Tragbare Erinnerungen

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Tragbare Erinnerungen

„Ein Stück vom Himmel“ und andere Unikate

„Ich hole dir die Sterne vom Himmel.” Der von Verliebten oft benutzte (Vor-)Satz kann in der Goldschmiede Bellendorf in Dorsten auch tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, zumindest im übertragenen Sinne.
In der dortigen Werkstatt arbeitet unter anderem Goldschmiedemeister Stefan Schmitz noch mit Handwerkszeug, das sich seit etlichen Jahrzehnten nicht verändert hat. So fällt der anfallende Gold- und Silberabrieb immer noch in das sogenannte Fell und auch der Feilnagel, der für jeden Goldschmied unverwechselbar ist, hat sich all’ die Jahre vom Grunde her nicht verändert.

Foto oben rechts: Ein „Gruß aus dem Weltall“ eingefasst in einen Anhänger

„Üblicherweise stellen wir Schmuck mit Edelsteinen oder beispielsweise Perlen her und benutzen Gold zum Einfassen. Aber wir können jedes beliebige Erinnerungsstück, das uns unsere Kunden bringen, in ein ansprechendes Schmuckstück verwandeln beziehungsweise einarbeiten”, beginnt Engelbert Bellendorf. „Mehr noch, wir freuen uns jedes Mal darauf, unserer Kreativität damit freien Lauf lassen zu dürfen”, fährt der Goldschmiedemeister fort. Dabei sind Meteoriten längst nicht das Ungewöhnlichste, das die Goldschmiede verarbeitet haben. Er zeigt mir einen wunderschönen Engelsflügel, der in allen möglichen Farben schillert und ich bin absolut überrascht, dass dieser aus einer Austernschale gefertigt wurde. „Ich habe mir von einem Urlaub auf den Fidschi-Inseln einige Muscheln mitgebracht und nun stellen wir daraus Schmuck her”, freut sich der Dorstener Handwerksmeiste, wenn er gemeinsam mit seinen Kunden ein außergewöhnliches Schmuckstück entwerfen kann. „Ob Muscheln, Kieselsteine, Medaillen, der Deckel eines Einsiedlerkrebses, versteinertes, etliche Millionen Jahre altes Palmholz vom Atlasgebirge, Bernsteinfunde mit oder ohne eingeschlossenen Insekt, bisher konnten wir noch immer mit jedem Lieblingsstück den Kundenwunsch realisieren. Und wenn wir das fertige Schmuckstück überreichen und unsere Kunden strahlen, weil sie es sich genauso vorgestellt haben, dann ist das jedes Mal auch für uns ein richtiges Highlight.” Selbst Haare eines verstorbenen geliebten Menschen oder die Asche eines kremierten Hundes haben die Goldschmiede schon sicher, aber nicht sichtbar in einem Hohlraum des jeweiligen Schmuckstücks versteckt und mit Edelsteinen verziert.

Foto oben rechts: Goldschmiedemeister Engelbert Bellendorf

Die Materialien, mit denen Engelbert Bellendorf und sein Team zwischendurch immer wieder arbeiten, sind jedoch mit der Zeit vielfältiger geworden. So fertigt Stefan Schmitz gerade einen Anhänger für einen seiner beiden Söhne. Den filigranen Rahmen hat er aus Paladium selbst hergestellt und damit ein kleines Stück eines Meteoriten eingefasst. Ein Meteorid verglüht beim Eintritt in die Erdumlaufbahn und wird für uns als Sternschnuppen sichtbar. Schlägt dieser jedoch auf unserer Erde ein, so wird er als Meteorit bezeichnet. Damit trägt sein Sohn in Kürze „einen Gruß aus dem Weltall“ um den Hals.

Foto oben rechts: Stefan Schmitz bringt den Anhänger in Form 

Bei meiner Frage nach dem interessantesten Projekt in den letzten Jahren fallen Engelbert Bellendorf sofort drei Aufträge ein. Zum einen machte er eine originale Wikinger-Kugelkette wieder tragbar, zum anderen fasste er eine originale römische Münze in einen Anhänger. „Sie wurde um die Zeit Christi geprägt und Jesus hätte mit ihr zahlen können. Das war schon sehr beeindruckend.” Auch Stefan Schmitz erinnert sich noch sehr gut an das dritte Projekt, das Engelbert Bellendorf mir nun auf einem Foto zeigt. Der besondere Ring macht nicht nur die Arbeit deutlich, die die Goldschmiede für einen neuen Auftrag benötigen, hier wurde auch die Kreativität stark gefordert. Angelehnt an die Architektur des „Tarantula-Raumes” in dem Bondfilm „Dr. No”, entstand das Wappen im Siegelring einer Familie. Der Goldschmuck der Großmutter wurde zusätzlich mit eingearbeitet. Entstanden ist so ein absolutes Unikat mit Wow-Effekt.
Engelbert Bellendorfs Wunsch, echtes Mondgestein zu verarbeiten, wird sich wohl nicht erfüllen. Aber Sie, liebe Leserin, lieber Leser, können Fundstücke aus der Natur, sofern sie nicht unter Naturschutz stehen, sowie lieb gewonnene Unikate zu persönlichem Schmuck verarbeiten lassen. „Ob kurios oder geschichtlich, ob es der eigene Milchzahn oder Omas alter Ring ist, je verrückter das Objekt, umso mehr Spaß haben wir, daraus ein Schmuckstück zu entwerfen. Haben Sie den Mut, Ihre Erinnerungen tragbar machen zu lassen.”

Foto oben rechts: Stefan Schmitz

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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