Lese- und Spieleparty in der Stadtbibliothek

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Lese- und Spieleparty in der Stadtbibliothek

Selbstlernstunden der angehenden Erzieher

Die Mädchen und Jungen in der Stadtbibliothek lauschen gespannt den Abenteuern der Olchis, der chaotischen grünen Wesen, die auf einer Müllkippe leben. Die kleinen Zuhörer bemerken dabei natürlich nicht die anfängliche extreme Nervosität der beiden Vorleserinnen Miray Etcioglu und Chiara Grimaldi, die ihre Aufgabe dennoch sehr gut meistern. Es ist bereits das vierte Mal, dass die angehenden Erzieherinnen gemeinsam mit ihren Schulkolleginnen und -kollegen in der Bibliothek das Gelernte in die Praxis umsetzen.
„Nachdem ich zwei Minuten vorgelesen und gesehen habe, wie mich die Kinder anlachten, war meine Nervosität zum Glück weg“, freut sich die 20-jährige Miray. Ihrer 21-jährigen Mitschülerin Chiara geht es ähnlich. Auch ihre Angst beim Vorlesen verfliegt, nachdem die anwesenden Kinder gut mitmachen und der Geschichte lauschen. In der vergangenen Woche war es Uwe Nowoczin, der die Spieleparty in der Bücherei mit einer Lesestunde eröffnete. Der 42-jährige Umschüler, der vorher 20 Jahre fest im Berufsleben stand, sammelte hier ganz neue Erfahrungen mit Kindern. Er war ebenfalls nervös, als er das Vorlesebuch zur Hand nahm.

Foto oben rechts: Die angehende Erzieherin Miray Etcioglu las mit Freude vor

„Sophia hat sich schon auf die zwei Stunden Basteln und Vorlesen gefreut“, erzählt Julia Lorscheid. Das kleine Mädchen scheint ihre Mutter nicht zu vermissen, so vertieft hört sie der Geschichte über den Flug zum Mond zu. Auch Theo sitzt in Gedanken gerade mit den Olchis in der Rakete und macht später mit Feuereifer bei den Bewegungsspielen mit. „Zum Glück wollte Theo von Anfang an zu dieser Bibliotheksparty“, freut sich sein Vater Sebastian Krieg. „Ich bin Englischlehrer am Paul-Spiegel-Berufskolleg und wollte daher gerne zusammen mit meinem Sohn meine Kollegin Anke und ihre Klasse unterstützen“, fährt er fort.

Foto rechts: Sophia hört gespannt den beiden Erzählerinnen zu

Anke Gemke begleitete ihre Schülerinnen und Schüler auch dieses Mal bei ihrem Projekt in die Stadtbücherei, mit der seit Längerem eine Kooperation besteht. Zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern kam sie während der Vorbereitung zur Selbstlernstunde auf die Idee, die „Kinderbespaßung“ in der Bücherei testweise zu übernehmen. Alina Samert von der Stadtbücherei, die die Kinderparty ansonsten regelmäßig organisiert, beriet die vorlesenden Erzieherinnen und Erzieher in spe im Vorfeld gerne darüber, welche Kinderbücher gerade bei den jungen Lesern beliebt sind. Zudem stand sie am Partynachmittag in der Bücherei für den Notfall als stille Beobachterin zur Seite. Da dieser jedoch nicht auftrat und alle angehenden Erzieherinnen und Erzieher ihre Sache gut meisterten, beschränkte sich ihr Einsatz auf die Bereitstellung der Materialien.

Foto oben rechts: Theo genießt im Liegen das Vorlesen

„Der Zeitpunkt für die Umsetzung unserer Idee ist jetzt optimal, da alle Schülerinnen und Schüler demnächst ins Praktikum gehen werden und so schon mal praktische Erfahrungen sammeln konnten“, erwähnt die Lehrerin des Berufskollegs. „Ich hätte sicherlich zunächst nur zehn Kinder eingeladen, aber meine Schülerinnen und Schüler trauten sich auch zu, zwanzig Mädchen und Jungen zu unterhalten. Ich habe mich daher, im Sinne der Selbstlernphase, herausgehalten und sie nach fachlicher Einführung einfach mal machen lassen“, berichtet sie weiter.
„Wir haben in der Klasse aufgeteilt, wer welche Aufgaben unternehmen soll“, erklärt Uwe Nowoczin und fährt fort:„So war beispielsweise ein Dreierteam für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, Chiara, Miray und ich freuten uns aufs Vorlesen. Chiara Grimaldi ergänzt: „Unser Projekt dient aber nicht nur dazu, dass wir im Umgang mit Kindern sicherer werden, wir lernen auch viel über uns selbst kennen. So erfuhren wir, was wir können und was uns liegt“. Ihre Klassenkameradin Miray Etcioglu berichtet weiter von den Erfahrungen, die sie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler machten: „Diese Selbstlernstunden haben die Teamarbeit enorm gefördert. Wir wurden zudem auch alle viel kritikfähiger, lernten zu delegieren und vor allem mussten wir üben, uns an vorgegebene Zeiten zu halten. Die Fehler die wir während der Projektzeit gemacht haben, geben wir gerne als Informationen an unsere Kolleginnen und Kollegen anderer Klassen weiter, sofern sie dieses Projekt weiterführen möchten.“

Nicht nur die angehenden Erzieherinnen und Erzieher selbst, auch Anke Gemke war mit dem Gelingen des Projektes sehr zufrieden. „Alle waren mit ganz viel Liebe und Engagement über die eigentlichen Unterrichtsstunden hinaus am Projekt beteiligt“, lobt sie ihre Schülerinnen und Schüler.

Foto oben rechts: Chiara Grimaldi zieht die kleinen Zuhörer in ihren Bann

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

Zurück