Sternenkinder werden still geboren

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Sternenkinder werden still geboren

Willkommen heißen und gleichzeitig Abschied nehmen

"Du konntest nicht bleiben, dein Stern rief dich.“
„Ein Engel besuchte uns, lächelte und flog zurück.“
„Andere Kinder lernen zu laufen, du lernst mit den Engeln zu fliegen.“

Todesanzeigen für Sternenkinder sind sehr oft bildlicher als Trauersprüche für Erwachsene.Als Sternen- oder Schmetterlingskind wird ein Kind liebevoll bezeichnet, das tot geboren oder vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben ist. Die Bezeichnung weist auf die christliche Vorstellung hin, dass das Kind nun in den Himmel zu den Engeln fliegt. Dieser emotionale Begriff ist das genaue Gegenteil der offiziellen Bezeichnung „Tot- oder Fehlgeburt“. Wog ein tot geborenes Kind weniger als 500 Gramm, wurde es nicht als Person im Geburten- und Sterberegister der Stadt registriert. Wer dort nicht aufgeführt ist, den hat es als Mensch juristisch nie gegeben und gilt daher auch nicht als „Leiche“. Eine Bestattungspflicht besteht somit nicht. Das Sternenkind galt bis dahin im § 31 der Personenstandsverordnung - ich mag es kaum schreiben - als organischer Krankenhausabfall, der zusammen mit menschlichen Organen verbrannt wurde.
Zum 13. Mai 2013 haben Gerichte entschieden, dass auch Schmetterlingskinder unter einem Gewicht von 500 Gramm Menschenwürde besitzen und daher das Recht haben, auf allen deutschen Friedhöfen bestattet zu werden. Sie dürfen seitdem offiziell einen Vornamen tragen und mit der ausgestellten Geburtsurkunde sind seine Eltern nun als solche anerkannt.

Foto: adobe stock/ Romolo Tavani

An jedem ersten Mittwoch, jeweils im März, Juni, September und Dezember findet in der Kapelle des St. Agatha –Friedhofs an der Gladbecker Straße um 12:00 Uhr eine Trauerfeier mit anschließender Beisetzung abwechselnd durch das Bestattungshaus Geismann sowie Bestattungen Lenert auf einem für die Eltern kostenfreien Kindergräberfeld statt. „Trotz des kleinen Gemeinschaftssarges hat jedes Sternenkind dort sein eigenes winziges Nest“, verspricht Karin Geismann.
Seit 2003 wird in jedem Jahr am Volkstrauertag um 15 Uhr in der Martin-Luther-Kirche in Holsterhausen ein ökumenischer Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder gefeiert. Eingeladen sind alle Eltern, deren Kinder gestorben sind, sei es in der frühen Schwangerschaft, als Baby oder als älteres oder erwachsenes Kind, sei es vor Kurzem oder vor etlichen Jahren sowie deren Geschwister und alle die, die sich den verstorbenen Kindern verbunden fühlen.
Hilfe für betroffene Eltern gibt es in Dorsten bei
Katharina Blankenhagen unter 02362 9540402 (Selbsthilfegruppe „Sternenkinder) oder bei der Krankenhausseelsorgerin des KKRN, Sr. Bernadette Maria Blommel unter 02362 2951408.
Des Weiteren stellen Eltern jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember um 19:00 Uhr rund um die ganze Welt brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet. So umringt eine Lichterwelle 24 Stunden lang die ganze Welt.
Ab dem Sommer bietet KKRN-Aktiv Elternschule und Hebammenbetreuung einen Rückbildungskurs speziell für Sternenmamas an. Anmeldung unter 02362 2957300.
(Quelle: Flyer KKRN)

Foto oben rechts: Die Stele auf dem Kindergräberfeld des St. Agatha-Friedhofs, ist „Allen Kindern, die nie das Licht der Welt erblickten“ gewidmet

Die Stiftung „Dein Sternenkind“ vermittelt verwaisten Eltern Fotografen, die Sternenkinder kostenlos fotografieren. Sie ist Preisträger des Deutschen Engagementpreises 2017. Der Gründer erhielt zudem dank seiner 600 Fotografen für die Umsetzung des Projektes 2021 das „Bundesverdienstkreuz am Bande".
www.dein-sternenkind.eu

Text: Martina Jansen
Fotos: KKRN und adobestock "cranach"

Zurück