Lebenshilfe Dorsten e. V.

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Von der Elterninitiative zum mittelständischen Unternehmen

Was als privater Zusammenschluss von Eltern behinderter Kinder begann, konnte 2015 als feste Institution in Dorsten ihr fünfzigstes Jubiläum feiern. Aus der damals noch nicht digitalen Vernetzung weniger Eltern ist mittlerweile ein Unternehmen mit 150 Mitarbeitern geworden.

„Wurden früher Menschen mit Behinderungen in Heimen ‚weggesperrt‘, so werden sie heute in die Gesellschaft eingebunden“, freut sich Antonius von Hebel,seit 2018 Geschäftsführer des Vereins. Seit Gründung der Lebenshilfe am 23. November 1958 in Marburg und seitmehr als 50 Jahren in Dorsten, macht sich die Lebenshilfe stark für die Rechte und Förderung der Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen. Wer sich dabei die Angebote und Einrichtungen der Lebenshilfe Dorsten ansieht, ahnt kaum, dass sich die zahlreichen breit gefächerten Aufgaben erst nach und nach in einer Zeitspanne von 55 Jahren entwickelt haben.
Von der Wiege an werden behinderte Kinder und natürlich deren Eltern lebenslang begleitet und gefördert. Fand die Förderung anfangs noch in der Martin-Luther-Straße statt, zog die Ortsgruppe Dorsten mit der Frühförderstelle in die Hohefeldstraße um. Nachdem dort erkannt wurde, wie hoch der Bedarf an Förderungen ist, wurde die Idee einer integrativen Schule umgesetzt und die städtische Haldenwangschule 1976 eingeweiht. „Bis 1978 gab es für Menschen mit geistiger oder schwerster Behinderung kein Recht auf Bildung und damit auch keine Schulpflicht“, nennt Tobias Wessels, Leiter des Lebenshilfe Centers, eine Tatsache, die vielen Menschen sicherlich nicht bekannt ist.

Foto oben rechts: Antonius von Hebel, Geschäftsführer der Lebenshilfe Dorsten

Die Dorstener Lebenshilfe gliedert sich in zwei Bereiche: in die Lebenshilfe Dorsten GmbH und in die Lebenshilfe Dorsten e.V.
Die Lebenshilfe Dorsten GmbH mit Sitz an der Hohefeldstraße ist Träger unterschiedlicher Einrichtungen. Ihre Aufgaben sindvielfältig und so werden Menschen mit Behinderung durch gezielte Frühfördermaßnahmen und durch geeignete Hilfestellungen von Anfang an in die Gemeinschaft integriert.
Diese Betreuung geschieht bei Kindern die anders sind“ beispielsweise von Geburt an bis zur Einschulung kostenlos, ambulant und/oder mobil gezielt im Frühförderzentrum. Ganz neu hier ist die Babyberatung, die gut angenommen wird, aber leider durch Corona unterbrochen wurde.Neben dem Frühförderzentrum unterhält die Lebenshilfe GmbH das Familienzentrum „Pusteblume“ in der Reiherstraße auf der Hardt. Die qualifizierten Pädagogen im zertifizierten integrativen Familienzentrum betreuen 63 Kinder, davon 19 integrativ, im Alter vom zwei bis sechs Jahren. Kurse im Nachmittagsbereich fördern zusätzlich die Entwicklung in verschiedenen Bereichen.Ein weiterer integrativer Kindergarten ist seit Mai 2020 für Holsterhausen in Planung.
Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen finden dagegen in der Villa Keller im Ovelgünne seit 1990 ein dauerhaftes Zuhause.24 Bewohner leben hier, in der zweiten Wohnstätte der Lebenshilfe, in Lembeck, sind es 20 Frauen und Männer mit Behinderungen, die gemeinsam ortsnah wohnen.    
„So viel Selbstständigkeit wie möglich, so viel Hilfe wie nötig.“ Das ist das Motto der Lebenshilfe Dorsten und des „Ambulant Unterstützten Wohnens“ (AUW) bei der Begleitung und Beratung von Menschen, die in einer eigenen Wohnung leben möchten, aber dennoch ein wenig Unterstützung in verschiedenen Alltagssituationen benötigen.

