Moderne Robin Hoods

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Moderne Robin Hoods

Bogenschießen auf dem wohl schönsten Sportgelände der Stadt Dorsten

„Ich habe meinen Sport gefunden!“ Natascha Reimann klingt begeistert, wenn sie über ihr neues Hobby redet. Da die 42-Jährige unregelmäßige Arbeitszeiten hat, kommt für sie ein festgelegtes Training kaum infrage. „So fahre ich immer, wenn ich Zeit habe, am Platz vorbei und schaue, ob jemand da ist“, freut sich die Wulfenerin, die seit Februar Vereinsmitglied im Bogensportclub BSC-Dorsten ist.

„Das Bogenschießen ist ideal für Menschen, die flexible Möglichkeiten suchen“, so Axel Hilgers, der Schatzmeister des Vereins. „Sobald Vereinsmitglieder den Grundkurs absolviert haben, können sie jederzeit, aus Sicherheitsgründen jedoch immer nur zu zweit, aufs Gelände, um zu üben“, fährt er fort.

Mitten im Wald am Hammer Weg 111, zwischen Lippe und Kanal, liegt das naturbelassene zwei Hektar große Übungsgrundstück der modernen Robin Hoods. So wie der englische Gerechtigkeitskämpfer gehen auch die Vereinsmitglieder auf Jagd. Jedoch geht es ihnen im Gegensatz zu Robin Hood und seinen Gefährten um Punkte, daher schießen sie auf Scheiben oder Schaumstofftiere.

Das Gelände ist mit zahlreichen verschiedenen Schießständen angelegt, sodass sich jeder Schütze seine Übungsbahnen aussuchen kann. „In der Ruhe der Natur und durch die Konzentration, die das Bogenschießen erfordert, kann man von der Hektik des Alltags abschalten“, so Dirk Döring, der erste Vorsitzende des Vereins. Er ist gerade im Gespräch mit Gudrun Schmidt-Gahlen, die spontan vorbeigekommen ist, um sich über das „meditative“ Bogenschießen zu informieren.

Etwa 200 Mitglieder sind im BSC-Dorsten eingetragen, wobei die Männer die aktiveren Schützen sind. Der Altersdurchschnitt beträgt um die 35 Jahre, jedoch schießen auch betagte Vereinsmitglieder um die 80 Jahredurchaus treffsicher mit. Der Nachwuchs wird hier sehr gefördert. So trainiert Jan-Eric Szepetiuk jeden Samstag von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr die angemeldeten 26 Jungschützen von April bis September auf dem Waldgelände. In der restlichen Zeit findet das Training in der Sporthalle der Albert-Schweitzer-Schule statt.

Foto oben rechts: Früh übt sich, wer ein Weltmeister werden will: (v. l.) Die Nachwuchsschützen des BSC: Fynn Bergemann, Janis Kronen, Julian Jendral, Marlene Brüggemann und Matthias Huwer

Je nach Körperbau können bereits Achtjährige am Übungsschießen teilnehmen, „wir empfehlen jedoch eine Vereinsmitgliedschaft erst ab dem zehnten Lebensjahr“, weist Axel Hilgers darauf hin, dass der Knochenbau vor Beginn des Schießens gut ausgebildet sein sollte. Denn es braucht schon einiges an Kraft, um den Bogen zu spannen. „Maximal sind 60 Pfund möglich, denn es soll beim Wettschießen schließlich nicht alleine auf die Kraft ankommen“, ergänzt Dirk Döring.

Axel Hilgers nimmt nicht an Wettbewerben teil, anders der erste Vorsitzende, der eine bewegte Bogenschützenvergangenheit hinter sich hat: Eine gewonnene Landesmeisterschaft und die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft zählen unter anderem zu seinen Erfolgen. Nun sind die jungen Schützen des Dorstener Vereins an der Reihe, die Vereinsehre hochzuhalten. Und die Latte liegt hoch: So siegte der damals 17-jährige Frederik Althoff mit seiner Mannschaft bei der Weltmeisterschaft 2010 in Ungarn.

Auf einem guten Weg sind auch die Freunde Fynn Bergemann und Janis Kronen. Die beiden 12-Jährigen belegten bei den Bezirksmeisterschaften den dritten und vierten Platz in ihrer Altersgruppe. Seit zwei Jahren sind sie im Verein und sind dort bereits die zurzeit besten Jungschützen in ihrer Altersklasse.

Ebenfalls bei der Vereinsmeisterschaft gut abgeschnitten hat Lars Biel. „Mir macht es richtig viel Spaß hier“, erzählt der 11-Jährige und fährt fort: „Ich habe auch schon mitgeholfen, das Grundstück und die Bahnen zu säubern.“ Vater Ralf und sein Sohn sind einem Jahr mit Spaß dabei und spüren zudem auch körperliche Erfolge. „Lars hat die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung ADHS, braucht aber an den Tagen, an denen er den Bogen anlegt, keine Medikamente“, freut sich Ralf Biel über die medizinischen Fortschritte seines Sohnes. „Aber auch mir hilft die Konzentration bei meinem psychischen Problemen“, fährt der Gladbecker fort, „denn wir haben hier keinen Erfolgsdruck.“ Aber nicht nur bei psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen werden gute Erfolge erzielt, das Bogenschießen wird auch gerne im Rehasport zur Stärkung der Rückenmuskulatur eingesetzt.

Sie haben beim Lesen Lust bekommen, diesen Sport auch einmal auszuprobieren? Der Verein ist offen für interessierte Sportler und bietet einen Schnuppertag für kleine Gruppen inklusive Grillen an. Anmeldung bei Axel Hilgers unter kassenwart@bsc-dorsten.de

Wer sich ein besonderes Spektakel nicht entgehen lassen möchte, dem sei das Katharinenturnier am 30. September empfohlen. Der Dorstener Bogensportclub ist der Ausrichter am Hammer Weg und erwartet etwa 200 Schützen aus NRW, aber auch aus Niedersachsen und den Niederlanden.

www.bsc-dorsten.de

Text: Martina Jansen
Foto: Martina Jansen und 11afotografie/fotolia.com

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