Running for Silver

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Running for Silver

Sieben Dorstener und ihr Lauf zwischen den Meeren

Die Vorfreude war riesengroß. Zwei Jahre lang wartete Rainer Erhardt auf den einen Moment. Am 25. Mai 2019 war es dann endlich soweit: Er startete mit weiteren fünf „verrückten“ Dorstenern, wie er seine Mitläufer selbst bezeichnet, und sechs ehemaligen Arbeitskollegen beim Lauf von der Nord- zur Ostsee, von Husum nach Damp.

„Es war fantastisch. Die Stimmung auf dem größten Laufevent in Schleswig-Holstein ist riesig, das muss man einfach erlebt haben“, blickt Rainer Erhardt auf diese Veranstaltung im hohen Norden zurück. Bereits ein Jahr vorher meldete er seine Teams an, denn die Nachfrage an diesem Lauf ist extrem hoch.

Im Oktober 2017 zum 50. Geburtstag Achim Völlingers kamen die Gäste gemeinsamen mit Werner Mattes auf die Idee, Rainers Schwester Heike und ihrem Mann Achim die Teilnahme an diesem Lauf zu ihrer Silberhochzeit zu schenken. Ohne dass das Paar etwas bemerkte, planten die Läufer die drei Tage vor Ort und bildeten zwei Teams, um die beiden natürlich zu begleiten. Einheitlich in, mit zum Anlass passenden, selbst entworfenen T-Shirts „Running for Silver“, gingen die Läufer in Husum schließlich Ende Mai an den Start.

Foto oben rechts: Das Team "Running for Silver"
Foto: Lasse Popken

Feuer gefangen für diesen Lauf hat Rainer Erhardt 2014, als er sich mit seinen damaligen Arbeitskollegen auf die dreistündige Fahrt zum Lauf nach Damp machte. „Ich war sofort von der Organisation und der tollen Atmosphäre begeistert“, schwärmt Rainer immer noch von diesen drei Tagen. Aber auch der diesjährige Lauf war für den Dorstener wieder ein besonderes Highlight in seinem Läuferleben.

Wie in jedem Jahr konnten sich am Freitagabend vor dem Lauf die mehr als 8500 Läufer bei der alljährlichen „Pasta-Party“ schon mal etwas kennenlernen und ordentlich Kohlenhydrate für den Lauf am nächsten Tag tanken. Danach ging es auch schon zeitig ins Bett, denn früh am nächsten Morgen stand der Bus bereit, um die Läufer jeweils zu ihren Etappen zu bringen.

Knapp 100 Kilometer misst die komplette Strecke, die in zehn Abschnitte eingeteilt ist und im Normalfall von zehn Läufern bewältigt wird. Da jedoch einige Läufer aus verschiedenen Gründen ausfielen, konnten die „Silver Runner“ letztendlich doch keine zwei kompletten Teams zusammen stellen. Einige Teammitglieder liefen daher zwei Strecken, um den Fackelstab zu übergeben, bevor sie auf der letzten Etappe alle gemeinsam die Ziellinie überquerten. Bei gutem Wetter geht es für viele Läufer danach direkt weiter geradeaus zur Abkühlung hinein ins Meer. Darauf verzichteten die zwölf „Silver-Runner“ jedoch, denn es war zu windig und mit 12 Grad auch zu kalt.

Foto oben rechts: die einzelnen Etappen der rund 100 Kilometer langen Tour
Foto: Zippels Läuferwelt

„Zeiten sind uns unwichtig, dabei sein ist alles“, war das Motto der Läufertruppe aus Dorsten und Mülheim, die mit den Team-Startnummern 507 und 508 ins Rennen ging. „877 Mannschaften machten diesen Lauf zu einem unvergessenen Megaevent. Und die zahlreichen Trommler, die die Läufer anfeuerten, trugen zusätzlich zu der absolut guten Stimmung bei“, sind sich alle einig. Diese Stimmung setzte sich auch abends im Zelt bei der After-Run-Party mit Livemusik im Zelt direkt am Ostseestrand in Damp fort. „Ich bekomme ich noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie friedlich und ausgelassen mehr als 8000 Sportler in einem Partyzelt direkt am Meer feierten und tanzten“, bringt es Rainer auf den Punkt.

Foto oben rechts: Mit diesen selbst entworfenen Shirts starteten die zwölf „Silver-Runner“

Dass Rainer Erhardt so lange Strecken wieder laufen kann, grenzt schon fast an ein Wunder. Nach einem unverschuldeten Verkehrsunfall vor 17 Jahren, zahlreichen Operationen und mit dem unbändigen Willen, wieder gesund zu werden, schaffte es der heutige 56-Jährige zurück in ein normales (sportliches) Leben. Obwohl er Rückschläge durch erneute Brüche und Operationen hinnehmen musste, gab der passionierte Läufer nicht auf. „Ich habe zwischendurch jedoch die rechte Freude am Laufen verloren“, gesteht er. Jetzt ist sie wieder da. Die Freude am Laufen kehrte nach dem Lauf zwischen Meeren zum Glück zurück.

„Der nächste Lauf findet am 6. Juni 2020 statt, und natürlich melden wir uns sofort wieder an, sobald es möglich ist. Unser Dorstener Team steht für nächstes Jahr komplett mit zehn Läufern in den Startlöchern“, freut sich Rainer jetzt schon auf ein weiteres unvergessliches Event an der Küste.

Foto oben rechts: Rainer Erhard freut sich jetzt schon auf den nächsten Lauf zwischen den Meeren

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

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