Der zweite Pfeiler der Dorstener Lebenshilfe ist die Lebenshilfe Dorsten e.V.
B
eratungszentrum in der Suitbertstraße sitzen die ambulant arbeitenden Dienste der Lebenshilfe. Tobias Wessels übernahm 2017 die Leitung des 2009 eröffneten Zentrums von seiner Vorgängerin Nadine Beckmann, die wiederum Elke Krause 2018 als Leitung der Frühförderung ablöste. Die Beratungsstelle bietet Betroffenen, aber auch Eltern eine kostenlose Beratung, Aufklärung und Hilfe in allen Bereichen rund um das Thema Behinderung.

Foto oben rechts: Tobias Wessels, Leiter des Lebenshilfe Centers

Dazu gehört beispielsweise der Familien Unterstützende Dienst (FUD). Dieses ambulante Beratungs- und Hilfsangebot geht von der Einzelbetreuung über Gruppenangebote bis zu Ferienfreizeiten und Stadtranderholungen für Angehörige mit Behinderung, die in ihrer Familie leben. Zum Angebot des FUD gehören seit diesem Jahr auch die umfangreich geschulten Schulintegrationshelfer die Kinder und Jugendliche mit hohem Betreuungsaufwand oder sonderpädagogischem Förderbedarf einzeln während des Unterrichts bis hin zur Ausbildung fördern und begleiten.
Auch im Bereich des Ambulanten Pflegedienstes bietet die Lebenshilfe Versorgung für Menschen mit Unterstützungsbedarf an. In ihrer häuslichen Umgebung beraten, pflegen, unterstützen sie die Pflegekräfte individuell mit dem Ziel, ihnen ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes Leben in Ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen.
Ein weiteres ambulantes Unterstützungsangebot der Lebenshilfe Dorsten ist dieHeilpädagogische Familienhilfe (HPFH). Hierbei werden Eltern, die in besonderen Lebenssituationen professionelle Unterstützung benötigen, mit eingebunden in die Pflege und Ernährung, aber auch in die Förderung ihres Kindes. „Hierbei erarbeiten wir gemeinsam mit unseren KlientenLösungswege“, betont Tobias Wessels.
Ein weiterer wichtiger Pfeiler der Lebenshilfe ist die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung, kurz EUTB. Dipl. Sozialpädagogin Jennifer Palm berät und hilft Menschen mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung und deren Familie oder Partner, bei allen Fragen zur Teilhabe und zum selbstbestimmten Leben.
Auch in der Freizeitgestaltung bietet die Lebenshilfe regelmäßig seit einigen Jahren mit zahlreichen Ehrenamtlern verschiedene Sportarten, Ferienfreizeiten und Stadtranderholungen sowie Bildungsmaßnahmen in Kooperation mit der VHS an.

Antonius von Hebel bedankt sich noch einmal für das hohe Engagement der Mitarbeiter, die arbeitsplatzübergreifend in der Anfangszeit der Pandemie in den Wohnstätten ausgeholfen haben, bevor er in die Zukunft blickt. „Ab dem neuen Jahr arbeiten in der Altstadt, Hervest, Holsterhausen und Wulfen verschiedene Träger zusammen, um das Ende dieses Jahres auslaufende Kontraktmanagement weiterzuführen“, erklärt er. „Für den Sozialraum Altstadt sind dies federführend die Jugendhilfe Friedenshort GmbH gemeinsam mit der Lebenshilfe Dorsten e.V.“, fährt er fort.
http://www.lebenshilfe-dorsten.de

Foto oben rechts: Jennifer Palm berät in allen Fragen zur EUTB

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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