Laienspielschar Lembeck
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Laienspielschar Lembeck
50 Jahre plattdeutsche Unterhaltung
„Dröw wie us vöstellen? Wie sünt Laienspeller ut Lembeck un häbbt Lust de plattdütsche Sproake te erhollen. Eenmal int Joar studeer wie een Stück in, wat den ganzen Oabend durt, dat wie ümmer in November up de Bühne brecht. Kiek doch es mol vöbie, wie dän us freun.“
Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, diesen plattdeutschen Text verstanden haben, dann können Sie auch den Bühnenstücken der Lembecker Schauspieler wunderbar folgen. Und falls Sie auch nicht jedes Wort verstehen sollten, alleine zu sehen, mit wie viel Herzblut die Akteure dabei sind, ist schon einen Besuch ihrer Vorstellungen wert.
Seit 1969 sind die Lembecker Laienspieler ein Garant für gute Unterhaltung in plattdeutscher Sprache. Von den allerersten Stücken, die noch in Stegemanns Saal aufgeführt wurden, bis zum ersten Stück dem „Heidegrab“, aufgeführt in der Sport-und Kulturhalle, wandelte sich das Repertoire der Hobby-Schauspieler vom damaligen ernsten Genre hin zu heutigen Komödien und Schwanks wie „Oppa wöd verkofft“, „Drei lustige Witwen lott et krachen“ oder dem „Muord in’n Haunerstall“.
Eine öffentliche Generalprobe und drei Auftritte Anfang November stehen einer monatelangen Probenzeit gegenüber. „Wir starten im Frühjahr und suchen das Stück aus“, bemerkt Inge Sondermann, die in diesem Jahr Regie führt. Beim „Job“ des Regisseurs wechseln sich die Akteure jedes Jahr untereinander ab. „Das Stück muss zu der Größe der Bühne sowie zu der Anzahl unserer Spieler passen. Es haben ja nicht immer alle Spieler jedes Jahr Zeit, sodass wir mit unterschiedlicher Spielerzahl zwischen acht und zehn antreten. Und es muss natürlich nach mehrmaligen Lesen im Juli immer noch allen gefallen“, fährt die Regisseurin fort und erhält die Zustimmung aller anwesenden Laienspieler.
Erschwerend kommt noch dazu, dass die ausgesuchten Vorlagen in Hochdeutsch geschrieben sind und von Hildegard Heiming erst noch ins Platt übersetzt werden. „Hin und wieder finden wir auch geeignete Stücke, die bereits in Platt geschrieben sind, aber dann verstehen wir oftmals spezielle Wörter nicht und müssen uns auf die Suche nach der Bedeutung machen“, so „Hille“ Heiming.
So gemischt wie ihr Publikum ist auch die Laienspielschar selbst. Seit 1976 dabei und unersetzlich ist Souffleuse Hedwig Kruschinski, die allen Akteuren die nötige Sicherheit gibt und natürlich bei eventuellen Satzhängern hilft. Eine der jüngeren Spielerinnen, aber mit 37 Jahren weitaus nicht die Jüngste, ist Martina Levölger. Sie spricht zwar kein Plattdeutsch mehr, kann aber alles verstehen. „Ich bin ja mit dem Münsterländer Platt großgeworden“, erzählt sie. „Mit dem echten Münsterländer Platt“, wirft Andreas Heiming lachend ein.
Foto oben rechts: Mit Herblut dabei: die Lembecker Laienspielschar
Geht es im Juli und August noch eher gemächlich zu, wird es ab September ernst. Dann proben die Schauspieler, die allesamt aus Lembeck kommen, jeden Montag, um bis November textsicher zu sein. Nun stehen auch bereits die Requisiten wie die obligatorische Couch oder Tisch und Stühle auf der Bühne. „Die letzten Proben finden verkleidet statt, dann spielen wir erst richtig unseren Part. In Zivilkleidung ist man noch nicht wirklich in der Rolle drin“, weiß Inge Sondermann aus jahrelanger Erfahrung.
An den Tagen der Aufführungen herrscht bei allen immer noch großes Lampenfieber, obwohl einige Akteure schon ewig lange dabei sind. So sind auch im diesjährigen Schwank „Och, du fröhliche“ wieder bekannte und vertraute Gesichter wie Andreas Heiming, seine Schwester Hildegard Heiming, Hedwig Kerkmann, Martina Levölger, Hildegard Kuckuck, Rainer Punsmann, Klaus Niehüsener sowie Josef Krampe zu sehen.
Das Lampenfieber senken können auch Stefan und Antje vom Haus- und Hoffriseur Bohle nicht, aber sie können zumindest dafür sorgen, dass sich die Frauen der Truppe vor ihren Auftritten wohlfühlen. „Wir sitzen hier hinten im Regieraum und bekommen zwischen ‚Tür und Angel‘ unsere Masken und unsere Frauen werden richtig verwöhnt“, protestieren schwach die etwas neidischen Herren. „Aber wir gönnen euch das Highlight, denn ihr Frauen freut euch darauf und genießt die Behandlung“, gestehen die Herren der Schöpfung „ihren“ Frauen diese Sonderbehandlung vor den Aufführungen dann doch zu.
Die Auftritte finden immer am dritten und vierten Wochenende samstags und sonntags zu verschiedenen Zeiten im November statt und sind durchweg sehr gut besucht. Mit der Ankündigung der Vorstellungen, dem Bühnen(auf)bau sowie der Bestuhlung wechseln sich jährlich die Kolpingsfamilie Lembeck und die Landjugend ab, da die Laienspieler kein eingetragener Verein sind. „Dieses Jahr sorgen die Kolpingmitglieder für die Planung der Aufführung und nutzen den Erlös für ihre Seniorenfeier“, erklärt Inge Sondermann. „Unser Lohn hingegen sind der Applaus – und ein gemeinsames Essen nach der Generalprobe.“
Foto oben rechts; Die Laienspieler freuen sich auf die bevorstehenden Auftritte
Text: Martina Jansen
Fotos: privat