RuhrKulturGarten

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

RuhrKulturGarten

53 Apfelbäume bilden standortgetreu die Städte des Ruhrgebietes ab

Dass ein landwirtschaftlicher Betrieb und Kunst oder auch Umweltschutz und Bildung bestens unter einen Hut zu bekommen sind, das beweisen Dr. Tobias Dalhaus und seine Lebensgefährtin Dr. Tanja Groher in Altendorf-Ulfkotte. Mit dem rund ein Hektar großen RuhrKulturGarten erhalten sie eine Streuobstwiese zum Erleben.

Neu gestaltete Rundwege laden zum Spazierengehen ein, einige ausgewählte Kunstgegenstände inmitten des symbolisch nachgebildeten „Gahlenschen Kohleweges“ locken hingegen den Kunstinteressierten. Passenderweise begleitet Sie dabei die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute. Zahlreiche Bildtafeln am Wegesrand erklären die biologische Bedeutung der Streuobstwiese und den Wert alter Sorten und zum Relaxen steht die vom Verkehrsverein für Dorsten und Herrlichkeit e. V. gesponserte Wellenliege bereit.

Ende April sind die Bäume eingehüllt in weiße und roséfarbene Blüten, im Spätsommer hängen die Bäume dann voll mit saftigen roten Äpfeln, die zum Pflücken und Probieren einladen. „Die Besucher des frei zugänglichen Geländes dürfen gerne einen Apfel probieren oder Fallobst einsammeln. Jedoch ist die Streuobstwiese Teil unseres landwirtschaftlichen Betriebes und wir benötigen die Ernte zum Erhalt des Kulturgartens“, betont Dr. Tobias Dalhaus. Die alten Sorten sind oftmals säuerlich und nicht jedermanns Geschmack. „Aber zum Einkochen oder in flüssiger Form sind sie bestens geeignet. Daher haben wir zusammen mit Dirk Böckenhoff je einen Naturschutz Obstler und Apfelbrand entwickelt. Den Erlös verwenden wir für die Pflege und den Erhalt des Kulturgartens“, fährt er fort.
Gepflanzt wurden ausschließlich alte Sorten mit regionalem Bezug, die der Wiese einen hohen Naturwert bescheren. „Ökologisch betrachtet ist sie ein kleines Biotop für die Insekten, die sich am Fallobst laben. Aber auch die CO₂-Bindung ist beachtlich.“ Wer könnte den positiven Aspekt dieser Streuobstwiese für die Umwelt besser beurteilen als der junge Hoferbe, der in der niederländischen Uni als Assistenzprofessor Vorlesungen über die Auswirkungen von Hitze und Trockenheit speziell im landwirtschaftlichen Bereich gibt. Lösungen zum Thema „Was genau macht das Wetter?“ finden daher er sowie seine Lebensgefährtin, die ebenfalls im Umweltschutz tätig ist.

„Naturschutzmaßnahmen werden immer wichtiger und wir Landwirte helfen dabei mit, indem wir Blühstreifen für Insekten am Wegesrand oder inmitten der Felder einen Schutzstreifen als Futter für Wildtiere stehen lassen“, erklärt der Dorstener.
Aber zurück zur Streuobstwiese. Alle Bäume stehen richtig gut im Saft und sind gesund, lediglich der Freudenberger Nützerling will nicht so richtig angehen. Gerade der Baum, der Dorsten repräsentiert. Hier zwischen den Bäumen ist der Steinkauz zu Hause, aber auch Bunt- und Grünspechte sowie der Rotmilan fühlen sich hier wohl und selbst Wildschweine sind hier in der Dämmerung anzutreffen. „Sehr zu unserem Leidwesen hat auch der Habicht bei uns ein Zuhause gefunden“, bedauert der 33-Jährige. „Daher kommen die Küken unserer Weidehähnchen, die auf einer angrenzenden Wiese gehalten werden, erst ab einer gewissen Größe ins Freie.“
Aber nicht nur das Klima im Mikrokosmos „Wiese“ ist hervorragend, auch die Umgebung lädt dazu ein, sich hier das „Ja-Wort“ zugeben. Zwischen dem Bochumer und dem Herner Baum, geografisch bedingt mit dem Dortmunder Apfelbaum im Hintergrund, können hier auch standesamtliche Trauungen durchgeführt werden. 
Streuobstwiesen-Pädagogen des Kreises Recklinghausen sowie der Stadt Dorsten begleiten Kita- und auch Schulkinder durchs „Wiesenjahr“ und verbinden so perfekt Bildung und Umweltinteresse und legen damit den Grundstein für ihr Interesse am späteren Umweltschutz.
Förderpartner für den RuhrKulturGarten sind neben der Stadt Dorsten, der Verkehrsverein Dorsten, der Kreis Recklinghausen sowie die Bezirksregierung Münster. Dieses nachhaltige Naturprojekt aus dem Kulturhauptstadtjahr 2010 wurde elf Jahre später mit dem ersten Preis des Klimaschutzpreises von Westenergie ausgezeichnet.

Foto oben rechts: Dr. Tobias Dalhaus

Text: Martina Jansen
Fotos: Jürgen Moers und privat

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