Siegfried Szesnys Farbenpracht im Keller

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Siegfried Szesnys Farbenpracht im Keller

Vogelgezwitscher in Rhade

Gehen Sie die Stufen zum Keller Siegfried Szesnys herunter und öffnen die erste Tür, so hören Sie direkt, wofür der Rhader seinen Keller nutzt und was sich hinter der nächsten Tür befindet: etwa 200 Schauwellensittiche. Bevor Tierschützer jetzt den Finger heben, bricht Siegried Szesny eine Lanze für die Züchter. „Wir halten unsere Vögel im Keller ebenso artgerecht wie in Außenvolieren und möchten natürlich, dass sie gesund bleiben“, erklärt der Rhader Züchter.

Angefangen hat sein Interesse 1974, als er seinem Sohn zwei Wellensittiche schenkte. Während sich Andreas Szesnys Interesse in Grenzen hielt, fand sein Vater immer mehr Gefallen an diesen putzigen Tieren. „Ich habe mir dann zwei Jahre später im Garten eine Voliere gebaut und angefangen zu züchten. Anfangs hielt ich noch verschiedene Arten zusammen, ich hatte ja damals keine Ahnung.“ Aber Siegfried Szesny machte sich schlau, hielt Kontakt zu anderen Züchtern und spezialisierte sich auf die Zucht von Wellensittichen.
Sie sehen heutzutage etwas anders aus, als noch vor 30 oder 40 Jahren. So besitzen Sittiche ein bis zu dreimal dickeres Federkleid und wirken, auch durch das vergrößerte Kopfgefieder, viel größer als damals ihre Artgenossen. Aber auch neue Farben an Bauch, Brust und Kehle sind dazugekommen.
Als Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des „DWV im Landesverband Rhein-Ruhr-Münsterland“, der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht, achtet Siegfried Szesny darauf, dass die Regeln der Zucht nicht gebrochen werden. „Überzüchtete Vögel lassen wir nicht zur Ausstellung und Prämierung zu“, erklärt er.
Siegfried Szesnys Hobby ist sehr zeitintensiv und auch nicht ganz billig, auch wenn er seine Kosten bisher noch nicht überschlagen hat. „Vor einigen Jahren waren wir noch 50.000 Züchter in Deutschland, jetzt sind wir auf die Hälfte geschrumpft“, bedauert der vielfache Preisträger.
Platz und Zeit braucht ein verantwortungsbewusster Züchter, aber das besitzt der Rhader Züchter. Täglich kontrolliert er Frischluft, Luftfeuchtigkeit und natürlich auch die Temperatur in seinem Keller. Dazu kommen noch die tägliche Begutachtung seiner Tiere, das Reinigen der Volieren sowie das tägliche Füttern. In regelmäßigen Abständen sieht sich auch ein Tierarzt alle Tiere an, sodass besonders während der Zucht von Anfang September bis Mai, schnell zwei Stunden Arbeit täglich zusammenkommen.

Foto oben rechts: Siegfried Szesny, 2017 Meister in der Sparte "Bester Altvogel"

Nackt und blind sind die Jungvögel, wenn sie zur Welt kommen und wiegen gerade mal zwei Gramm. Bis zur ersten Mauser bleiben sie in Extrakäfigen. Danach dürfen sie dann zu den „Großen“ in die Volieren, denn Wellensittiche sind Schwarmvögel und lieben die Gemeinschaft.

Falls Sie überlegen, sich einen Wellensittich zu kaufen, ihn jedoch alleine und womöglich im Kinder- oder Schlafzimmer halten zu wollen, dann bedenken Sie, dass ein dreifach dickeres Federkleid auch dreimal so viel Federverlust bedeutet. Zudem sollten Sittiche als Schwarmvögel möglichst zu zweit, besser noch in kleinen Scharen gehalten werden und die Möglichkeiten bekommen, fliegen zu können.
Siegfried Szesny nimmt natürlich auch an Vogelausstellungen teil. An seine erste Medaille bei der Bundesschau in Dortmund erinnert er sich noch genau und greift zielsicher in einen Schaukasten. „Bei meiner ersten Ausstellung bekam ich auf Anhieb diese Bronzemedaille und war dementsprechend stolz“, erinnert er sich. Heute kann er die zahlreichen Medaillen, Urkunden und Pokale kaum noch zählen. An die 500 werden es wohl sein, die er in den 42 Jahren bekommen und mit denen er seinen Keller geschmückt hat.

Foto oben rechts: frisch geschlüpfte Wellensittichküken

Auch hinsichtlich der Ausstellungen können Tierschützer beruhigt sein: Die Vögel sind es gewohnt, auch mal alleine in einem Käfig zu sitzen und sind dabei ganz ruhig. Und sollte ein Vogel während einer Schau tatsächlich einmal entfliehen, so kann er ganz leicht wieder eingefangen werden. „Wir warten, bis es in der Halle dunkel ist, und schalten dann eine starke Taschenlampe an. Der Ausgebüxte kommt direkt ins Licht geflogen und lässt sich ganz einfach einfangen“, hat der 75-Jährige dafür eine Lösung parat.

Foto oben rechts: Die Schwarmvögel fühlen sich in Gesellschaft sichtlich wohl

Siegfried Szesny ist seit Kurzem eine Züchtergemeinschaft mit Frederic Klenner aus Lembeck eingegangen. Gemeinsam nahmen sie an der Landesvogelausstellung in der Seestadthalle in Haltern teil und stellten dort das beste Gegengeschlecht und sieben Farbgruppensieger.
Der Rhader Züchter verkauft seine Sittiche mittlerweile nur noch an andere Züchter, ist aber dennoch gerne bereit, auch Privatpersonen Auskünfte über die artgerechte Haltung von Wellensittichen zu geben. Mailen Sie ihn dazu bitte an unter info@fahrschule-szesny.de.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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