Steckbrief Marion Weir
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Steckbrief Marion Weir
Name: Marion Weir
Alter: 54
Beruf: Friseurin
Geburtsort: Dorsten
Wohnort: Wulfen
Hobbys: Backen, kochen und ihre vier Enkel
Parkinson Youngster – Nebenwirkung: Kreativität
„Aufstehen, Krone richten, weitermachen.“ Das Motto von Marion Weir kommt nicht von ungefähr. Ein Hirntumor und schwarzer Hautkrebs – das Leben meinte es bisher nicht immer gut mit der sympathischen Wulfenerin. Und dann kam vor zwei Jahren noch eine weitere niederschmetternde Diagnose dazu: „Morbus Parkinson“. Doch Marion lässt sich davon nicht unterkriegen.
„Als das Zittern an Daumen und Zeigefinger anfing und mein Physiotherapeut meinte, ich solle mich auf Parkinson untersuchen lassen, konnte ich es nicht glauben. Ich war doch erst 53“, erinnert sich Marion Weir an die ersten Hinweise auf ihre Erkrankung. Jeder zehnte Patient, der an Morbus Parkinson leidet, ist unter 40 Jahre, daher wird eine Diagnose oft erst sehr spät gestellt. Bei Marion Weir zeigten die zahlreichen Untersuchungen jedoch recht schnell die bittere Wahrheit. Durch Panikattacken, Gewichtszunahme und Halluzinationen als Folge einer falschen Medikamentenverordnung, war die 54-Jährige nur noch ein Nervenbündel.
Zum Glück erhielt sie in Gesprächen im Selbsthilfeverein Parkinson Youngster e. V. den Hinweis auf die Paracelsus-Klinik in Marl mit eigener Parkinson-Abteilung. „Seit ich dort richtig behandelt wurde, bin ich ein anderer Mensch“, freut sich die lebenslustige Dorstenerin und fährt fort: „Parkinson-Patienten kommen schlecht in den Nacht-Rhythmus, so ist es auch bei mir. Ich bin oft morgens um drei Uhr schon wach und putze um fünf Uhr bereits meine Fenster.“
Die richtigen Medikamente lenkten Marion Weirs Unruhe schließlich in eine ganz andere Richtung: Sie schläft zwar immer noch wenig, bis auf den kurzen zehnminütigen Komaschlaf, wie sie ihn nennt, aber sie ist nun extrem kreativ und macht so aus der Not eine Tugend.
Bei der „Schüttellähmung“, wie die Krankheit auch genannt wird, sterben im Gehirnzellen ab, Muskeln werden steif, Beine und Arme beginnen unkontrolliert zu zittern. Parkinson ist nicht heilbar, aber es gibt Medikamente, die den Patienten ein fast normales Leben ermöglichen. So auch bei Marion Weir: „Durch das künstliche Dopamin, das ich einnehme, steigt der Dopaminspiegel im Hirn, der durch die Krankheit ja vermindert ist.“
Foto oben rechts: Marion Weirs Kreativität ist kaum zu bremsen
Dieses Glückshormon bewirkt eine Steigerung der Kreativität, bekanntestes Beispiel ist Vincent van Gogh. Auch bei der Dorstenerin kam die Begabung quasi über Nacht. Ihre Wohnung ist nun voll mit umgesetzten Ideen, sei es an den Wänden, auf dem Tisch oder in ihrer Wohlfühloase auf dem Balkon. „Ich habe viel mehr Ideen im Kopf, als ich umsetzen kann“, verrät sie, „aber das kann ich nicht steuern.“
Seit einiger Zeit fertigt Marion Weir Steinbilder an, die sie auf Wunsch individuell gestaltet. „Wenn ich mal wieder einen Eimer Kiesel bekomme, dann sitze ich wie Aschenputtel davor, nur dass ich keine Erbsen, sondern Steine sortiere“, lacht sie. Auch durchs Häkeln erhält sie die Beweglichkeit ihrer Hände.
„Zum Glück steht meine komplette Familie hinter mir, aber ich möchte nicht immer an meine Krankheit denken. Ich bin zwar Mitglied im Dorstener Verein mit Markus Maria Profitlich als selbst betroffenem Schirmherrn, aber ich bin nicht regelmäßig dort. Jetzt im Moment geht es mir gut und ich genieße das Leben. Was später kommt, ist jetzt nicht so wichtig für mich.“ Und wer Marion Weir kennt, der weiß, dass sie es genauso meint, wie sie es sagt.
Foto oben rechts: Marion in ihrer Wohlfühloase
Text und Fotos: Martina Jansen