Ich frage mich wirklich, ob die Leute kein Umweltbewusstsein haben, denn an allen Bänken und Raststellen liegen hauptsächlich zahlreiche Zigarettenschachteln und -kippen und nun natürlich auch Einwegmasken. Dass eine einzige Kippe 40 Liter Trinkwasser verunreinigt, ist vielen Rauchern sicher gar nicht bewusst.“
Aus Hygienegründen, nicht nur jetzt zu Coronazeiten, fasst Christian Arndt natürlich nichts mit den Händen an. Er kaufte sich einen Greifer und monierte eine Halterung ans Rad.

Foto oben rechts: An allen Bänken und Raststellen liegen hauptsächlich zahlreiche Zigarettenschachteln und -kippen und nun natürlich auch Einwegmasken

„Als die Tonne bei der zweiten Fahrt nach ein paar Tagen wieder voll war, spätestens da war für mich klar, dass ich nun ein paar Touren im Monat fahren wollte“, blickt der „Rubbishbiker“ zurück auf den Moment, als aus seiner Idee das Projekt wurde, seine Fahrten regelmäßig durchzuführen. Die Strecke, die Christian dabei fährt, beginnt in Dorsten am Kanal und geht von der Schleuse aus zum Storchennest und den Wasserbüffeln in Hervest hin zur ehemaligen Zeche Fürst Leopold. Zwei bis drei Stunden ist er auf jeder Fahrt unterwegs, hin und wieder begleitet von seiner Frau Sandra, die von seiner Idee begeistert ist. Die gemeinsamen Touren finden in Gahlen und Dorsten statt, führen aber auch schon mal nach Haltern.

Foto oben rechts: Christian Arndts Tout endet fast immer an der ehemaligen Zeche

„Warum nicht auch andere Radfahrer dazu animieren mitzufahren?“, überlegte sich Christian und machte seine Aktion öffentlich. „Der Radsport boomt und es gibt so tolle Radstrecken in Dorsten, da kann man doch durchaus das Schöne mit dem Nützlichen verbinden.“ Über die sozialen Medien suchte sich der 47-Jährige Mitfahrer und bot auch geführte Touren auf seiner Webseite an. Sein erster Mitfahrer war sein Vater Winfried, bei dem er stets eine kleine Pause auf seiner Müllsammelfahrt durch Dorsten einlegt.
Aber vor den geplanten Touren musste zunächst eine wichtige Frage geklärt werden: wohin mit dem Müll? „Ihn bei mir zu Hause zwischenzulagern war keine Option, schließlich kommen auf jeder Tour 60 bis 80 Liter Müll zusammen“, so der sympathische Radfahrer. Aber unser Bürgermeister Tobias Stockhoff wusste Rat und vermittelte ihm einen Kontakt zum Wertstoffhof. „Dort kennen mich die städtischen Mitarbeiter mittlerweile und ich kann dort den gesammelten Abfall hinbringen“, freut sich Christian über die schnelle Lösung.

Foto oben rechts: Den unterwegs gesammelten Müll kann der Rubbish-Biker zum Wertstoffhof bringen

Unterwegs hält er bewusst in der Nähe von Spaziergängern an, sammelt den Müll ein und kommt dabei mit ihnen ins Gespräch. „Die Reaktionen waren und sind durchweg positiv und gehen hin zu Anfragen, ob man mitfahren könnte. Während einer Pause am Dorstener Tierheim traf Christian Arndt sogar ein älteres Paar, welches gerne den WDR auf diese Sammel-Aktion aufmerksam machen wollte.
Auf den engagierten Umweltschützer aufmerksam wurde auch die Dorstener Firma Punta Velo und stellte ihm für ein halbes Jahr ein Lastenrad zur Verfügung. „Die Mitarbeiter dort haben mir das E-Bike ein wenig umgebaut und es mir am 22. Dezember letzten Jahres übergeben“, freut sich Christian.

Gut ausgerüstet und sichtbar mit wetterfester Kleidung in Neonfarben war Christian Arndt bis Anfang Januar bereits 200 Kilometer mit diesem Rad unterwegs und zieht ein positives Fazit: „Je öfter ich dieselbe Strecke fahre, umso weniger Müll finde ich vor. Ich schließe daraus, dass die Hemmschwelle, seinen Abfall wegzuwerfen, größer ist, wenn das Umfeld sauber ist.“
Das nächste Projekt, das sich der Biker vorgenommen hat, ist die Montage von batteriebetriebenen Blinklampen, damit er gesehen wird, wenn er anhält. Und das ist sicherlich nicht seine letzte Idee, davon bin ich überzeugt.

Foto oben rechts: Sponsor Gerd Lemken von der Dorstener Firma Punta Velo übergab das neue Rad an Christian Arndt

Auf seiner Webseite „therubbisbike.de“ bietet der Umweltschützer geführte Touren an und freut sich auf Mitfahrer. Wer Christian Arndt hingegen materiell mit neuen Greifern oder Mülltüten unterstützen oder finanziell dazu beitragen möchte, dass er Mitte des Jahres das 5.000 Euro teure E-Bike erstehen kann, ist natürlich auch dazu herzlich eingeladen.

Foto rechts: Mit dem für ein halbes Jahr gesponserten E-Bike der Firma Punta Velo ist der Umweltschützer mehrmals im Monat unterwegs

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

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