Malta, das Land der Festas

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Unser Kolumnist Fritz Schaefer ist im März für vier Wochen nach Malta gereist.

In diesem Reisebericht erzählt er von der unberührten Natur der Insel, von kulinarischen Ausflügen, von beeindruckenden Bauwerken, von fast einschüchternder Historie, von maltesischer Mentalität.

Vom Flugzeug aus betrachtet, scheint Malta kaum Platz für eine Landebahn zu bieten. Ist man dann gelandet, entpuppt sich das kleine Archipel im Mittelmeer allerdings als Energiebündel. Nicht nur wegen seiner geschäftigen 430.000 Bewohner, der zwei Kraftwerke, des größten Hafens im Mittelmeer, der 365 Kirchen und der 255.850 Autos, sondern vor allem, weil es all das auf einer Fläche von zweimal Dorsten vereint. Kein Wunder, meint man, dass diese Insel ein eigener Staat ist.

Rund 100 km südlich von Sizilien kann man auf Malta und seinen zwei kleinen Nachbarinseln auch im März schon mediterranes Klima genießen. Wenn da nur nicht die steife Brise wäre, die vom Meer aus über das Land weht. Egal, der Anblick der unberührten, steinigen Natur entschädigt denjenigen, der die Jacke zu Hause lässt. Auf Malta spricht man maltesisch, eine Mischung aus Arabisch, Italienisch und Englisch. Die ersten beiden Einflüsse rühren von der geografischen Lage Maltas her, letzterer von der Zeit, in der Malta englische Kolonie war. Noch heute wird das ansonsten terrakottalastige Straßenbild durch englische Telefonzellen und Postkästen mit ihren Signalfarben geprägt. Außerdem herrscht Linksverkehr.
Die historische Rolle, die Malta über 8.000 Jahre gespielt hat, ist beinahe so atemberaubend wie seine malerischen Landschaften und prächtigen Kirchen. Die enorme Dichte an Kulturen, die hier im Laufe der Zeit gewirkt haben, lässt erahnen, warum Malta noch heute so bunt und vielfältig ist. Für uns Deutsche ist es ein vorbildliches interkulturelles Miteinander.

Bestechende Architektur der Innenstadt Valettas

Die Hauptstadt Valletta besticht durch die Architektur ihrer Innenstadt und die darin versteckten Gärten. Großzügig angelegt mit seltenen Arten, stillen Wegen, bequemen Bänken und Terrassen zum Hafen und zum Meer. Wer nicht die Ruhe, sondern den Trubel sucht, wird in Valletta selbstverständlich auch fündig. Einkaufen in allen bekannten Läden, Straßenkünstlern bei der Arbeit zusehen, Kaffee trinken in der beliebten Fußgängerzone – alles ist möglich. Zu empfehlen ist das „Caffe Cordina“, das seit 1837 direkt neben den Regierungsgebäuden hervorragenden Kaffee zu erstaunlich günstigen Preisen verkauft. Wer sich im Inneren des Lokals abkühlen möchte, kann herrlich Deckenfresken bewundern oder – und das muss unter uns bleiben – die wohlriechenden Toilettenräume mit guter Musik besuchen. Landesspeisen sind „Pastizzi“, kleine Blätterteigtaschen, die mit Frischkäse oder Erbsenpüree gefüllt werden. Außerdem genießen die Malteser, die anscheinend alle Muscat, Galea, Borg oder Grech mit Nachnamen heißen, regelmäßig ein leckeres Kaninchen. Das liegt nahe, denn Kaninchen sind tatsächlich die größten wild lebenden Tiere auf der Insel.

Wer „rabbit“ essen möchte, kann gleich in Valletta bleiben und das Restaurant „Angelica“ fußläufig erreichen. Laut Jamie Oliver gibt es dort „the best rabbit in Malta“ – zumindest steht es so auf dem Schild im Außenbereich des Restaurants. Fragt man genauer nach bei der Bedienung, bekommt man von ihr zu hören, dass zufälligerweise sie Jamie Oliver heißt und dass sie definitiv findet, dass es bei ihr die besten Kaninchen gibt. Die beiden Nachbarinseln, Gozo und Comino, sind ebenfalls einen Besuch wert. In Gozos kleiner Hauptstadt Victoria (maltesisch: Rabat), setzt sich das bekannte lebhafte Muster fort, ein paar hundert Meter entfernt allerdings beginnt die pure Natur. Weil Gozo weniger bebaut und mehr von der Landwirtschaft geprägt ist, wirkt es wesentlich grüner als das große Malta. Eine tolle Sehenswürdigkeit ist das „Azure Window“, ein riesiges Felsfenster direkt am Meer. Comino, die winzigste der drei Inseln, wird nur von einer einzigen Familie bewohnt, kann aber auch mit der Fähre erreicht werden. Hier befindet sich die „Blue Lagoon“, das Reiseziel für alle, die das hellblaueste aller Wasser gesehen haben wollen.

Bus Hauptfortbewegungsmittel der Malteser

Zurück auf die „große“ Insel. Der Bus ist, neben den 255.850 Autos, das Hauptfortbewegungsmittel der Malteser. Wie in meiner letzten Fritz-Kolumne in der März-Ausgabe erwähnt, kann man hier sehr tiefschürfende Sozialstudien aufstellen. Vom Geschäftsmann über das uniformierte Schulkind bis hin zur mit Einkäufen bepackten alten Dame halten hier alle ein Schwätzchen. Und selbst, wenn man kein Maltesisch versteht, ist es interessant anzuhören. Alle lohnenden Ziele sind einfach und sicher über das hervorragend ausgebaute Bus- und Straßensystem zu erreichen.

Einige wenige abgelegene oder versteckte Plätze kann man nur mit dem eigenen Auto oder Mietwagen erreichen. Zum Pflichtprogramm beim Maltaaufenthalt gehören definitiv die großen Kathedralen in Valletta, Mdina und Mosta. Eine Hafenrundfahrt von Sliema aus sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen. Genauso wenig wie die Tempel aus der Steinzeit: Hagar Qim, Mnajdra, Tarxien und Ggantija auf Gozo. Bunte Boote und frischen Fisch vom Markt gibt es in Marsaxlokk. Wer Sandstrände sucht, wird besonders an der Südküste fündig. Die beliebtesten Strände sind Golden Bay und Mellieha Bay, die mit mehreren Linienbussen angefahren werden und gut zu erreichen sind. Ansonsten gibt es wunderschöne Badebuchten, wie die von Ghar Lapsie, die ganz ohne Sand auskommen.

San-Pawl-il-Bahar zählt zu den ältesten Badeorten Maltas. Nebenan, in Buggiba, hat man eine große Auswahl an Hotels und Apartments aller Preiskategorien. Am Wochenende trifft man sich in St. Julian’s. Das einstige Fischerdorf im Schatten des neuen Portomaso-Hochhauses, das erste Hochhaus auf der Insel, verwandelt sich abends in das Amüsierviertel Maltas. Es sind die schnellen Wechsel zwischen historischer Sehenswürdigkeit und modernem Einkaufszentrum, morgen- und abendländischer Kultur, Barockstadt und neugebautem Busbahnhof, die Malta ausmachen. Der Partyfreund kommt hier genauso auf seine Kosten wie der Wanderer oder der Taucher. Am meisten jedoch wird sich der Weltenbummler an Malta erfreuen.

Text und Fotos: Fritz Schaefer

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