Steckbrief Petra von Bracht
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Steckbrief Petra von Bracht
Alles begann mit einem kleinen mutigen Schritt
Name: Petra von Bracht
Alter: 64
Beruf: Friseurin/Verkäuferin
Geburtsort: Erzgebirge
Wohnort: Barkenberg
Hobbys: Geschichten erzählen
„Nikolaus, hast du mich heute Nacht vergessen?“ Diese Frage eines kleinen Mädchens bei der Nikolausfeier in der Schule ihrer jüngsten Tochter vor 16 Jahren, wird Petra von Bracht wohl nie vergessen. Während bei allen anderen Kindern morgens volle Stiefel vor der Tür standen, ging dieses Mädchen leer aus. „Ich ging nach Hause, füllte einen Stiefel auf die Schnelle mit Obst und ein paar Süßigkeiten und übergab ihn dem strahlenden Mädchen im Namen des Nikolauses“, erinnert sie sich.
„Kurz darauf morgens auf dem Weg zur Arbeit sah ich ein kleines Mädchen auf der Mauer vor einer Bäckerei sitzen“, erinnert sich Petra von Bracht weiter. „Es hatte im Winter keine Strümpfe an und schien zu frieren.“ Petra von Bracht sah nicht weg, sie handelte und sprach das Mädchen an. Sie erfuhr, dass die Kleine eine Stunde bis zum Schulbeginn draußen warten musste. „Ich war geschockt“, berichtet die Barkenbergerin. „Ich habe mir vorher wenig Gedanken darüber gemacht, dass es in unserer Nachbarschaft nicht alle Kinder so gut haben wie meine vier.“ Sie fackelte nicht lange und schellte an der Tür der Mutter, ohne zu wissen, wie sie reagieren würde. „Es wurde ein angenehmes Gespräch und die Frau war dankbar, dass ich ihr Wege zur Hilfe aufzeigte“, blickt die Verkäuferin mit dem großen Herzen zurück.
Foto oben rechts: Petra von Bracht organisierte die Weihnachtspäckchen Aktion
Nach diesen beiden Ereignissen beschloss Petra von Bracht auch weiterhin zu helfen und die „Weihnachtspäckchen Aktion“ war geboren. Mithilfe ihrer Familie, ihren Freunden und gesammelten Spenden beschenkte sie in den nächsten beiden Jahren zu Weihnachten Kinder, die ganz bescheidene Wünsche hatten: ein Etui, Buntstifte, eine Puppe. Ein Jahr später wuchs die Gruppe der Barkenberger „Weihnachtsfrauen“ bereits auf zehn Personen an. Die Aktion fand immer mehr Aufmerksamkeit und schon bald konnten die hilfsbereiten Frauen durch weitere Geldspenden für zwei Kinder das Essen in der Übermittagsbetreuung der Schule übernehmen, mit den Kindern gezielt einkaufen gehen oder auch die Ferienaktionen der Gemeinde St. Barbara unterstützen.
Elf Jahre lang sammelte Petra von Bracht Spenden und Geschenke für ihre Schützlinge und verteilte sie kurz vor Weihnachten. „Noch heute kenne ich einige von ihnen. Mittlerweile sind sie zwar erwachsen, aber sie grüßen mich noch immer“, freut sich die vierfache Mutter.
Als 2015 einige Frauen aus der Gemeinschaft ausstiegen, beendete auch Petra von Bracht ihr Engagement. „Ich sehe auch mit einem weinenden Auge zurück“, gibt sie zu, „aber ich weiß, dass das KiJuFaz sich sehr gut um diese Kinder und Familien kümmert.“
Nicht nur das Ende der Päckchen-Aktion war ein Einschnitt in ihrem Leben, Petra von Bracht ging auch Anfang Januar in Rente. Seitdem kümmert sie sich verstärkt um eine Seniorin in der Nachbarschaft, möchte mehr mit ihrem Mann unternehmen und auch mehr auf ihre Gesundheit achten. Und wenn dann noch Zeit ist, dann schreibt Oma Petra für ihre Enkel vielleicht noch ein Buch mit ihren eigenen Geschichten der vier Freunde Paul, Paula, Maja und Anton aus Mönkebude. Ein persönlicheres Geschenk kann die sechsfache Großmutter ihren Enkeln wohl nicht machen.
Foto oben rechts: Den handgeschriebenen Brief eines "ihrer" Mädchen hat Petra von Bracht bis heute aufgehoben
Text: Martina Jansen
Fotos: Martina Jansen und privat