Michael Schimpke entdeckte eine mittelalterliche Goldmine

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Michael Schimpke entdeckte eine mittelalterliche Goldmine

„Gold ist eine Kostbarkeit“ (Christoph Kolumbus)

Als Michael Schimpke 1986 Job und Wohnung kündigte, die Brücken hinter sich abbrach und zu seiner Schwester nach Bayreuth trampte, ahnte er nicht, dass dort das Abenteuer seines Lebens auf ihn warteten würde.

Im Landkreis Bayreuth angekommen, auf der Suche nach Arbeit und Wohnung, sprach ihn in Goldkronach, 14 Kilometer entfernt von Bayreuth, ein älterer Herr an. „Günther Wein sah mir wohl an, dass ich nicht aus der Gegend kam“, erinnert sich Michael Schimpke an die erste Begegnung mit dem Mann, der ihn später „unter seine Fittiche“ nahm und dem er viel zu verdanken hat. „Als er hörte, dass ich Bergmann war, meinte er nur: ‚Geh‘ mal hoch‘, und zeigte nach oben auf den Berg.“

Neugierig geworden machte sich der junge Mann auf den Weg durch den Wald. Oben traf er den Geologen Dr. Gerdt Pedall und seinen damals achtjährigen Sohn Simon. Die zwei gingen ihrem gemeinsamen Hobby nach, Minen zu säubern und zu vermessen. Der Bergmann kam ihnen gerade recht und kurz darauf beschlossen die drei, gemeinsam nach Goldminen zu suchen. „Ich war mir schon ziemlich sicher eine Mine zu finden“, schmunzelt Michael Schimpke, „denn ich finde immer irgendetwas.“

Die Chance, auf eine Goldader zu stoßen, war gar nicht so abwegig, denn bereits im 13. Jahrhundert wurden im „Goldberg“ aus 70 Minen bis zum Jahre 1925 Zinn, Silber, Eisen und natürlich, wie der Name schon sagt, auch Gold geschürft.

Nachdem der Dorstener und seine beiden Mitstreiter einige Tage lang im Wald überlegten, wo sich wohl eine Mine befinden könnte, und sie dafür Wasseradern verfolgten, waren sie sich schließlich sicher, die geeignete Stelle gefunden zu haben. Sie weihten den damaligen Bürgermeister des Ortes ein, der ihnen das notwendige Material zur Verfügung stellte, und die drei Goldsucher fingen an zu graben. Dabei kam ihnen die zehnjährige Arbeit Michael Schimpkes als Bergmechaniker auf der damaligen Dorstener Zeche „Fürst Leopold“ sehr gelegen.

Nachdem sie einen Schacht von einen Meter fünfzig mal einen Meter fünfzig fachmännisch fünf Meter tief abtäuften und dabei einige Tage lang jede Menge Wasser, Schlamm und Schutt aus dem mittelalterlichen Bergwerk entfernten, tat sich vor ihnen ein drei Meter langer Flöz auf. Nach weiteren vier Tagen kam dann der erhoffte Erfolg: Sie spürten einen schwachen Luftzug, ein Zeichen dafür, dass sie tatsächlich eine Mine gefunden hatten.

„Ich weiß noch, wie sehr wir uns darüber freuten“, so der 58-Jährige und fährt fort: „Ich war natürlich auch ganz versessen darauf, die Mine zu begehen, aber ich ließ Gerdt und Simon Pedall den Vortritt und wartete oben am Eingang, um im Notfall Hilfe holen zu können.
Ausgerüstet mit Anglerhosen, den sogenannten Wathosen, wagten sich Vater und Sohn in das Bergwerk, das seit Jahrhunderten niemand mehr betreten hatte. „Als ich nach 20 Minuten kein Lebenszeichen der zwei bekam, wurde ich unruhig, atmete dann jedoch erleichtert auf, als sie wieder wohlbehalten und begeistert ans Tageslicht kamen“, berichtet Michael Schimpke.

Foto oben rechts: Michael Schimpke am Eingang der Goldmine

Nun gab es für die Goldsucher kein Halten mehr. Ihr anfangs gut gehütetes Geheimnis wurde schnell bekannt, was auch dazu beitrug, dass ihnen immer mehr Hilfe angeboten wurde. So hob ein Baggerfahrer, an einem Sonntag im August den Gang der Mine mit seinem Radlader acht Meter tief aus.
Immer wieder musste Michael Schimpke die Decke der Mine abstützen, die so niedrig war, dass sie auf allen Vieren kriechen mussten. 300 Meter in den Berg hinein führt der Stollen, der aus drei Etagen bestand. Die erste Etage war zusammengestürzt, die Dritte unter Wasser, aber der mittlere Tagesstollen, der „Mittlere Name Gottes“, lag direkt vor den drei „Bergmännern“. „Wir tauchten ein in eine andere Welt“, blickt der Hervester zurück. „Die Wände schimmerten in den verschiedensten Farben und der Stollen war sehr gut erhalten. Die Bergleute damals haben echt gute Arbeit geleistet.“

Foto oben rechts: Bei diesem Fund schlug das Herz der drei Goldgräber schneller

Ein Jahr lang bauten sie die Höhle weiter aus, vermaßen sie, schleppten Baumstämme, um Blindschächte zu überbrücken und entdeckten dabei fast jeden Tag etwas Neues. Neben Mengen an Müll, der in die Schächte geworfen wurde, fanden sie aber auch alte Meißel, Schlägel und die wohl älteste Grubenlampe der Welt. „Am meisten berührt hat mich jedoch die Tatsache, dass hier Kinder arbeiten mussten“, so Michael Schimpke, der selber eine Tochter hat. „Wir fanden Abdrücke von Kinderhänden und auch glatte Stellen im Stein, die den jungen Arbeitern als Sitzgelegenheit dienten.“

Als eine englische Firma die Schürfrechte an der Mine erwarb, waren damit für Michael Schimpke die Arbeiten im Stollen beendet.

Kurz nach dem Fund wurde „seine“ Mine vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als ein besonders wertvolles Geotop ausgewiesen und 1993 als Besucher-Bergwerk freigegeben. „Schade, dass die einzigartige Flora dieser Mine dadurch zerstört wird“, bedauert Michael Schimpke. Abgeschlossen von der Außenwelt hat sich dort eine eigene Tierwelt entwickelt. So hat die „Unter-Tage-Florfliege“ riesige dunkle Augen und ist fast doppelt so groß wie ihre Artgenossen.

Als reicher Mann ist der Bergmann vor Kurzem nicht nach Dorsten zurück gekehrt, die Funde gaben die Goldsucher weiter an das örtliche Heimatmuseum. Aber die Erfahrungen und Erinnerungen, die kann ihnen niemand mehr nehmen.

Foto oben rechts: Der heutige Eingang des Stollens "Mittlerer Name Gottes"
Foto: Wikipedia, PeterBraun74)

Die Goldmine liegt in der Nähe des „Alexander-von-Humboldt-Lehrpfades“ in Goldkronach. Und selbst heute findet sich beim Goldwaschen immer mal wieder Gold. Stürzen Sie sich, liebe Leserinnen, liebe Leser, doch auch in ein Abenteuer und suchen Sie selbst, ausgestattet mit Waschpfanne und Goldgräberhut, nach dem glänzenden Edelmetall.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak. privat, Wikipedia

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